Ein grosser Schweizer Komponist und ein Star an der Geige
Das Swiss Orchestra mit Lena-Lisa Wüstendörfer am Pult präsentiert quer durch die Schweiz ein Programm von Barock bis Romantik. Gemeinsam mit Violinist Michael Barenboim kommt ein wahres Juwel in die Schweizer Konzertsäle: Hermann Suters Violinkonzert in A-Dur. Gespielt werden auch Werke von Vivaldi, Mendelssohn und vom «Quasi-Schweizer» Templeton Strong. Denn das Swiss Orchestra pflegt seit seiner Gründung die Tradition, dem Schaffen unbekannter Schweizer Komponisten weltbekannte Werke gegenüberzustellen. Konzertstationen sind vom 5. bis 28. Mai 2023 Genf, Bern, Basel, Zürich und Andermatt.
Suter war einer der ganz grossen Komponisten der Romantik und völlig zu Unrecht ist er in Vergessenheit geraten. Ein Schicksal, das er mit vielen Schweizer Kunstschaffenden der Klassikwelt teilt. Sein hochromantisches Violinkonzert in A-Dur gilt als grosses Werk, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer stellt der Schweizer Komposition Antonio Vivaldis Concerto Grosso in a-Moll gegenüber. Denn zwei Wochen nach der Uraufführung 1922 hat Suter beide Werke, sein eigenes Violinkonzert und Vivaldis Geniestreich, im Stadtcasino Basel programmiert und selber dirigiert.
In einem Aufsatz über «Programm-Aufstellung in den Sinfoniekonzerten» erzählt Suter anekdotisch von einem vermeintlichen Beethoven-Liebhaber, der sich als Laie entpuppte. Auf den Hinweis, dass in Basel bald die «Eroica» gespielt werde, meinte dieser: «Was singt denn die Frau?» Die kleine Geschichte entlarvt einen ahnungslosen Konzertgänger, der eben nur Konzerte besucht, wenn bekannte Werke von Beethoven gespielt werden, oder wenn ein Star auftritt.
Michael Barenboim an der Geige
Für die Interpretation von Suters Stück konnte mit Violinist Michael Barenboim ein Grosser seines Fachs gewonnen werden. Die Herausforderung, eine völlig unbekannte Komposition zu spielen, reizt ihn. Barenboims Name verpflichtet. Entspringt er doch mit seinen weltbekannten Eltern einer wahren Klassikdynastie. Aber längst ist er selbst zum Stern am Geigenhimmel geworden.
Mit Auszügen aus Felix Mendelssohns Sommernachtstraum und einer Suite von George Templeton Strong schliesst der Konzertabend. In New York geboren, hat dieser praktisch sein ganzes Leben in Europa verbracht und lange in Genf gewirkt. Dort hat er jungen Musikern kostenlosen Unterricht erteilt und das Genfer Kulturleben stark mitgeprägt, so dass ihn die Genfer «adoptierten» und als einen der ihren wahrnehmen. Templeton Strong ist für seine ausgesprochen bildhafte Musiksprache bekannt. Kein Wunder, war er doch auch als Kunstmaler tätig. (Swiss Orchestra/mc/ps)