«DOK»: Der König der Schweiz

Schwingen

Oberaargauisches Schwingfest 2016. (Copyright SRF)

Zürich – Es ist ein Schweizer Phänomen, das Schwingen. Ging es früher beim Hosenlupf einzig um Ruhm und Ehre, kommen heute auch Sponsorengelder, Marketing und Autogrammstunden dazu. Geblieben ist das Kräftemessen im Sägemehl allerdings praktisch so, wie es die Sennen und Bauern in den Bergtälern immer schon praktiziert haben. In Zwilchhosen Mann gegen Mann – und seit 1980 auch Frau gegen Frau. Wer auf dem Rücken liegt, hat verloren. Wer gewinnt, streicht dem Gegner das Sägemehl vom Rücken. Aber wer sind sie, diese Schwinger und Schwingerinnen? Andrea Pfalzgraf geht in ihrem DOK-Film dieser und anderen Fragen nach.

Matthias Sempach reitet auf einer Erfolgswelle. Im Mai 2015 ist von einer Sekunde auf die andere alles anders. Der Schwingerkönig von 2013 liegt verletzt im Sägemehl. Vorbei ist es mit dem Traum vom Siegermuni. Es fliessen Tränen. Schon als Bub wollte er mit dem Kopf durch die Wand, und Muni sei sein erstes Wort gewesen. Darum ist Aufgeben nicht seine Art, und am diesjährigen «Eidgenössischen» Ende August will er den Königstitel verteidigen. Das heisst hartes Training. Wird König «Mättu» in den von Paul Eggimann handgenähten Schwingerhosen den Weg zurück ins Sägemehl schaffen?

Eine Männersache
Schwingen ist hip. Rund 5000 Aktiv- und Jungschwinger trainieren jede Woche, um sich sommers landauf, landab sonntags auf den Rücken zu legen. Schwingen die Männer seit Jahrhunderten, müssen die Frauen sich bis heute dafür rechtfertigen, wenn sie in die Schwingerhosen steigen. Der Tochter der Schwingerlegende Karl Meli, Irene Bodenmann-Meli, war das Schwingen vom Vater verboten. Sie wagte es trotzdem.

Helden wollen sie sein, die Frauen und Männer von Stadt und Land. Aber allen gemeinsam ist, dass sie von bodenständigem Naturell auf dem Schwingplatz Freundschaft, Tradition und Respekt suchen. Dass der Duft des Sägemehls süchtig machen kann, davon erzählt der bis vor Kurzem erfolgreichste Kranzschwinger Hanspeter Pellet.

Der Film von Andrea Pfalzgraf lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer eintauchen in die Welt der gekrönten Häupter und solcher, die es werden wollen. Ein Film über ein Phänomen, bei dem die Traditionen der Schweiz mindestens so viel zählen, wie der Gewinn beim Schlussgang, ein Film über ein Stück Schweiz. (SRF/mc/pg)

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