In Farbe! Clair-obscur-Holzschnitte der Renaissance

Ugo da Carpi, Der wunderbare Fischzug, Clair-obscur-Holzschnitt in drei Platten (rot)

Wien – Rund 220 Werke aus der Privatsammlung des Malers Georg Baselitz und aus der Albertina demonstrieren in dieser Ausstellung auf beeindruckende Weise die Entstehung und künstlerische Entwicklung des Clair-obscur-Holzschnitts im 16. Jahrhundert. Gezeigt werden besonders schöne und seltene, teilweise nur einmalig existierende Drucke.

Erste Beispiele des Druckverfahrens, bei dem die schwarze Linienplatte durch eine oder mehrere farbige Tonplatten ergänzt wird, stammen von Lucas Cranach und Hans Burgkmair, der mit dem Formschneider Jost de Negker zusammenarbeitete. Rasch griffen die Künstler aus dem Dürer-Kreis, Hans Baldung Grien, Hans Sebald Beham und Hans Wechtlin, sowie Meister wie Albrecht Altdorfer das neue Verfahren auf, mit dem sich einzigartige Farbwirkungen in der Druckgraphik erzielen ließen.

Erfindung in Deutschland, Blüte in Italien
Nur wenige Jahre nach seiner Erfindung in Deutschland entstanden in Italien die ersten Meisterwerke des Clair-obscur-Holzschnitts von Ugo da Carpi. Wenngleich dieser zu Unrecht behauptete, die neue Technik erfunden zu haben, war er doch für deren revolutionierende Weiterentwicklung verantwortlich, indem er sukzessive auf die schwarze Linienplatte verzichtete, und die Komposition aus Tonplatten mit unregelmäßig geschnittenen Farbfeldern zusammensetzte. Die Darstellung erhält dadurch eine malerische Wirkung, als sei sie durch Licht und Farbe modelliert. Seine Nachfolger Antonio da Trento und Niccolò Vicentino haben die neuen Errungenschaften weiterentwickelt und andere Formschneider bis hin zu Andrea Andreani beeinflußt, der mit teilweise extrem großen Formaten neue Maßstäbe in dieser Technik setzte.

Außergewöhnliche Lösungen schuf der Sieneser Künstler Beccafumi, der in einigen seiner faszinierenden Blätter den Kupferstich mit dem Farbholzschnitt kombinierte. Neben Deutschland wurden auch in den Niederlanden die neuen technischen Möglichkeiten des Farbholzschnitts aufgegriffen, wo sie ihr bedeutendster Vertreter, Hendrik Goltzius, verfeinerte. Die in der Ausstellung gezeigten Werke stammen zur Hälfte aus den eigenen Beständen des Museums, und zur Hälfte aus der Sammlung des bekannten deutschen Gegenwartskünstlers Georg Baselitz, dem die Albertina parallel auch eine Einzelausstellung widmet.

 

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