Zürich – Von den Themenausstellungen «Monet, Gauguin, van Gogh… Inspiration Japan» und «Europa», über die monographischen Präsentationen «Joan Miró», «Tomi Ungerer» und «John Waters» bis zur erstmaligen Veröffentlichung zweier privater Sammlungen bietet das Kunsthaus Zürich 2015 ein ebenso hochkarätiges wie populäres Programm. Begonnen wird mit «Meisterzeichnungen». Anlass ist das 100-jährige Bestehen der Grafischen Sammlung.
Das Kunsthaus Zürich organisiert 2015 neun neue Ausstellungen. Bis in das Jahr hinein laufen «Egon Schiele – Jenny Saville» (10.10. bis 25.1.15) und «Ferdinand Hodler/Jean-Frédéric Schnyder» (bis 26.4.15). Auf www.kunsthaus.ch kann das folgende Programm angesehen und ein PDF der neu gestalteten und auch im Kunsthaus erhältlichen Broschüre heruntergeladen werden.
MEISTERZEICHNUNGEN. 23. Januar – 19. April 2015
2015 feiert die Grafische Sammlung im Kunsthaus Zürich ihr 100-jähriges Bestehen. 100 Meisterzeichnungen aus sechs Jahrhunderten – darunter Werke von Raffael und Dürer, von Füssli, Turner, Hodler, Cézanne, Picasso und Giacometti – erwarten den Besucher. Dank Erwerbungen in den Bereichen Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie, Film, Video, Multiple und Installation kann der Überblick mit Werken der unmittelbare Gegenwart fortgeschrieben werden: von Jorinde Voigt, Urs Fischer, Aleksandra Mir, Erik van Lieshout und anderen.
MONET, GAUGUIN, VAN GOGH… INSPIRATION JAPAN
20. Februar – 10. Mai 2015
Die japanische Kunst ist für die Entwicklung der europäischen Moderne von grundlegender Bedeutung. Erstmals seit mehr als 25 Jahren wird dem sogenannten «Japonismus» eine umfassende Ausstellung gewidmet. Der Fokus liegt auf dem Zeitraum von 1860 bis 1910, auf der Anfangs- und Hochphase der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich. Künstler wie Monet, Gauguin und van Gogh, Bonnard oder Degas stellten importierte Kunst und Gebrauchsgegenstände in ihren eigenen Werken dar, übernahmen japanische Bildsujets und verinnerlichten die Bildsprache des japanischen Holzschnitts. Diese Aneignung, in Verbindung mit der eigenen Bildtradition, führte sie zu einem schöpferischen Prozess, aus dem sich vielfältige Ausdrucksformen entwickelten, die weit ins 20. Jahrhundert nachwirkten. Die Ausstellung zeigt über 300 hochkarätige Exponate. Neben Gemälden umfasst sie japanische Holzschnitte von Hokusai, Hiroshige, Utamaro u. a., die zum Teil aus Künstlersammlungen jener Zeit stammen. Ebenso werden japanische Kunstgegenstände solchen aus Europa gegenübergestellt. Reisefotografien und Plakate runden das Bild ab, das Europa im 19. Jahrhundert von Japan hatte.
In Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang, Essen
EUROPA. DIE ZUKUNFT DER GESCHICHTE. 12. Juni – 6. September 2015
«Ein einiges Europa wäre das Ende der Kriege und es wird kommen, aber wann?», fragte Ernst Ludwig Kirchner 1924. Diese Ausstellung zeichnet Darstellungsformen des kontinuierlichen Gesellschaftswunsches nach einem friedlichen Europa ideengeschichtlich nach: Grenzziehung und -auflösung, Landschaft als identitätsstiftendem Faktor, Entwicklungswege der Demokratie, Arbeit und Mobilität. Diese umfangreichste Europa-Kunstausstellung seit 1991 in der Schweiz mit rund 100 Werken von 50 Künstlern aus allen Teilen des Kontinents umfasst Malerei, Fotografie, Video und Installation. Vertretene Künstler sind u. a. Kader Attia, Marc Bauer, Arnold Böcklin, Herbert Brandl, Honoré Daumier, Fischli / Weiss, Dani Gal, Ferdinand Hodler, Thomas Imbach, Anna Jermolaewa, Ilya & Emilia Kabakov, Nikita Kadan, Bouchra Khalili, Paul Klee, Daniel Knorr, Christian Philipp Müller, Cy Twombly und Nives Widauer.
Unterstützt von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst.
SINNLICHE (UN)GEWISSHEIT. 19. Juni – 4. Oktober 2015
Des Menschen nächster «Filter» zur Umwelt bleibt auch im 21. Jahrhundert sein eigener Körper. Über das Wechselverhältnis zwischen Seele, Geist und deren körperlicher «Ausstülpung» hin zur Umwelt haben Künstlerinnen und Künstler ausgiebig nachgedacht. Auf drastische Weise zeigen dies die rund 70 Fotografien, Skulpturen, Gemälde und Videoarbeiten aus der Sammlung des Filmregisseurs Thomas Koerfer. Im ersten umfangreichen Museumsauftritt dieser Privatsammlung vertreten sind u. a. Nobuyoshi Araki, Nathalie Djuberg, Robert Frank, Jeff Koons, Sarah Lucas und Boris Mikhailov.
JOHN WATERS. HOW MUCH CAN YOU TAKE? 14. August – 1. November 2015
John Waters, Enfant terrible des amerikanischen Films, hat wie kein anderer die Ästhetik des unabhängigen Kinos geprägt. Wie die Welt des Films in unser Leben dringt – Träume nährt, Obsessionen und Sehnsüchte weckt – so wirkt sie auch auf bildende Künstlerinnen und Künstler. Mit rund 35 klein- bis grossformatigen Film-Fotografien, Assemblagen, Aphorismen und plastischen Arbeiten aus der Sammlung Matthias Brunner erweist das Kunsthaus Zürich diesem wichtigen Bereich in John Waters’ Gesamtwerk Reverenz und stellt gleichzeitig eine wenig bekannte Facette im Schaffen dieses aussergewöhnlichen Regisseurs vor.
Unterstützt von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst.
EIN GOLDENES ZEITALTER. 28. August – 29. November 2015
Im Kunsthaus ist die holländische Kunst des 17. Jahrhunderts mit den Werken der Stiftungen Koetser und Ruzicka bereits sehr schön vertreten. An diese bedeutenden Bestände herangerückt werden für die Dauer einer Ausstellung die 40 kostbaren holländischen Gemälde einer Zürcher Privatsammlung, die noch kaum je zu sehen waren. Es handelt sich um meist kleinformatige Kabinettstücke von erlesener Qualität, deren wunderbare Kompositionen und spektakulärer Detailreichtum die Betrachter in ihren Bann ziehen: Heitere Genreszenen, prachtvolle Stillleben und Landschaften hervorragender Vertreter der holländischen Malerei, darunter Hendrick Avercamp, Jan Brueghel d. Ä., Adriaen Coorte, Jan van Goyen oder Aert van der Neer.
JOAN MIRÓ. WAND, FRIES MURAL. 2. Oktober – 24. Januar 2016
Joan Mirós (1893–1983) Schaffen ist geprägt von einer Direktheit, die auch immer die Materialität seiner Malerei thematisiert. In seinen Selbstzeugnissen erklärte er die Wand zum Ausgangspunkt seiner Malerei. Die Wand oder Mauer war für ihn somit nicht nur Gegenstand der Abbildung, sondern sie gab auch die physisch-haptische Qualität des Malerischen vor. Geschüttete Farbe und bewusst gesetzte Flecken, weissgewaschene Leinwände, auch rohe Jute und ungewöhnliche Materialien wie Pressspanplatten, Schleifpapier oder Teerpappe dienen der künstlerischen Imagination und lassen Mirós Bildwelt entstehen. Früh interessierte er sich für ein extrem gelängtes, aber überaus schmales Bildformat. Anhand von einzelnen raumspezifischen Arbeiten, grossen Triptychen und Wandfriesen wird sein Schaffen im 1200 m2 grossen Ausstellungssaal nachgezeichnet.
Ein Kulturengagement der Credit Suisse – Partner des Kunsthaus Zürich.
TOMI UNGERER. INCOGNITO. 30. Oktober – 7. Februar 2016
Tomi Ungerer (*1931) beeinflusst als Illustrator, Geschichtenerzähler, Autor, Bildhauer, Bauer, Metzger und Aktivist. Ununterbrochen hat der «schärfste Strich der Welt» seine spitzen Kommentare in die Welt gestreut. Weniger bekannt ist sein künstlerisches Werk: Die Assemblagen, Collagen und Plastiken sind seit den 1950er-Jahren aber integraler Bestandteil seines Gesamtwerks. Die ebenso surreale wie humorvolle Ausstellung wird dieser Tatsache erstmals umfassend Rechnung tragen.
In Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang, Essen.
BILDERWAHL! 20. November – 17. Januar 2016
Im Zeitalter des «Selfies» widmet sich die «Bilderwahl!» dem Thema des Selbstbildnisses. Von der realen Selbstdarstellung bis zur überhöhten Selbstinszenierung, von der abgründigen Innenschau bis zur Verklärung. Die Zürcher Kunstgesellschaft verfügt über eine reiche Anzahl an künstlerischen Selbstdarstellungen aus verschiedenen Epochen – eine davon wählen die Mitglieder selber aus. Um sie herum entsteht eine kleine Ausstellung.
DIVERSE ANGEBOTE
Zu ausgewählten Ausstellungen finden Konzerte in Kooperation mit dem Zürcher Kammerorchester statt. Die Kunstvermittlung organisiert neben Führungen und Workshops für diverse Zielgruppen eine Sommerwerkstatt – diesmal von Mai bis September mit dem Konzept «Kunstreisen», an der sie fremde und bekannte Orten auch ausserhalb des Kunsthauses für die Teilnehmer zugänglich macht. Die Präsentation von Neuerwerbungen und die Dokumentation laufender oder abgeschlossener Restaurierungsprojekte runden das Angebot ab. Auf www.kunsthaus.ch kann das Programm angesehen und heruntergeladen werden. Auf Facebook, per elektronischem Newsletter, im Kunsthaus-Magazin und seiner elektronischen Agenda informiert das Kunsthaus über aktuelle Ereignisse.