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St. Gallen – Wie ernähren sich Schweizerinnen und Schweizer? Welche Motive steuern ihr Essverhalten? Und welche Lebensmittel bevorzugen sie? Diese Fragen haben Prof. Dr. Thomas Rudolph und Melanie Bassett vom Forschungszentrum für Handelsmanagement an der Universität St.Gallen (HSG) untersucht. Befragt wurden über 1000 Passanten an zwölf Standorten in der Deutsch- und Westschweiz. Ergebnis: Die Konsumenten verhalten sich im Vergleich zu Befragungen aus den Jahren 2003, 2005 und 2008 immer seltener nach einem einheitlichen Muster. Zeitdruck und Mobilität machen sie zunehmend unzufrieden mit der eigenen Ernährung und dem Lebensmittelangebot.
Wie die Untersuchung der HSG-Forschenden zeigt, will sich ein Grossteil der Befragten gut und gesund ernähren. Im Alltag bleibt neben Arbeit, Pendeln und Freizeitaktivitäten aber nur noch wenig Raum für die sorgfältige Zubereitung von Speisen. So nehmen sich die Befragten zum Beispiel für alle Hauptmahlzeiten durchschnittlich weniger Zeit als noch 2008. Der Anteil derer, die sich für das Frühstück maximal 15 Minuten Zeit nehmen, stieg von 60.2% auf 70.7%. Die Zufriedenheit mit der eigenen Ernährung im Vergleich zu den Vorjahren sinkt. Nur noch 68.6% der Befragten stimmen zu, dass Sie mit der eigenen Ernährung zufrieden sind (-4.4%). Gleichzeitig beurteilten sie das Lebens-mittelangebot kritischer als vor sechs Jahren. Die Zufriedenheit mit den Lebensmitteln sank in 13 der 29 untersuchten Kategorien. Die grössten Unterschiede gab es in den Kategorien «fettreduzierte Nahrungsmittel», «Nahrungsmittel mit gesundheitlichem Zusatznutzen» und «Alkohol».
Schnell essen an Werktagen, Genussverzehr am Wochenende
Die Ernährungsbedürfnisse variieren je nach Situation. Dabei zeigt sich, dass die Befragten vor allem zwischen den Bedürfnissen «unter der Woche» und «am Wochenende» unterscheiden. Während die Befragten unter der Woche vor allem schnell essen wollen, ist am Wochenende und teilweise auch beim Abendessen unter der Woche der Genuss und das persönliche Wohlbefinden besonders wichtig. Allerdings ist zu beachten, dass nur selten ein Bedürfnis allein im Vordergrund steht. Stärker noch als 2008 zeigt sich heute eine Kombination unterschiedlicher Ernährungsbedürfnisse: Meist wollen die Befragten nicht nur schnell essen, sondern im Idealfall schnell, köstlich und gesund.
Auswärts speisen wird immer beliebter
Wie auch in den Vorjahren essen die Befragten zunehmend lieber auswärts. Geschlemmt wird gerne im Restaurant oder auch unterwegs «über die Gasse». Obwohl der Grossteil der Befragten noch immer zu Hause frühstückt (69.3%), wird auch morgens immer mehr ausser Haus gegessen (+6.9%). Das Mittagessen wird schon heute vor allem im Restaurant (16.1%), der Kantine/Mensa (14.8%) oder am Arbeitsplatz (13.2%) eingenommen. Beim Abendessen zeichnet sich hingegen ein ähnliches Bild wie beim Frühstück ab: Abendessen daheim ist nach wie vor beliebt. Dennoch essen immer mehr Menschen gerne ausser Haus (+4.4%). (Universität St. Gallen/mc/pg)