Gastrosuisse sieht Licht am Ende des Tunnels
Bern – Das Gastgewerbe sieht nach schwierigen Jahren endlich Licht am Ende des Tunnels. Der Ausserhaus-Konsum stieg 2017 erstmals seit Jahren wieder an, nämlich um 5,6 Prozent auf 23,6 Milliarden Franken, wie der Verband GastroSuisse am Mittwoch an der Jahresmedienkonferenz mitteilte.
«Ganz sachte scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen», sagte GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer vor den Medien in Bern. Zum Jubeln sei es aber zu früh. Es brauche einen nachhaltigeren Aufschwung. Für den Aufwärtstrend im Gastgewerbe sprächen die Umsatzzahlen 2017. Letztmals sei ein Umsatz in dieser Höhe 2012 erreicht worden. Seither sei dieser Jahr für Jahr gesunken. Gegenüber 2010, dem besten Jahr für das Gastgewerbe überhaupt, liege der Umsatz des vergangenen Jahres immer noch um satte 9,6 Prozent tiefer.
Ein ähnlich zwiespältiges Bild vermittelten Zahlen der Konjunkturforschungsstelle KOF. Laut diesen hat der Aufwärtstrend des letzten Jahres bereits im vierten Quartal 2017 wieder stagniert und der Umsatz im Gastgewerbe ist um 0,9 Prozent gesunken.
Licht und Schatten
Laut Platzer zeigen aber die aktuellsten KOF-Zahlen, dass sich eine positive Umsatzentwicklung im Startquartal 2018 fortgesetzt hat. Gemäss diesen Angaben ist der Umsatz in der Hotellerie um 3,5 Prozent und in der Gastronomie um 4,2 Prozent gestiegen.
GastroSuisse-Direktor Daniel Borner erklärte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda, dass ein wesentlicher Grund dafür die Entwicklung von Hotellerie und Restauration im Berggebiet sein dürfte. Wünschenswert sei es, dass sich die positive Tendenz im Jahresverlauf fortsetzen werde, viel werde aber vom Wetter abhängen.
Zuversichtlich stimmt den Verband die Entwicklung der Logiernächte. Sie zeigen für das vergangene Jahr ein Plus von 5,2 Prozent. Relativiert wird die Freude darüber jedoch dadurch, dass die Preise im Kampf um internationale Marktanteile stark unter Druck geraten sind. Der Umsatz pro Logiernacht ist gesunken.
Kritik an MEI-Umsetzung
Die Branche hofft daher auf einen nachhaltigeren Aufschwung, um dringend notwendige Investitionen zu tätigen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Kooperationen, Innovationen und neue Technologien böten wichtige Chancen. Aber auch die Politik müsse ihren Anteil leisten, etwa mit Massnahmen für mehr Beschaffungsfreiheit oder weniger Regulierungskosten.
Stark betroffen ist das Gastgewerbe etwa von der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. Die für die Zulassung von Ausländern zugrundeliegende nationale Arbeitslosenquote sei «keine wissenschaftlich fundierte Zahl», kritisierte Platzer. Insbesondere die Berufsbezeichnung «Küchenpersonal» müsse in «realitätsnahe Kategorien» aufgeteilt und dabei unterschieden werden zwischen Hilfs- und Fachkräften, forderte er.
Gleich lange Spiesse fordert GastroSuisse für Konkurrenten wie Airbnb. Gemäss verschiedenen Studien des Walliser Tourismus Observatoriums hat die Zahl der auf Airbnb angebotenen Objekte in der Schweiz massiv zugenommen. Rund 8 Prozent der Hotellogiernächte oder rund drei Millionen Logiernächte gingen 2017 auf das Konto von Airbnb.
Potenzial der Direktvermarktung
Das Gastgewerbe sieht sich einem enormen Kostendruck ausgesetzt. Potenzial ortet GastroSuisse-Direktor Borner in der vermehrten Zusammenarbeit zwischen Gastonomen und Bauern. Eine Umfrage habe gezeigt, dass das Interesse des Gastgewerbes an Direktvermarktung lokaler Produkte schon gross sei, und von den Gästen noch grösser eingeschätzt werde als von den Gastronomen selber.
Der Gast sei bereit, für direkt vermarktete Produkte mehr zu zahlen, damit stiegen die Chancen für Wirte und Landwirte höhere Margen zu erzielen, sagte Borner. Im Gastgewerbe werde dabei ein Lieferdienst der Bauern erwartet. Zusammen mit dem Schweizerischen Bauernverband prüft GastroSuisse aktuell Möglichkeiten einer digitalen Plattform, um Anbieter und Kunden zusammenzubringen. (awp/mc/pg)