Paul Gauguin, Arearea no varua ino (Sous l‘empire du revenant), 1894 / Öl auf Leinwand, 60 x 98 cm, Ny Carlsberg Glyptotek, Copenhagen
Zürich – Aufgrund des grossen Besucherinteresses verlängert das Kunsthaus Zürich die Ausstellung «Monet, Gauguin, van Gogh … Inspiration Japan» um 14 Tage. Die seit dem 20. Februar laufende, aus mehr als 350 hochkarätigen Gemälden, Holzschnitten und Kunstgegenständen europäischer und japanischer Meister bestehende Schau wird täglich von über 1100 Personen besucht. Nachdem die Leihgeber einer Verlängerung zugestimmt haben, widmet sich das Kunsthaus noch bis Pfingstmontag diesem faszinierenden Kapitel der französischen Kunst und vermittelt das Bild, das Europa im 19. Jahrhundert von Japan hatte.
Nahezu alle grossen Meister der französischen Kunst haben sich von japanischen Bildmotiven und Stilmitteln inspirieren lassen: Sie stellten aus Japan importierte Kunst in ihren Werken dar, interpretierten japanische Bildsujets und verinnerlichten die Bildsprache des japanischen Holzschnitts. Im Fokus der Ausstellung steht der Zeitraum zwischen 1860 und 1910, der Anfangs- und der Hochphase des «Japonisme» in Frankreich. Gemälde und Druckgrafiken der wichtigsten Künstler jener Zeit stehen im Dialog mit Farbholzschnitten und Gefässen, Kimonos, Fächern und anderen Kunstgegenständen japanischer Meister.
Kompositionsmittel neu interpretiert
Viele Künstler bewunderten die leuchtend kräftigen, höchst nuancierten Farben der Holzschnitte und übernahmen sie, wie etwa Vincent van Gogh. Auffällig ist, dass die Bildästhetik des japanischen Farbholzschnittes zunächst auf die Malerei angewandt und erst von der nachfolgenden Künstlergeneration auch in die Grafik übernommen wurde. Insbesondere Toulouse-Lautrec, Rivière, Cassatt und Vallotton verhalfen den Drucktechniken in der Orientierung an den japanischen Vorbildern zu neuem Ansehen. Monet gestaltete 1893 seinen Garten in Giverny mit Seerosenteich und Brücke nach japanischen Farbholzschnitten. Auch die Bepflanzung war fernöstlich inspiriert: mit Schwertlilien, Glyzinien, Azaleen und Chrysanthemen. Hier entstanden die Seerosenbilder, die zu den Meisterwerken des frühen 20. Jahrhunderts zählen.
Wertvolle Objekte von Künstlern selbst gesammelt
Einige der in der Ausstellung gezeigten japanischen Farbholzschnitte stammen aus Künstlersammlungen des 19. Jahrhunderts. Auch die angewandte Kunst zog Anregungen aus importierten Keramiken, Lackobjekten, Fächern und Wandschirmen. Ein erst seit wenigen Jahren in den Fokus der europäischen Kunstgeschichte gerücktes Thema ist dasjenige des «erotischen Japonisme», dem in dieser Ausstellung in Gestalt einer Gegenüberstellung von hocherotischen «shunga» (Frühlingsbildern) und Pablo Picassos Druckgrafik Platz eingeräumt wird.
Begeisterte Besucher
Bei einer Besucherumfrage geben 90 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Ausstellung gefällt und sie sie weiter empfehlen. Geschätzt wird neben der faszinierenden Fülle und Qualität der Exponate insbesondere das Vermittlungs-angebot, das auf unterschiedliche Bedürfnisse von Erwachsenen und Kindern zugeschnitten ist. Rege Nachfrage herrscht bei den öffentlichen Führungen: sie finden mittwochs und donnerstags um 18 Uhr, freitags um 15 Uhr und sonntags um 11 Uhr statt.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang, Essen und wurde von Sandra Gianfreda konzipiert. Unterstützt durch die Truus und Gerrit van Riemsdijk Stiftung und weitere Gönner. (Kunsthaus Zürich/mc/pg)