Zürich – Im März 1920 von Alexander Schaichet gegründet, prägte das erste Kammerorchester der Schweiz von 1920 bis 1943 über zwei Jahrzehnte die hiesige Musikszene. Das Zürcher Kammerorchester und Oliver Schnyder geben am 25. Januar 2022 ein Konzert zu Ehren des Orchestergründers. Schnyder spielt dabei zum ersten Mal in seiner Karriere Bachs erstes Klavierkonzert vor Konzertpublikum.
Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde das erste Kammerorchester der Schweiz gegründet: das Kammerorchester Zürich. Ins Leben gerufen und geleitet wurde es vom jungen Alexander Schaichet, der damit unter anderem das 1945 durch Edmond de Stoutz gegründete Zürcher Kammerorchester prägen sollte. Gemeinsam mit dem aktuell wohl bekanntesten Schweizer Pianisten Oliver Schnyder zollt das ZKO Schaichet am 25. Januar 2022 mit einem Festkonzert Tribut. Dabei erklingen Werke, die zum regelmässigen Konzertrepertoire des ersten Kammerorchesters zählten. So spielt Oliver Schnyder mit Bachs Klavierkonzert Nr. 1 in d-Moll ein Werk, welches auch 1920 beim Eröffnungskonzert von Schaichets Kammerorchester auf dem Programm stand. Schnyder spielt das Stück zum ersten Mal öffentlich. Ausserdem interpretiert er Mozarts vielleicht extrovertiertestes Klavierkonzert, das sogenannte «Krönungskonzert».
Doch nicht nur Musik vergangener Epochen zeichnete Schaichets Programm aus, er war zeitlebens auch ein grosser Förderer zeitgenössischer Schweizer Komponisten wie Willy Burkhard. Dessen Toccata für Streichorchester steht am Festkonzert stellvertretend für Schaichets zahlreiche Aufführungen von Schweizer Gegenwartsmusik. Als russischer Immigrant wiederum war Schaichet auch die russische Musik ein grosses Anliegen. Das ZKO erweist seine Reverenz mit den zwei Stücken für Streicher op.11 von Dmitri Schostakowitsch. (ZKO/mc/ps)
Alexander Schaichet und das erste Kammerorchester der Schweiz
Als Alexander Schaichet (1887 – 1964) im Sommer 1914 zu einer Ferienreise in die Schweiz aufbrach, ahnte er nicht, dass er für immer bleiben würde. Als Ausbildner und erster Konzertmeister am Konservatorium der Musik in Jena, wollte er auch dorthin zurückkehren. Dann wurde er vom ersten Weltkrieg überrascht und blieb. Er liess sich in Zürich nieder, wo er 1919 die ungarische Pianistin und Béla-Bartók-Schülerin Irma Löwinger heiratete, mit der er in der Folge auch künstlerisch eng zusammenarbeitete. Als staatenloser Russe erhielt Schaichet 1927, im dritten Anlauf, den Schweizer Pass. Schaichet war nicht nur junger Gründer des ersten Kammerorchesters der Schweiz, welches er bis zu dessen Auflösung 1943 leitete, sondern auch ein grosser Förderer der Schweizer Gegenwartsmusik. Er blieb sein ganzes Leben in der Limmatstadt. Weitere Informationen unter www.schaichet.ch.