J. E. Wolfensberger mit einer Druckwalze vor dem Wolfsberg. Um 1940. (Foto: Landesmuseum)
Zürich – Cuno Amiet, Oskar Kokoschka, Otto Dix und Henry Moore – Seit 1911 gilt die Graphische Anstalt J. E. Wolfensberger als erste Adresse für hochwertige Lithografien, wo internationale Künstler und renommierte Gestalter ein und aus gehen. Die Ausstellung «Gut zum Druck. Kunst und Werbung bei Wolfensberger» im Landesmuseum Zürich gibt ab 25. Oktober 2013 Einblick in den am Schnittpunkt von Kunst und Kommerz gelegenen Familienbetrieb, heute geführt in vierter Generation.
Auf dem chronologisch angelegten Parcours mit erstklassigen Werbedrucksachen, Plakaten, Originalgrafiken, historischen Fotografien, Kunstreproduktionen und Gemälden führt die Ausstellung «Gut zum Druck. Kunst und Werbung bei Wolfensberger» durch elf Jahrzehnte in die Gegenwart. Die Ausstellung verfolgt die Entwicklung eines am Schnittpunkt von Gebrauchsgrafik, Kunst und Kommerz gelegenen Unternehmens, veranschaulicht die Technik des Steindrucks und zeigt erstklassige Lithografien – von kleinformatiger Reklame über Originalgrafik und Kunstreproduktionen bis zum Plakat.
Der Visionär
Ein besonderes Augenmerk der Ausstellung gilt der Vision des Firmengründers Johann Edwin Wolfensberger (1873–1944), der 1911 im imposanten Neubau Geschäfts- und Wohnräume, Druckerei, Ateliers und Kunstgalerie unter einem Dach vereint. Der Schweizer Kunst eine neue Plattform zu geben, war sein Ziel und im grafischen Gewerbe neue Massstäbe zu setzen. Mit Erfolg hat sich J. E. Wolfensberger denn auch für die Durchsetzung eines einheitlichen Plakatformats eingesetzt, das er als visionärer Unternehmer optimistisch als «Weltformat» bezeichnete. Seine Abmessungen von 90,5 × 128 Zentimeter blieben allerdings bis heute eine rein schweizerische Norm des F4-Plakats.
Elf Jahrzehnte Qualität und Kreativität
Den farbigen Höhepunkt der Ausstellung bildet die von Samuel Buri im Frühling 2013 geschaffene Künstlerlithografie «Gut zum Druck». Der von Thomi Wolfensberger auf einer Steindruck-Schnellpresse aus dem Jahr 1905 gedruckte Zwölffarbendruck veranschaulicht mitsamt den dazugehörigen Zustandsdrucken, Steinen und Farben die anspruchsvolle Technik des Steindrucks. Das bei Wolfensberger erst in den fünfziger Jahren eingeführte Offsetverfahren wird am Beispiel des Ausstellungsplakates erläutert.
Mit der Ausstellung über den «Wolfsberg» und seinen Gründervater zeigt das Landesmuseum Zürich eine Ausstellung mit Werken von Oskar Kokoschka, Otto Dix, Cuno Amiet, Henry Moore, Fischli/Weiss, Samuel Buri, Shirana Shahbazi und vielen anderen, die sowohl als Spiegel der Zeit, wie auch einfach als Sammlung grossartiger Kunst gesehen werden kann.
Hochstehende Schweizer Werbegrafik
Otto Baumberger, Emil Cardinaux und Burkhard Mangold, ihres Zeichens Pioniere der Schweizer Werbegrafik, gehören zu den Mitarbeitern der erste Stunde. Ausgewählte Gemälde, Grafiken und Plakate der genannten Künstler sind die Highlights der Ausstellung ebenso wie die herausragenden Beispiele für Werbedrucksachen. Darunter Otto Baumbergers 1913 gestaltete Kampagne für die Zürcher Firma Seiden Grieder und das von Ruedi Külling 1964 entworfene Plakat für Bic-Kugelschreiber.
Vom Stein- zum Offsetdruck
Auch für Künstlerlithografien und Kunstreproduktionen ist der «Wolfsberg» erste Adresse. Die Grenze ist während der ersten Jahrzehnte fliessend. Im ersten Verkaufskatalog der Firma (1927) werden sowohl Künstlerlithografien als auch Kunstreproduktionen angeboten. Beide laufen unter dem Titel «Wolfsbergdrucke». Eindrückliches Beispiel ist die von Otto Dix handsignierte Reproduktion seines 1938 im Kunstsalon ausgestellten Gemäldes «Berninalandschaft». Mit der Umstellung auf Offset beginnt 1956 bei Wolfensberger der Spezialitätendruck. Auf einer Zwei-Farben-Offsetmaschine mit Gold- und Silberbronzieranlage werden für den New Yorker Kunstverlag Caspari Inc. veredelte Glückwunsch- und Weihnachtskarten sowie Tischsets und Geschenkpapiere produziert, die sich vor allem in England und in den USA bis heute grosser Beliebtheit erfreuen.
Handsignierte Originalgrafik bildet einen festen Bestandteil der Geschichte und Gegenwart der Firma. Henry Moore, Bernhard Luginbühl, Dieter Roth, John Baldessari, Shirana Shahbazi und andere mehr lithografieren bei Wolfensberger. Die enge Zusammenarbeit zwischen Künstler und Steindrucker ist kennzeichnend für den «Wolfsberg». Damals wie heute. Im Fall von Hans Erni erstreckt sie sich über vier Generationen.
Der Förderfonds Engagement der Migros-Gruppe unterstützt die Erschliessung der wertvollen Sammlungsbestände Grafik und Fotografie des Schweizerischen Nationalmuseums und macht sie damit der Öffentlichkeit zugänglich. Ab 2016 stehen die Exponate dauerhaft im neuen Studienzentrum des Landesmuseums für Recherchezwecke zur Verfügung.
Die Mehrzahl der in der Ausstellung «Gut zum Druck» gezeigten Drucke stammt aus dem Fundus einer durch die Swiss Graphic Design Foundation vermittelten Schenkung der Nachfahren von J. E. Wolfensberger ans Schweizerische Nationalmuseum. Die Ausstellung ist ein erstes, öffentlich sichtbares Ergebnis der 2010 lancierten Partnerschaft mit dieser Stiftung zugunsten der Wahrung und Vermittlung des gebrauchsgrafischen Kulturerbes der Schweiz. (Landesmuseum/mc/pg)