Bruce Nauman, Henry Moore Bound to Fail, Back View, 1967/1970, Gusseisen 68.5 × 59 × 6 cm, Ed. 9 + 1 AP, Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, © Bruce Nauman / 2015, ProLitteris, Zurich, Artists Rights Society (ARS), New York, Foto: Öffentliche Kunstsammlung Basel, Martin P. Bühler
New York / Basel – Das Museum of Modern Art in New York und das Schaulager in Basel arbeiten zusammen an einer breit angelegten Retrospektive des amerikanischen Künstlers Bruce Nauman. Die Ausstellung wird im März 2018 im Schaulager eröffnet und anschliessend im September desselben Jahres im Museum of Modern Art in New York zu sehen sein.
Auf den bedeutenden Beständen der beiden Institutionen aufbauend, wird dies seit mehr als 20 Jahren die erste umfassende Retrospektive sein, die das gesamte mediale Spektrum des Künstlers berücksichtigt. Von den frühesten, 1965 realisierten Skulpturen bis hin zu den jüngsten Arbeiten nimmt die Ausstellung die gesamte künstlerische Laufbahn Naumans in den Blick. Sie bietet so die Möglichkeit, den souveränen Umgang des Künstlers mit den unterschiedlichsten Medien aufzuzeigen, die von Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien und Neonarbeiten bis zu Performances, Videos, Filmen, Skulpturen und gross angelegten Installationen reichen – wie etwa Days (2009), einer 14-Kanal-Toninstallation, mit der Nauman an der Biennale Venedig 2009 den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag gewann.
Einer der einflussreichsten Künstler unserer Zeit
Bruce Nauman gilt weithin als einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen Kunst und als einer der einflussreichsten Künstler unserer Zeit. In seinem Werk untersucht er beständig, wie die phänomenologische und psychologische Erfahrung von Zeit, Raum, Klang, Bewegung und Architektur, aber auch Sprache und politische Machtverhältnisse unser Weltverständnis bestimmen. Aspekte von Wiederholung und Verwandlung, das Spiel mit dem Auftauchen (oder Zusammenbruch) von Bedeutungen in Wortspielen und rebusartigen Objekten sowie grundlegende philosophische und ethische Fragestellungen, die hinter unverfrorenen Dichotomien (wie gut/böse, Leben/Tod) zum Vorschein kommen, sind für seine Arbeitsweise zentral.
Die Erforschung der Möglichkeiten, was Kunst sein kann
Naumans weitreichender Scharfsinn, seine formale Erfindungskraft, aber auch der trockene Humor seines Werks sind kaum zu übertreffen. Nauman räumt seine Themen so lange frei von Ideen und Materialien, die sich als irrelevant erweisen, bis er den sowohl treffendsten als auch einfachsten Ausdruck für sie findet. Obwohl nie offenkundig politisch ausgerichtet, geht von den Werken doch eine beharrliche Dringlichkeit aus, nicht zuletzt weil der Künstler vom Betrachter die volle Aufmerksamkeit einfordert – «pay attention», eine Aufforderung, die – in Spiegelschrift – auch auf einer seiner Druckgrafiken auftaucht. Naumans wichtigstes Anliegen ist aber nicht das Herstellen von Dingen, sondern die Erforschung der Möglichkeiten, was Kunst sein kann.
In über 40 Jahren künstlerischer Tätigkeit hat er ein Werk geschaffen, das seine Stärke aus der unablässigen Befragung des philosophischen Unterbaus, der das Werk definiert und formt, schöpft. In der heutigen Zeit, in der junge Kunstschaffende routiniert die Grenzen künstlerischer Disziplinen überschreiten und der Performancekunst ein fester Platz in den Museen zukommt, bleibt es schwierig, einen anderen bildenden Künstler zu benennen, der schon so lange und überzeugend mit so vielen verschiedenen Medien arbeitet wie Nauman. (Schaulager/mc/pg)