Bern – Die Ausstellung «10 Americans» zeigt vom 15. September bis zum 7. Januar 2018 die Bedeutung von Paul Klees Werk für die Entwicklung der US-amerikanischen Kunst in der Mitte des 20. Jahrhunderts. So berühmte Künstler wie Jackson Pollock, Robert Motherwell und Mark Tobey liessen sich im Zeitraum von 1930 bis 1960 von Klees künstlerischer Praxis und bildnerischem Denken inspirieren.
Klees Wirkung auf die jungen amerikanischen Künstler dieser Zeit wird damit zum ersten Mal überhaupt zum Thema einer umfassenden Ausstellung. Neben Werken Paul Klees sind Arbeiten von William Baziotes, Gene Davis, Adolph Gottlieb, Norman Lewis, Robert Motherwell, Kenneth Noland, Jackson Pollock, Mark Tobey, Bradley Walker Tomlin und Theodoros Stamos vertreten.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Phillips Collection, Washington D.C., entstanden und wird im Anschluss vom 03. Februar bis 06. Mai 2018 dort präsentiert.
In den 1930er- und 1940er-Jahren brach in Amerika mit zahlreichen Ausstellungen ein regelrechter Klee-Boom aus. Viele der deutschen Galeristen von Paul Klee waren vor dem Nationalsozialismus nach Amerika ausgewandert. Klee selbst flüchtete Ende 1933 aus Deutschland in seine Heimatstadt Bern. Während der Kunstmarkt in Europa zusammenbrach und Klee in der Schweiz ziemlich isoliert weiterarbeitete, konnte er in Amerika grosse Erfolge feiern. Er reiste jedoch nie in die USA. Vor allem die amerikanischen Künstler reagierten von Anfang an positiv auf sein Schaffen. Sie versuchten das amerikanische und das europäische Erbe der bildenden Kunst zu überwinden. Deshalb waren sie besonders fasziniert von Klees Fähigkeit, verschiedene künstlerische Tendenzen (Kubismus, Surrealismus, Konstruktivismus) in einem neuen Stil zu kombinieren.
Dieser Neuanfang gelang ihnen, indem sie sich wie Klee auf den Ursprung künstlerischer Tätigkeit zurückbesannen. Auf dem Weg zu einer neuen Kunst dienten ihnen verschiedene Vorgehen. Sie nutzten das von Klee und später von den Surrealisten entwickelte Verfahren des Automatismus. Mit dem Stift oder Pinsel zeichneten sie unbewusst freie Linien, die sie in einem nächsten Schritt ganz bewusst weiterbearbeiteten. Die Rückbesinnung auf die Anfänge künstlerischen Ausdrucks führte sie zur Auseinandersetzung mit Kinderzeichnungen und ethnografischen Werken. Vor allem die Vereinfachung und Schematisierung archaischer, allgemeingültiger Symbole und Zeichen übernahmen sie in ihrem eigenen Schaffen.
Die Linie, als das universellste und direkteste Mittel, eignete sich am besten, um die angestrebte Ursprünglichkeit auszudrücken. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb Klee, der in erster Linie Zeichner war, als Vorbild diente. Er erachtete Zeichnen auch als eine Form von Schreiben und entwickelte eine eigene kalligrafische Bildsprache, die zwischen Spontaneität und Kontrolle wechselte. Genau diese Gegensätze versuchten auch die hier ausgewählten amerikanischen Künstler in ihrem Schaffen zu vereinen.
Für die Ausstellung wurden zehn Künstler ausgewählt, die sich entweder explizit über Klees Schaffen äusserten oder indirekt von dessen künstlerischen Errungenschaften erfuhren. Klee war einer von vielen Künstlern, der sie zur Entwicklung einer eigenen Bildsprache inspirierte. Nicht die Ähnlichkeit zu Werken Klees steht im Vordergrund, vielmehr soll ein verwandtes Vorgehen und eine gemeinsame Haltung im Schaffensprozess offen gelegt werden. (ZPK/mc)