Gutenberg Museum: Heidi Gassner «… mehr als 42 Zeilen …»
(Bild: Gutenberg Museum)
Freiburg – Die Ausbildung der Bernerin Heidi Gassner zur Buchhändlerin (1960 – 1963) brachte ihr sowohl die Literatur näher, als auch die Geschichte rund um das Buch selber. Johannes Gutenberg und seine 42zeilige Bibel und der Schritt zum Druck überhaupt hat sie schon damals fasziniert. Die Zeit vor Gutenberg jedoch, als noch von Hand mit Feder auf das Papier gekritzelt wurde, das Handschriftliche, bleibt für sie ein Phänomen und führt sie auf den Weg der Kunst. Von 1996 bis 1998 erwirbt sie an der Universität Bern denn auch das Fachpatent als Lehrerin für bildnerisches Gestalten.
Als Künstlerin bedient sich Heidi Gassner der Schrift als Zeichen-, Formen-und Strukturenstift. Auf ihren Blättern, ihren Cuts und ihren Installationen benutzt sie die Linien der Schrift zweckentfremdet: Zwar schreibt sie Texte, diese sind jedoch nicht lesbar, stimmen aber optisch oft mit dem Inhalt überein. So ergeben sich geometrische Formen, Schriftstücke verstreut und verdichtet, ein Netzwerk von Zeichen und Linien.
Das Gutenberg Museum, das den Ursprung und die Weiterentwicklung der gedruckten Schrift aufzeigt, fordert die Künstlerin und ihre eigene Nachempfindung des Schreibprozesses aus der Vorgutenbergzeit geradezu zum Kontrast auf. Die alten Räume, die dicken Mauern, die schweren Holzsäulen sind die Herausforderung für ihre transparenten, lichten und leichten Arbeiten.
Es ist dem Gutenberg Museum eine grosse Freude, seinen Besuchern vom 11. Februar bis am 3. Mai 2015 eine speziell auf unsere Räume zugeschnittene Ausstellung präsentieren zu können.
Ausstellungskonzept
Für den Eingangsbereich des Gutenberg Museums hat die Künstlerin die Installation „Schillers Locke“, ein transparentes Band von 26 m Länge, erarbeitet. Sie beruht auf einem Text aus dem Buch von Rainer Schmitz, der sich fragt „Was geschah mit Schillers Schädel?“. Die Installation hängt „lockig“ von der Decke und wird am Boden durch ein Spiegelquadrat zusammengefasst.
Im Weiteren wird Heidi Gassner die Beton-Treppenrundung des Gemperlin Saales direkt beschriften. Geplant ist bei dieser Arbeit, die Besucher mit einzubeziehen und die Künstlerin bei der Arbeit zu zeigen. Auf der alten Heidelbergdruckpresse im Untergeschoss des Museums konnte die Künstlerin zudem mit professioneller Hilfe des Museums auf eine Auflage von 60 Blättern ein Sujet auf Büttenpapier prägen. Einige dieser Blätter wird sie im Verlauf der Ausstellung vor Ort selber mit Stift und Feder weiter verarbeiten.
Heidi Gassners Arbeiten stehen immer im Zusammenhang mit Schrift, auch gedruckter Schrift, und zeigen sich als Malerei, Collage und Arbeiten auf Acrylglas und Transparentfolie.
Um die Fragen nach den Inhalten der unlesbaren Arbeiten der Künstlerin zu beantworten, wird die bekannte Schweizer Schauspielerin Heidi Maria Glössner anlässlich der Vernissage einige Zitate vortragen.
Seit fünf Jahren kuratiert Heidi Gassner das denkmalgeschüftzte Schaufenster ARTCADE an der Junkerngasse 11 in Bern und wird während der Ausstellungszeit darin auf die Ausstellung im Gutenberg Museum mit Arbeiten und Informationen hinweisen.
Rahmenprogramm
An folgenden Tagen freut sich die Künstlerin die Besucher persönlich in Ihrer Ausstellung begrüssen zu können: Sonntag, 15. Februar ab 14.00 Uhr Sonntag, 15. März ab 14.00 Uhr Sonntag, 19. April ab 14.00 Uhr Sonntag, 3. Mai ab 14.00 Uhr
Heidi Gasser. (Foto: Museum Gutenberg)
Kurzbiographie
Heidi Gassner wurde 1944 geboren und ist als zweites von vier Kindern in Amsoldingen ob Thun aufgewachsen. Kreativität erfuhr sie einerseits durch ihre Mutter, einer gelernten Köchin und leidenschaftlichen Laienklavierspielerin und andererseits durch ihren Vater, einem begnadeten Kunstschlosser und Zeichner. Bereits im Schulalter richtete er ihr in seiner Werkstatt ein Reissbrett ein, an dem sie zeichnete und sich mit seiner Hilfe auch an Draht und Blechobjekte wagte. Nach der Sekundarschule absolvierte sie eine Buchhändlerlehre. In diesem Beruf kam sie nicht nur mit Literatur, dem Buch und seinem Druck, sondern auch mit Kunst in Berührung. Sie arbeitete unter anderem im Benteli Verlag Bern, unter der Leitung von Ted Scapa, der, nebenbei bemerkt, an ihrer ersten Ausstellung im Zähringer Bern, die Vernissage Rede hielt. 1968 und 1971 kamen ihre beiden Kinder Martin und Nicole zur Welt. Anschliessend besuchte sie den Vorkurs der Schule für Gestaltung in Bern und im Anschluss daran das Lehrerseminar in Thun. Von 1996 bis 1998 bildete sie sich an der Universität Bern zur Fachlehrerin für bildnerisches Gestalten aus und schloss mit dem Fachpatent ab.
Neben der Familie und dem Unterricht an der Sekundarschule und dem Gymnasium, arbeitete sie seit 1979 an ihrem künstlerischen Schaffen und stellt seither im In-und Ausland in Einzel-und Gruppenausstellungen aus. Schon in ihren transparenten Buch-und Zeitungspapierbildern, die sie am Webstuhl anfertigte, kamen Schriftzüge vor. Die Schriftlinie, die Transparenz, die Leichtigkeit, das Ephemere faszinieren sie bis zum heutigen Tag. Die Bildträger ihrer Schriftbilder sind Papier, Leinwand, Acrylglas, Folie, ebenso wie Glas (Fensterscheiben) und Gartenmauern.
Neben der beruflichen Tätigkeit als Fachlehrerin, unterrichtete sie auch an der Lehrerfortbildung im Bereich Bildnerisches Gestalten und Museumpädagogik. Als Autorin schreibt sie nebenbei in Fachzeitschriften und ist Mitautorin des „Bildöffners 3“ und der Zeitschrift „SchuleKonkret“.
Weitere Informationen über die Künstlerin: http://www.gassner.ch/
Auszeichnungen (Auswahl)
- Förderpreise des Kantons und der Stadt Bern 1985 / 1990 / 2011
- Esther Matossi Stiftung 1987
- 2. Preis Biennale der Textilkunst Krefeld 1990
- Projektbeitrag Stadt Bern 2011
Einzelausstellungen
2015 Gutenberg Museum mehr als 42 Zeilen… 1700 Fribourg | 2014 SUBSTRAT Projektraum Bern | 2013 Galerie Leuebrüggli Langenthal | 2012 ArtStadtBern Raumintervention | Sommerausstellung Weingut Steiner Schernelz Village | Dialog mit Raum gepard14 Liebefeld | Kunst im Schacht Installation Café Einstein Bern | 2010 schriftlich Atelier Worb | 2009 Seite um Seite Praxis Dr. Neuwirth Bern | 2004 Poetische Spuren, Markthalle Bern | 2003 m art Zürich | Zeichen und Worte Galerie 849 Migros Kulturprozent | Gurten Park im Grünen Wabern | 1995 Galerie Messina Büren an der Aare | 1994 Galerie Equinox Genève-Carouge | Kleinkunsthalle im Zähringer Bern | Galerie Filambule Lausanne | 1992 Atelier Worb | Hans Huber-Galerie Bern | 1991 Kleinkunsthalle im Zähringer Bern | Schweizer Heimatwerk Rennweg-Galerie Zürich | Galerie GSMBK Bern | 1989 Galerie Filambule Lausanne | 1985 Galerie Filambule Lausanne.
Gruppenausstellungen
2014 ArtStadtBern ARTCAD + Gewölbekeller Junkerngasse 9/11 Bern | 2013 Office goes art Grundsätzlich schwarz auf weiss Projektum Kuhn Bieri Köniz | gepard14 Liebefeld Jubiläumsausstellung | 2012 Visarte Berner Salon Progr Bern | 2011 Atelier Worb Weihnachtsausstellung | 2009 CUT 25 Jahre int. Textilkunst Symposium Graz | 2006 Alte Schmiede, Werkstatt für Kultur Gruppenausstellung Uettligen | Alte Schmiede, Werkstatt für Kultur Liebesbriefe Uettligen | 2002 Naturzentrum Sihlwald | Galerie Rosengarten Thun Jubiläumsausstellung | Atelier Worb GSMBK | 2001 FACE TO internationale Installation Raume Finland | 1995 Frauenkunstforum Bern | 1994 10 Jahre Int. Textilkunst Graz A/ 1993 Weihnachtsausstellung Kunsthalle Bern | Altes Kunsthaus Zug | GEDOK Schwazes Kloster Freiburg i. Br. | Common Space Bratislava Slowakei | Villa du Parc Annemasse F | Musée du Papier Angoulème F | 1992 3. International Triennale Textile Fair Kyoto Japan | Cercle de la mémoire art textile contemporain Forum Hôtel de ville Lausanne | Helmhaus Zürich | Kunstwochen Kornhaus Bern |1991 Textile Kunst Schweiz, Galerie für textile Kunst Brigitte Wenger Stuttgart D | 1990 6. Deutsche Biennale der Textilkunst Krefeld D 2. Preis | 1990 Textilkunst Schweiz Kornhaus Bern Wanderausstellung | 1989 3ème Triennale internationale de minitextiles Strasbourg F | 6. Internationaler Workshop & Symposium Graz A | 1988 International Triennal of Tapestry Lodz PL | Schweizer Papierkunst Galerie Del Mese Meisterschwanden | 6th Int. Biennal of Miniature Textile Savaria Muzeum Szombathely Ungarn | Musée d’Art et d’ Histoire Belfort|1987 5. Deutsche Biennale der Textilkunst Krefeld D | 1986 Schweizer Papierkunst Galerie Del Mese Meisterschwanden | Vitrine 86 Kornhaus Bern | 1985 Miniatures textiles suisses Galerie Filambule Lausanne | 2. Plastik Ausstellung Tierpark Dählhölzli Bern | Alter Schlossturm Schloss Worb | Weihnachtsausstellung Kunsthalle Bern | 1984 Schweizer Künstlerinnen heute Zürich u .a GSMBK Wanderausstellung | 1983 Minitextilkunst 83 Hannover D | Kunst in der Elfenau GSMBA und GSMBK Aufgenommen und für gut befunden |1982 Vitrine 82 Berner Käfigturm | 3. Deutsche Biennale der Textilkunst Krefeld D | 1981 Minatures textiles suisses Galerie Filambule Lausanne | Weihnachtsausstellung Kunstmuseum Thun | 1980 Weihnachtsausstellung Kunstmuseum Thun | 1979 Weihnachtsausstellung Kunstmuseum Thun.
Öffnungszeiten des Gutenberg Museums:
Montag / Dienstag: geschlossen, Gruppenbesuche nach Vereinbarung Mittwoch / Freitag / Samstag: 11.00 – 18.00 Uhr Donnerstag: 11.00 – 20.00 Uhr Sonntag: 10.00 – 17.00 Uhr