Gutenberg Museum: «Zwischen Hoch- und Tiefdruck»
Veranstaltungsplakat (Ausschnitt). (Bild: Gutenberg Museum)
Freiburg – Vom 2. September bis am 8 November 2015 präsentiert das Gutenberg Museum in Zusammenarbeit mit dem Verein Atelier Pilon à Os eine zugleich didaktische wie künstlerische Ausstellung, welche sich ganz der facettenreichen Technik der Gravur widmet. Werke etablierter Künstler wie auch Schüler des Ateliers zeigen die Geschichte und die Vielfalt der Gravurtechniken. Während der Ausstellung wird der Verein Pilon à Os seine Kurse im Museum durchführen und die Besucher können die jungen Künstler bei der Arbeit beobachten. Weiter ist an speziellen Tagen das Atelier für die Museumsbesucher geöffnet.
Gravuren sind Einschneidungen von Ornamenten, Schriften und Verzierungen in Metall wie Messing, Kupfer, Silber oder Stahl. Ziel ist es, durch Abtrag von Material eine Oberflächenstruktur zu schaffen, die sich gegen den Hintergrund abhebt. Diese spezielle Technik der Druckformherstellung wird seit Jahrhunderten in der künstlerischen Drucktechnik angewendet und genau diese Auseinandersetzung mit dem Material und die stetigen Veränderungen, welche von Hand vorgenommen werden, verleihen diesen Kunstwerken eine einzigartige Tiefe.
Der Verein « Le Pilon à Os » hat als oberstes Ziel das Wissen um diese Druckformherstellung zu bewahren und bildet eine Austauschplattform für jene Künstler, die sich diesem Kunsthandwerk verschieben haben. Hierzu unterhält der Verein seit 1985 in der Freiburger Unterstadt ein Atelier, in welchem für Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene Kurse organisiert werden. Rund um Claire Zahnd, Initiantin und gute Seele des Ateliers, haben sich etliche Künstler vereinigt, welche mit viel Leidenschaft seit manchen Jahren Verein und Atelier am Leben erhalten. Dank dieser Ausstellung kann der Verein « Le Pilon à Os » eine Fülle der erstellten Arbeiten endlich auch einem breiteren Publikum präsentieren.
Symbolcharakter
Die Ausstellung im Gutenberg Museum auch hat einen symbolischen Charakter und soll Synergien zwischen dem Museum und dem Atelier, insbesondere auch weil sie sich auch örtlich nahestehen, entstehen lassen. In der permanenten Ausstellung des Museums erhalten Besucherinnen und Besucher Einblicke in die Entwicklung des Druckwesens in Europa. Die Ausstellung orientiert über den Werdegang von der Handschrift zur Druckschrift, vom Handwerk zur Industrualisierung, von der Mechanisierung zur Automatisierung. Es ist nun am Verein « Le Pilon à Os » aufzuzeigen in wie weit dieses Kunsthandwerk heute noch lebendig ist.
Ausstellungskonzept
Das Atelier Pilon à Os als Gravuratelier und das Gutenbergmuseum als Schweizerisches Museum für grafische Industrie haben ihre Kompetenzen zusammengelegt um den Besuchern die Kunst der Gravur näherzubringen. Eine Kunst welche seit Jahrhunderten ausgeübt wird, allerdings immer noch geheimnisvoll und leider eher unbekannt ist. Mit ausgewählten Werken, einem didaktischen Rundgang und verschiedenen Animationen, nimmt diese Ausstellung die Besucher auf eine Entdeckungsreise durch die vielseitigen und facettenreichen Techniken dieses Kunsthandwerkes mit.
Hochdruck, Tiefdruck, auf Holz, Linolium, Kupfer oder Zink, auf Stein oder Plastik. Die Techniken variieren je nach Druckstock und je nach gewünschtem Effekt. Die über lange Zeit überlieferten Techniken wurden immer wieder verfeinert, verändert und verbessert. Jeder Künstler hat die Traditionen übernommen und für seine Bedürfnisse verändert. Die Auseinandersetzung ein Bild in einen Druckstock zu bringen verleiht
diesem Handwerk besondere Tiefe, welche den mit Computer erstellten Druckformen oft fehlt. Die langsame und stetige Arbeit und die damit stetige Weiterentwicklung lässt dieses Handwerk als Kunsthandwerk weiterleben.
Nach nun bald 30 Jahren ist das Atelier Pilon à Os zu einer Krippe von Talenten geworden, welche mit ihren Illustrationen auch nationale Erfolge feiern durften. Kinder, Jugendliche und Erwachsenen treffen sich im herzlichen Atelier in der Freiburger Unterstadt um ihre Erfahrungen und ihre Faszination der Gravur gegenüber auszutauschen. Eine Auswahl der hier entstandenen Werke zeigt den Besuchern den Reichtum und die Vielfalt des Schaffens der letzten Jahre. Anerkannte Künstler und Freunde des Ateliers wie Susan Litsios, Catherine Mc Cready und Edmond Quinche zeigen ebenfalls einige ihrer Werke.
Plakate erläutern die verschiedenen Techniken. Dem gegenüber dienen die Werke die Techniken und ihre Eigenheiten besser zu begreifen. Auf Wunsch können auch Führungen organisiert werden. Die Mitglieder des Vereins werden an verschiedenen Daten während der Ausstellung präsent sein. Ihnen kann dabei über die Schulter geschaut oder an einzelnen Tagen auch gerade selber Hand angelegt werden.
Claire Zahnd: die Seele des Ateliers
Die Grafikerin, Illustratorin und Graveurin Claire Zahnd wurde 1951 in Paris geboren. Dort absolviert sie die Kunsthochschule für Angewandte Kunst Paris. VI. Sie vervollständigt ihre Ausbildung mit verschiedenen Weiterbildungskursen, insbesondere in Gravur und Lithographie. Seit 1972 lebt Claire Zahnd in Freiburg, wo sie neben den Kursen fürs Atelier Pilon à Os sich insbesondere dem Holzschnitt und dem Kupferstich widmet. Ebenfalls stellt sie Kunstbücher im Buchdruck her. Nach einem Aufenthalt am Künstleratelier Shabramant in Kairo 1996 konnte sie mehrere Bücher in Zusammenarbeit mit ägyptischen Künstlern herausgeben. Werke von Claire Zahnd wurden bereits in der ganzen Welt ausgestellt. Neben der Schweiz, Deutschland, Belgien und Italien auch in Kanada, den USA, in Ägypten und in Japan. (Gutenbergmuseum/mc/ps)