Verkehrschaos, Unfälle und Schneerekorde durch Wintereinbruch
Bern – An verschiedenen Orten in der Schweiz sind nach den staken Schneefällen vom Donnerstag und Freitag rekordhohe Schneemengen für den Monat November gemessen worden. Der Schnee führte am späten Donnerstag und Freitag in vielen Regionen der Schweiz zu Verkehrschaos und Unfällen. Auch der Schienenverkehr war beeinträchtigt.
Insbesondere in der Deutschschweiz meldeten die Kantonspolizeien eine Vielzahl von Unfällen wegen der schwierigen Strassenverhältnisse.
Im Kanton Bern etwa ereigneten sich bis am frühen Freitagmorgen rund 130 Verkehrsunfälle. Bei einem Zusammenstoss zwischen einem Militärfahrzeug und einem Reisecar auf der Autobahn A1 bei Kirchberg wurden neun Insassen des Armeefahrzeugs verletzt.
In der Stadt Schaffhausen prallte ein ins Rutschen geratenes Auto frontal in einen Linienbus, worauf der Buschaffeur mit Verletzungen ins Spital gebracht wurde. Passagiere waren keine an Bord.
Viele Fahrzeuge mit Sommerreifen unterwegs
Aus dem Kanton Zürich wurden 150 Unfälle, aus St. Gallen 120, aus dem Aargau 60 und aus den Kantonen Thurgau und Solothurn je 40 Unfälle gemeldet. Auch in den Kantonen Freiburg, Zug, Luzern, Schwyz, Glarus und Graubünden kam es zu Dutzenden Unfällen. Dabei kam es zu Verletzten und Blechschäden.
Hauptursache für die Unfälle waren laut den Kantonspolizeien der ungenügende Abstand zwischen den Fahrzeugen und die nicht angepasste Geschwindigkeit. Auch die Tatsache, dass viele Fahrzeuge mit Sommerreifen unterwegs waren, habe zum Unfallgeschehen beigetragen.
Rekordschneemengen für November
Die Winterdienste legten aufgrund der grossen Schneemengen vielerorts eine Nachtschicht hin, um die Verkehrswege wieder freizumachen. Rekordschneemengen für den Monat November fielen etwa in Luzern mit 42 Zentimetern (bisheriger Maximalwert 28 Zentimeter), in Glarus mit 36 Zentimetern, in Langnau im Emmental mit 30 Zentimetern und auch in Zürich und Basel mit je 28 Zentimetern.
Gleich viel oder noch mehr Schnee – wenn auch nicht rekordmässig viel – gab es in Engelberg OW mit 42 Zentimetern, in Andermatt UR mit 45 Zentimetern und in Bosco Gurin im nordwestlichen Tessin mit 58 Zentimetern.
Etwas weniger Schnee blieb dagegen in der Westschweiz liegen. Die Meteorologen von Meteoschweiz massen zwar in der Waadtländer Ortschaft La Dôle oberhalb des Genfersees auch 25 Zentimeter Schnee, in Sion VS aber «nur» 21 Zentimeter, in La Chaux-de-Fonds NE 18 Zentimeter und in Freiburg 8 Zentimeter.
Kälte anspruchsvoll für Rollmaterial
Der öffentliche Verkehr kam am Donnerstagabend in verschiedenen Städten im Deutschschweizer Mittelland nahezu vollständig zum Erliegen, so etwa in Basel, Bern und Zürich. Die städtischen Verkehrsdienste und die SBB erwarteten am Freitagmorgen weiterhin Verspätungen und Zugausfälle. Mehrere hundert Einsatzkräfte der SBB würden ihr Möglichstes tun, um kältebedingte Auswirkungen zu verhindern, hiess es auf X.
Grund für die Einschränkungen waren unter anderem Störungen an den Fahrleitungen und Fahrzeugen sowie vereiste Weichen. Das Bahnunternehmen arbeite mit Hochdruck daran, die Störungen so schnell wie möglich zu beheben, teilte ein SBB-Sprecher mit.
Keine Tramfahrten in Bern und Basel
Wegen der prekären Strassenverhältnisse fielen in Bern die Trams und auch die Busse am Freitagmorgen zunächst weiterhin aus. Gegen 9 Uhr nahmen dann die Busse ihre Fahrt wieder auf. Beim Trambetrieb rechnete Bernmobil, dass er späterer Nachmittag wird.
Auch in Basel führten schneebedeckte Teile der Fahrleitung dazu, dass der Trambetrieb weiterhin eingestellt blieb. Den Busbetrieb wollten die Basler Verkehrsbetriebe schrittweise wieder aufnehmen. Gleiches taten auch die Zürcher Verkehrsbetriebe; sie schickten ihre Trams und Busse am Freitagmorgen jedoch grösstenteils wieder auf die Strecke.
Keine grösseren Störungen erwartete der Flughafen Zürich. Die Pisten waren zur Aufnahme des Betriebs um 06.00 Uhr bereit, wie ein Flughafensprecher zu Keystone-SDA sagte. Noch am frühen Donnerstagabend mussten zahlreiche Flüge ab dem Flughafen Zürich annulliert werden, wie aus den Informationen auf der Flughafenwebsite hervorging.
Verantwortlich für die starken Schneefälle war das Tief «Caetano». Dieses zog genau über die Schweiz, wie Meteoschweiz erklärte. Mit dem Durchgang des Tiefs gab es besonders auf den Bergen auch stürmischen Wind. Der Maximalwert wurde auf dem Jungfraujoch registriert, mit einer Windgeschwindigkeit von 198 Kilometern pro Stunde. (sda/awp/mc/pg)