Wenn heute Ausstellungen gemacht werden, so reicht es nicht mehr, wenn man nur einige Bilder an die Wand hängt. Die Leute wollen mehr.
Darum hat die Bundeskunsthalle in Bonn diesen Sommer mehr zu bieten. Sie hat sich nämlich ein authentisches Ambiente des gartens von max Liebermann auf das berühmte Dach bauen lassen. die Zusachuer sollen dort den zauber der malerei nachempfinden können. und die kritiker sind sich heute schon einig: die Besucher werden pilgern und geniessen, darüber reden und davon schwäremen.
Der Dachgarten der Bundeskunsthalle Bonn (noch ohne Liebermann-Garten).
Max Liebermann bezog 1910 sein Sommerhaus am Berliner Wannsee, dessen Gartenanlage er zusammen mit seinem Freund Alfred Lichtwark, dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, minutiös durchgeplant hatte. In den darauf folgenden Jahren hielt Liebermann dieses kleine private Refugium in über 200 Werken aus immer neuen Blickwinkeln fest. Den drei formal gestalteten Heckengärten kam in der Gesamtkonzeption des Gartens eine zentrale Rolle zu, aber auch Birkenweg, Blumenterrasse, Teepavillon und Nutzgarten fügten sich harmonisch in Liebermanns Gartenparadies am Wannsee ein.
Der Garten ist der Inbegriff des «cocooning». Ästhetischer Rückzug und Besinnung auf das Wesentliche.
Auf dem Dach der Bundeskunsthalle werden die drei Hauptelemente des Wannseegartens – die Heckengärten, die Birkenallee und der Blumengarten – in freier Anordnung phantasievoll zitiert.
Max Liebermann (1847–1935) Spitalgarten in Edam, 1904. Öl auf Leinwand, 71 x 89. Belvedere, Wien.
Auch die Blickachsen des Originalgartens lassen sich nachvollziehen. So erleben Sie, ergänzend zur Ausstellung und diese erweiternd, auf dem Dach der Bundeskunsthalle mit spektakulärem Rundumblick ein temporäres Ensemble, das einen der schönsten Künstlergärten in Deutschland nachempfindet. (mc/th)