Die neue Ausstellung «Arbeitende Kinder» im Forum Schweizer Geschichte ist einem noch wenig beachteten Thema der Schweizer Geschichte gewidmet. Sie dauert bis zum 27. Oktober und beleuchtet, wie Kinder im 19. und 20. Jahrhundert mit ihrer Arbeit zum Familieneinkommen beitrugen, und wie gesetzliche Massnahmen sowie das Schulobligatorium ausbeuterische Arbeitsformen einzuschränken begannen.
Kinder hüteten Vieh, misteten den Stall aus und halfen beim Heuen. Sie klöppelten, spinnten oder fabrizierten Strohschnüerli in Heimarbeit. Mädchen und Buben mussten schon immer mitanpacken, wurden früh in den Arbeitsprozess integriert und leisteten oft einen unentbehrlichen Beitrag für das finanzielle Überleben ihrer Familie. In Rothenthurm halfen sie im Winter beim «Ischä» (Eisabbau), in Gersau arbeiteten sie in der Seidenfabrik und in Einsiedeln kolorierten sie Heiligenbilder.
Die neue Ausstellung im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz beleuchtet die verschiedenen Aspekte der damaligen Arbeit von Kindern und zeigt, welche Tätigkeiten sie verrichteten: Was etwa sind die Aufgaben vom «Lädelibueb» oder dem «Streicherkind»? Weshalb waren Kinderhände in der Stickerei so gefragt? Und wie sticht man Torf? Besonders im Fokus stehen dabei die damaligen Verhältnisse in der Zentralschweiz.
Erst mit der Einführung des obligatorischen Schulunterrichts (1874) und dem Eidgenössischen Fabrikgesetz (1877) verbesserte sich die Situation der Kinder: Schulbildung war nun ein Grundrecht und Kinderarbeit unter 14 Jahren in der Schweiz verboten. Doch gerade in ärmeren und abgelegenen Regionen waren Kinder weiterhin als Arbeitskräfte vonnöten – oder wurden in die Fremde geschickt. Traurige Berühmtheit erlangten dabei die Schwabenkinder aus Graubünden, die Fremdplatzierten, Heim- und Verdingkinder oder die Tessiner Spazzacamini, die in Italien Kamine reinigten. Auf ihre Schicksale wird in der Ausstellung speziell eingegangen.
Und wie ist die Situation heute? 1997 ratifizierte die Schweiz die UNO-Konvention über die Rechte des Kindes. Weltweit müssen heute noch immer 160 Millionen Mädchen und Buben ab fünf Jahren arbeiten, etwa auf Plantagen, in Fabriken oder Minen.
Im Museum zu erleben sind dazu verschiedene historische Objekte, bildgewaltige Fotos, Dokumente, Medienstationen sowie Zeitzeugenaussagen – ja sogar zur Thematik passende Düfte können erschnuppert werden: etwa Heu und Mist (Landwirtschaft), Maschinenöl (Fabrik), Kohl im Keller (Heimarbeit) oder Russ (Kaminfegerkinder).
Am Ende der Ausstellung können die Museumsgäste ihre eigenen Erlebnisse oder jene ihrer Eltern oder Grosseltern an einer Medienstation erzählen und festhalten – ihre ganz persönliche Arbeitsgeschichte. (mc/pg)