Ausstellung «Vitesse»: Ein Hoch auf die Geschwindigkeit
Rasanz, Rausch und Risiko, all dem widmet das französische Nationalmuseum für Fahrzeuge eine Ausstellung. Der Direktor erklärt den Reiz schnellen Fortkommens – und warum sich in Paris niemand um Tempo 30 schert.
«Ich liebe es, in Deutschland auf der Autobahn zu fahren», sagt Rodolphe Rapetti. Und natürlich spielt bei dieser Liebe das Fehlen eines Tempolimits eine Rolle. Rapetti, 62, mag zügiges Vorankommen. Manchmal fährt er auch auf Rennstrecken. Zuletzt jedoch hielt ihn vor allem ein neues Projekt auf Trab, denn der Direktor des »Musée national de la voiture Château de Compiègne« hat die Ausstellung «Vitesse» kuratiert, die dort bis Ende März zu sehen ist. Der SPIEGEL sprach mit ihm über die Schau, die Fahrzeuge und Kunst miteinander kombiniert.
SPIEGEL: Monsieur Rapetti, bis heute gilt die Höchstgeschwindigkeit als wichtige Kennzahl eines Autos. Warum ist das so?
Rapetti: Tatsächlich ist die Höchstgeschwindigkeit für den Alltagsnutzen eines Autos total irrelevant. Trotzdem interessieren sich viele Menschen dafür, weil es dabei um Träume geht.
SPIEGEL: Ihre Ausstellung huldigt der Geschwindigkeit. Sie schreiben im Katalog aber, die Geschwindigkeit sei die «achte Todsünde». Was genau ist das Lasterhafte von Geschwindigkeit?
Rapetti: Heute spricht kaum noch jemand von Sünde. Der Begriff passt hier aber exakt, denn Geschwindigkeit kann den Tod bringen. Und zugleich ist Geschwindigkeit auch eine Form von Lebendigkeit. Interessant ist, dass schnelle Fahrzeuge immer auch besonders schön aussehen. Um diese Zusammenhänge geht es. Und um auch das klar zu sagen: Niemand soll hier zum Schnellfahren ermuntert werden.
SPIEGEL: Vor welchen Ausstellungsstücken sollten Besucher unbedingt innehalten, um dem Wesen der Geschwindigkeit näherzukommen?
Rapetti: Unbedingt in Ruhe ansehen sollte man sich den Ferrari 166 MM – geradezu ein Symbol für Geschwindigkeit: leicht, elegant und schnell. Es war der erste Rennwagen von Ferrari, der internationale Siege einfuhr. Gleich in seinem ersten Rennjahr 1949 gewann das Auto die Mille Miglia und das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Dann empfehle ich, vor dem Bild «Automobile in Corsa» von Luigi Russolo aus dem Jahr 1913 zu verweilen, weil darauf Geschwindigkeit in symbolistisch-futuristischer Bildsprache festgehalten ist. Und drittens vor dem Eigenbau-Rennrad von José Meiffret, mit dem er 1962 mehr als 200 km/h schnell fuhr – Weltrekord!