Irgendwann erwischt es jeden unterwegs und eine Warnlampe im Armaturenbrett leuchtet auf, im besten Fall. So auch bei unserem Steyr, irgendwo im Nirgendwo der Weiten in Apuliens «Alta Murgia».
Von Helmuth Fuchs
Plötzlich leuchtet die rote Lampe unterhalb der Batterie 1 auf und der Drehzahlmesser hängt bei Null fest. Da wir beide absolute Anfänger sind bezüglich Motoren jeglicher Art, vom Innenleben unseres Steyrs nur wissen, dass es eigentlich sehr robust ist, ist guter Rat eines Spezialisten gefragt. In der Schweiz ist das der Steyr-Gott Dani Abbühl (für Atheisten und des österreichischen Idioms Mächtigen «der Steyr-Spezi»).
Ein Kenner und Könner von seltenem Format
Ich hatte vor unserer Reise das grosse Vergnügen, ihn bei einem Besuch in seinem Reich persönlich kennenlernen zu dürfen. Unglaublich, wie viel Wissen sich in einem einzelnen Menschen ansammeln kann. Er hört beim Anlassen des Motors (im Notfall auch über das Telefon) schon, wie es um den Zustand des Fahrzeuges steht, entdeckt sofort einige kleine Dinge, die verbessert werden können (aber nicht dringend müssen), das Zischen der Staudruckbremse kommentiert er mit «habt Ihr da einen Vogel eingesperrt?» und bekommt beim Fahren ein Glänzen in den Augen: «Sidäfiin» (seidenweich).
Ihn in seiner Garage zu erleben, in der er praktisch alle Teile diverser Steyr-Modelle lagert und im Notfall in der Lage ist, fehlende Teile auch selbst herzustellen, ist ein seltener und unvergesslicher Genuss. Selten, weil es nur noch wenige Menschen gibt, die ein Fahrzeug so detailliert bis hin zur allerletzten Schraube kennen und verstehen und dazu handwerklich in der Lage sind, praktisch alle Probleme auch selbst zu lösen. Und selten, weil er sich trotzdem Zeit für einen blutigen Anfänger wie mich nimmt.
Anweisungen durch den technischen Dienstbehelf des Bundesheeres
Also ein Anruf in die Schweiz zu Dani, kurze Beschreibung des Problems und seine ebenso knappe Analyse: «Schau dir den Keilriemen an». Kurz unter den Steyr gekrochen und da hängt mir der Keilriemen schon entgegen. Einige Zähne fehlen, aber als Ersatz wird er uns weiterhin begleiten. Zum Glück habe ich einen neuen dabei. Ebenfalls dabei auf dem iPad ist der «Technische Dienstbehelf für das Bundesheer, Geländegängiger mittlerer Lastkraftwagen SDP12M18». Dort findet sich die sensationell detaillierte Anweisung, wie der Keilriemen zu wechseln ist.
Ohne militärisch stramm zu stehen, dafür mit Blick in die Landschaft, einer kleinen Pause zum Bewundern der Schafherde, die vorbeizieht, einer kurzen Unterhaltung mit dem Hütehund, einem Blick auf die blühenden Herbstzeitlosen, werden die Schritte abgearbeitet und der neue Keilriemen sitzt.
Einen kurzen Augenblick setzt der Herzschlag aus beim Kippen des Fahrerhauses. Die letzte Strecke erledigt die Kabine ohne fremde Hilfe und man muss einfach hoffen, dass das ganze Teil nicht einfach vornüberkippt und in der Wiese landet. Aber alle Verbindungen halten was sie müssen.