Büchner-Preis 2015 geht an Rainald Goetz
Darmstadt – Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis 2015 an den Schriftsteller Rainald Goetz. Der Preis wird seit 1951 an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben.
Die Jury begründet ihre Wahl folgendermassen: «Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet einen Autor aus, der sich mit einzigartiger Intensität zum Chronisten der Gegenwart und ihrer Kultur gemacht hat, als teilnehmender, denkender und moralisch urteilender Beobachter, der immer wieder neue Formen und Medien erprobt hat: Erzählung, Roman, Drama, Blog und Text-Bild-Collage. Rainald Goetz hat die deutsche Gegenwart der letzten dreissig Jahre beschrieben, zur Anschauung und zu Wort kommen lassen, er hat sie gefeiert und verdammt und immer wieder auch mit den Mitteln der Theorie analysiert. Hinter seiner nervösen, gespannten Erfahrungsbereitschaft stehen eine weite Bildung und ein empfindliches historisches Bewusstsein, die seiner Sprache eine Balance von leidenschaftlicher Expressivität, beobachtender Kühle und satirischer Deutlichkeit ermöglichen.»
Goetz, geboren am 24. Mai 1954 in München, studierte Geschichte und Medizin in München. Er arbeitete zunächst kurz als Arzt, gab den Beruf aber mit Anfang 30 zugunsten der Literatur auf. Sein erster Roman „Irre“, eine Erzählung aus der Psychiatrie, erschien 1983. In der Folge reüssierte Goetz auch als Dramatiker. In den 1990er Jahren verfasste er eine Reihe vieldiskutierter Texte über Techno und DJ Culture. 1998 schrieb Goetz das Internettagebuch „Abfall für alle“, das wohl erste literarische Blog in Deutschland mit Eintragungen zur Medien- und Konsumwelt. Es erschien 1999 in Buchform und zählte mit den vier Publikationen „Rave“, „Jeff Koons“, „Celebration“ und „Dekonspiratione“ zu „Heute Morgen“, Goetz’ grosser Geschichte der Gegenwart.
Von 2007 bis 2008 schrieb Goetz das Blog „Klage“ auf der Internetseite der Zeitschrift „Vanity Fair“, das noch 2008 als Buch erschien. Es eröffnete das Projekt „Schlucht», eine Analyse der Nullerjahre. Dazu gehören auch die dann folgenden Werke: „loslabern“, sein Fotoband „elfter september 2010“ und schliesslich sein jüngster Roman „Johann Holtrop“, der von Aufstieg und Fall eines Managers erzählt.
Rainald Goetz wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Marieluise-Fleisser-Preis 2013, dem Schiller-Gedächtnis-Preis 2013, dem Berliner Literaturpreis 2012 und dem Wilhelm-Raabe-Preis 2000. (mc/pg)