Vom Notbehelf zum Filmstar: Die Vespa steht für Freiheit, Lässigkeit, Dolce Vita. Wer einmal mit diesem Roller durch Rom schwebte, will nie mehr absteigen. Eine Liebeserklärung zum 75. Geburtstag.
Von Katja Iken
Nein, auf Audreys Elfenfigur war ich nie neidisch. Nicht auf ihre unnachahmliche Grazie, ihre wunderschönen Rehaugen, ihre Perlenketten und Givenchy-Roben.
Nicht einmal den schmucken Gregory Peck habe ich ihr missgönnt, mit dem die Hollywood-Diva 1952 in Rom vor der Kamera flirten durfte. Es gibt nur eine Sache, die ich Audrey Hepburn bis heute neide – und das ist das grandiose Gefährt, mit dem Audrey auf ewig durch die Ewige Stadt knattert.
Diese Vespa 125, Primadonna im Olymp der weltschönsten Fahrzeuge, heimlicher Superstar des Filmklassikers »Ein Herz und eine Krone«. Audrey Hepburn heimste 1954 in Hollywood einen Oscar für ihre römische Rolle ein.
Ich hätte ihn eher der Vespa verliehen: verchromter Traum, Symbol für Freiheit, Unabhängigkeit, Dolce Vita. Immer wollte ich – nie konnte ich eine besitzen.
Witz auf Rädern
Zwischen 1996 und 2002 trieb ich mich in Rom herum und zauberte akademisch-universitäre Notwendigkeiten aus dem Hut: Sprachkurs, Praktikum, Erasmus-Semester, Magisterarbeit, Doktorarbeit. Zu erledigen nur, nur, nur in der Stadt der sieben Hügel. Das professorale Placet erhielt ich – nur die Vespa ergatterte ich nie.
Sie war die Unerreichbare, von mir so heiss begehrt wie zuvor nur zweierlei: erstens die volle Rückendeckung durch den Scout-Ranzen als ABC-Schützin und zweitens die Allround-Turnschuhe von Adidas als Pubertier. Ranzen und Schuhe verwehrten mir meine Eltern, eingefleischte Markenhasser. Die Vespa wiederum sprengte schlicht mein studentisches Budget.