Khaled Hafez, Angel Bazar, mixed media on canvas, 250×200 cm, 2013.
Luzern – AB Gallery widmet dem bekanntesten zeitgenössischen Künstler Ägyptens Khaled Hafez eine Einzelausstellung. Gezeigt werden speziell für diesen Anlass kreierte Arbeiten, die im Rahmen seines Artist-In-Residence Aufenthaltes bei der AB Gallery im Oktober 2013 angefertigt werden. Sein künstlerisches Schaffen, das sich durch die Symbiose von ägyptischer Tradition und zeitgenössischer Symbolik kennzeichnet, umfasst Malerei, Fotografie, Video und Installation.
Khaled Hafez Zeichnungen und Bilder sind aufgeladen mit Codes, Chiffren und Emblemen. Die Grundlage seiner Werke bildet die «Simulationstheorie» des französischen Philosophen Jean Baudrillard (1929 – 2007), die drei Zeitalter des Zeichens unterscheidet. Nach dem Zeitalter der Imitation und der Produktion leben wir im Zeitalter der Simulation, ein gesellschaftlicher Zustand in dem Zeichen und Wirklichkeit zunehmend ununterscheidbar werden. Khaled Hafez Symbolik orientiert sich zum einen an der zeitgenössischen, westlich dominierten Mediensprache; an den Bodybildern oder Topmodels, deren perfekte Körper in überhöhter, idealisierter Form proklamiert werden. Collagenartig integriert er diese in seine Malerei: manche sind provokativ und kritisch bei anderen bedarf es erst einer näheren Betrachtung bevor sie sich erschließen. Einige tragen Flügel, andere sind rennend dargestellt. Doch beides bezieht auf das Fliegen in seiner positiven, aber auch seiner negativen Bedeutung, wie etwa der Flucht, der Emigration oder im übertragenen Sinne dem Rückzug aus der Realität.
Auch aktuelle Symbole Ägyptens wie der islamische Stern sind vertreten
Zum anderen finden wir die Symbolik des alten Ägyptens, wodurch er seine eigene Identität analysiert. Hathor – die alte Kuhgottheit – etwa steht symbolisch für einen «Raum» der Menschen zusammenbringt bzw. zusammenhält. Der Mythologie nach opferte sie ihr eigenes Fleisch, um die Menschen am Leben zu erhalten. Kriegsgottheit Sekhmet in Gestalt eines Löwen, steht für den Künstler, für die Ambivalenz der grenzenlosen Barmherzigkeit, die zugleich zum Krieg und Blutvergießen fähig ist. Aber auch aktuelle Symbole Ägyptens wie der islamische Stern sind vertreten, dessen Gebrauch das stärker werdende konservative Lager symbolisiert oder Silhouetten von Scharfschützen, die man fast selbstverständlich mit den politischen Unruhen in Verbindung bringt. Allerdings gehörten diese bereits zuvor zu seinem Bildrepertoire, um auf die einseitige negative Berichterstattung der westlichen Medien über die Region zu verweisen. Durch die Verschmelzung von scheinbar Unvereinbarem löst Khaled Hafez in seinen Werken spielerisch die Diskrepanz zwischen alter und neuer Welt, zwischen Osten und Westen, zwischen Hochkultur und Trivialkultur als Spiegel der Gesellschaft, die sich, nach Ansicht des Künstlers, in einem Metamorphosen Stadium befindet. (AB/mc/hfu)