Basel – Die photo basel ist die schweizweit erste und einzige Fotokunstmesse (die Einzige im gesamten deutschsprachigen Raum). Sie findet vom 21.9. bis 26.9.2021 zum sechsten Mal parallel zur Art Basel statt. Nachdem die Messe im vergangenen Jahr in Basel abgesagt werden musste, konnte sie eine Einladung der POSITIONS art fair in Berlin annehmen und im famosen Tempelhofer Flughafen einen Abriss aus ihrem Programm mit 22 internationalen Galerien zeigen.
Im 2021 werden nun rund 37 internationale Galerien erneut in Basel erwartet. Neben den rund 140 gezeigten Künstler:innen (mit rund 450 fotografischen Positionen), lanciert die photo basel auch ein kuratiertes Rahmenprogramm.
Bereits zum dritten Mal zeigt die photo basel im von der Französin Audrey Hoareau kuratierten Master Cabinet ausschliesslich Vintage Abzüge grosser Meisterfotograf:innen. Pandemiebedingt ist das Messeformat deutlich hybrider und digitaler geworden. Im vergangenen Jahr veranstaltete die photo basel gar vier virtuelle Messen. Nun werden zum ersten Mal auf der Messe sogenannte NFTs (digitale Werke, welche auf der Blockchain registriert sind) auf Bildschirmen zu sehen und auch zu kaufen sein.
Dass der Klimawandel nicht vor der Kunst halt macht, spürte die in Aachen, Berlin und Kapstadt ansässige Galerie Artco am eigenen Leib. Die in Deutschland im Sommer wütende Jahrhundertfluten, haben das Kunstlager der Galerie mit rund 2.5 Metern Hochwasser überschwemmt. Die dabei teils arg in Mitleidenschaft gezogenen Kunstwerke werden nun in einer kleinen Sonderausstellung unter dem Titel „Flooded Art Project“ gezeigt. Die nun „zerstörten Kunstwerke“ zieren die Spuren dieser Umweltkatastrophe und sind zugleich als Einzelstücke gebrandmarkt. Ein Fokus wird hierbei auf dem Deutschen Fotografen Gideon Mendel liegen. Seine Werkserie „Drowning World“, in welcher er dokumentarisch diverse globale Flutkatastrophen abgelichtet hat, ist nun selbst Opfer von Fluten geworden.
Die Messe widmet zudem dem am 19. Juni 2021 verstorbenen Schweizer Fotografen Arnold Odermatt (1921-2021) eine Hommage auf dem Balkon des grossen Festsaals – diese museale Sonderausstellung wird von der Galerie Springer aus Berlin kuratiert und hat als Zentrum die Serie „Karambolage“, welche sich um kleinere und grössere Verkehrsunfälle dreht. 40 Jahre lang hat der Schweizer Polizist Tatorte und Sachschäden akribisch dokumentiert. In seinen Fotografien wird das verformte Blech der Autos zu Skulpturen, welche stets etwas Melancholisches, stets Atmosphärisches haben und so zu Momentaufnahmen unserer mobilen Gesellschaft werden.
Die photo basel ist und bleibt eine durch und durch Basler Messe mit internationalem Flair. Bei der stets hohen Qualität, ist es schwierig, besondere Highlights auszuwählen. Ein besonderes Augenmerk kann jedoch auf folgende Künstler:innen und deren Positionen gelegt werden:
Die Lettische Künstlerin Iveta Gabalina zeigt auf ihren Werken mit dem Titel „my hand is warmer than the sun“ Berg-und Gletscherlandschaften aus dem Archipelago auf Svalbard (einer kleinen Inselgruppe zwischen Norwegen und den Nordpol). Zusammen mit den Aufnahmen, nimmt Iveta noch ein Stück gefrorenen Gletscher in einer Reisetasche mit nachhause nach Riga. Anschliessend werden diese Eisblöcke auf die Prints gelegt und verformen diese durch den natürlichen Schmelzprozess. Auf diese Weise entsteht ein neues, einzigartiges Kunstwerk, welches die Künstlerin durch deren Individualität als Fotogramm versteht. Iveta Gabalinas Arbeiten gehen auf sehr subtile und stringente Art und Weise auf den Klimawandel und die Eisschmelze ein.
Die gebürtige Deutsche Fotografin Jessica Backhaus (1970) lebte zwischen 1995 und 2009 abwechselnd in Paris und New York, bevor sie 2009 nach Berlin zurückkehrte. Sie wird durch die Galerie Robert Morat aus Berlin vertreten, welche ihre „Cut Outs“ als Einzelausstellung auf der photo basel zeigt. Jessica Backhaus gilt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Deutschen Fotografinnen. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln variiert Jessica Backhaus in ihrer fotografischen Arbeit zwischen Abstraktion und Dokumentation. Die Künstlerin wird von dem alltäglichen Leben mehr inspiriert als von weiten Reisen, sie befasst sich mit Gegenständen und Situationen des Alltags und betrachtet die Welt durch ihre Kamera immer wieder aus ungewöhnlichen Perspektiven.
Die Werke von der Multimediakünstlerin Alia Ali (1985) bewegen sich im Zwischenraum zwischen Illusion und Realität, Wahrheit und Interpretation. Die jemenitisch- bosnisch- amerikanische Multimediakünstlerin richtet ihr künstlerisches Interesse auf Themen wie Identität, Universalität sowie Dualität der Räume. Mit den erst kürzlich abgeschlossenen transglobalen Projekten „Cast no Evil“ und „Borderland“ erkundet sie anhand von Textilien und deren Herstellung Kulturen und kulturspezifische Konflikte. Die Arbeit an diesem Projekt führte sie in mehrere Länder, darunter Mexiko, Usbekistan, Indonesien, Vietnam, Nigeria oder auch Japan. Ali, die bislang 63 Länder bereist hat, versucht in ihrer Fotografie die Menschen, Orte und Prozesse, die uns gleichzeitig verbinden und trennen, festzuhalten.
Sechs echte Matterhörner der Künstlerin Anastasia Samoylova (1984), die für die Biennale für zeitgenössische Fotografie 2020 in Auftrag gegeben wurde, werden in der Galerie Peter-Sillem (Frankfurt am Main) gezeigt. Die Bildcollage besteht aus sechs echten Matterhörnern und einem gefälschten – einer Nachbildung des Matterhorns aus dem Disneyland. Wie unterscheiden sie sich? Samoylovas Arbeiten aus der Serie «Landscape Sublime», die sie 2013 begann, wirken verspielt und zeitgleich fröhlich. Sie zeigen Motive, die Menschen gerne fotografieren, bestaunen und betrachten. Samoylova arbeitet mit Fotomaterial, das sie im Internet findet und das dort ohne urheberrechtliche Einschränkungen (Copyright) zur Verfügung gestellt wird. Sie ordnet die gesammelten Bilder nach Suchbegriffen, druckt sie aus und arrangiert sie in ihrem Atelier zu dreidimensionalen Skulpturen, die sie anschliessend fotografiert. Samoylova geht es in ihrer Kunst nicht um die Landschaft selbst, sondern um ihre Wahrnehmung, um die individuelle und kollektive Vorstellung von Landschaften, die durch die enorme und ständig wachsende Zahl von Bildern geprägt wurde und noch immer wird.
Erneut haben wir das grosse Vergnügen und die Ehre, den Basler Fotografen und Pionier der konkreten Fotografie, Roger Humbert (*1929) mit einer Einzelausstellung (Galerie Fabian & Claude Walter, Zürich) zu zeigen. Die ausgestellten Fotogramme entstanden grösstenteils im Jahr 1972 und wurden neu von der Kuratorin Alessa Widmer aufbereitet. Bei diesen Farbaufnahmen legte Humbert Plexiglaselemente auf eine Glasplatte, liess subtraktives Licht von unten auf die Elemente scheinen und nahm die abstrakte Farbkomposition auf. Der Grossteil seines Oeuvres ist in der Fotostiftung in Winterthur untergebracht – umso mehr freut es uns, dass wir nun Werke zeigen dürfen, welche trotz ihrer Spektakularität der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind; sie wurden in den letzten 50 Jahren lediglich einmal gezeigt.
Die photo basel findet vom Dienstag, 21. September 2021 bis und mit Sonntag, 26. September 2021 im Volkshaus Basel statt. (photo basel/mc/ps)
Alle Schutzmassnahmen werden rigoros eingehalten – es gilt das 3G Prinzip. Die photo basel hat vom kantonalen Gesundheitsdepartement Basel-Stadt die offizielle Bewilligung zur Durchführung der Messe erhalten.