Bündner Kunstmuseum Chur: Andreas Walser. Und jetzt – gehe ich
Chur – Andreas Walser (1908 – 1930) ist eine aussergewöhnliche Erscheinung in der Bündner Kunst- und Kulturwelt. Die Ausstellung (11.2.-16.7.), die zusammen mit der Musikerin Vera Kappeler für das Labor des Bündner Kunstmuseums konzipiert wurde, eröffnet neue Wege zu diesem früh verstorbenen Ausnahmekünstler.
Aufgewachsen als Pfarrerssohn in Chur, zog es Andreas Walser mit 20 Jahren in die Kunstmetropole Paris. Er wollte nach eigenen Aussagen „ganz und gar französisch werden“. In Paris machte er bald Bekanntschaft mit berühmten Persönlichkeiten aus der Kunst- und Literatenszene. Er arbeitete wie besessen, oft unter Drogeneinfluss, und konnte schon bald einige Werke in Ausstellungen zeigen. Und doch zog es ihn immer wieder nach Graubünden, zu seinen Jugendfreunden und zu seinem Vorbild und väterlichen Freund Ernst Ludwig Kirchner.
Das künstlerische Werk von Andreas Walser ist trotz der kurzen Schaffenszeit sehr umfangreich. Die Ausstellung zeigt einen Überblick über die wichtigsten Werke und Werkgruppen und thematisiert verschiedene Schwerpunkte. Der bekannte Bündner Bühnenbildner Duri Bischoff stattet das Labor im 1. Obergeschoss des Neubaus mit Installationen zu Andreas Walsers Lebensstationen aus. Diese ‹Kulissen› , ausgeleuchtet von Lichtdesigner Roger Stieger, bilden den Rahmen für die Ausstellung und für verschiedene musikalisch-poetische Programme mit ausgewählten Musikern und Schauspielern, mit Mitgliedern des Jungen Theater Graubünden (JTG) und Schülerinnen und Schülern der Bündner Kantonsschule Chur.
Zum Künstler
Andreas Walser wurde am 13. April 1908 in Chur geboren. Dort absolvierte er von 1921 bis 1928 das Gymnasium an der Bündner Kantonsschule. Im Juni 1928 traf er sich ein erstes Mal mit Ernst Ludwig Kirchner in Davos. Im Herbst 1928 ging Walser nach Paris. Mit Augusto Giacometti, Ernst Ludwig Kirchner und der Sopranistin Bärby Hunger blieb Walser in brieflichem Kontakt. Im Dezember 1928 traf der 21-jährige Walser erstmals Pablo Picasso.
Im Januar 1929 suchte Andreas Walser in Paris die Bekanntschaft von Jean Cocteau, dem einflussreichen Literaten, Künstler und Filmemacher. Im Verlauf des Frühjahrs lernte Walser weitere Persönlichkeiten der Pariser Bohème kennen, so u.a. Klaus Mann, René Crevel, Maurice Tabard und Colette. Zu dieser Zeit kann der Maler erste Werke in Ausstellungen zeigen und auch verkaufen. Ende April 1929 entgeht er nach einer Überdosis Drogen nur knapp dem Tod.
In Paris nimmt er an der Ausstellung Exposition d’art abstrait statt, die im Umfeld der Künstlergruppe Cercle et Carré zusammengestellt wurde. Ende Juli besucht er erneut Ernst Ludwig Kirchner und trifft auf dem Wildboden den Maler Fritz Winter. Auch Weihnachten und Neujahr 1929/1930 verbringt Andreas Walser in der Schweiz. Am 19. März 1930 stirbt Andreas Walser in Paris unter ungeklärten Umständen. (mc/pg)
Vernissage
Freitag, 10. Februar 2017, 18 Uhr
Ausstellung
11. Februar – 16. Juli 2017
Dienstag – Sonntag 10-17 Uhr