Kunstmuseum Bern: CRAZY, CRUEL AND FULL OF LOVE

Boltanski Christian, Klagegesänge: die Mahnmale, 1987, 7-teilige Rauminstallation: 23 gerahmte Fotografien, elektrische Installationen und Glühbirnen, 242 x 691 x 6 cm. Kunstmuseum Bern.

Bern – «Social Distancing», Kurzarbeit, Maskenpflicht, Verlustängste, aber auch eine grosse Welle an Solidarität und Hilfsbereitschaft: Das Wechselbad der teils extremen Gefühle, welche in Zeiten der Pandemie für viele Menschen weiterhin die Realität bestimmen, bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung im Kunstmuseum Bern. Auf einem Streifzug durch die jüngste Kunstgeschichte wird anhand von Werken aus der Sammlung Gegenwartskunst nach dem gesucht, was Künstler*innen über emotionale Ausnahmezustände erzählen können.

Die Begriffe «verrückt», «grausam» und «voller Liebe» – der Ausstellungstitel ist einem Werk der Genfer Künstlerin Vidya Gastaldon aus dem Jahr 2011 entliehen – beschreiben eine Vielfalt von widersprüchlichen Gefühlen. Die Ausstellung soll dazu anregen, ausgewählte Werke der Gegenwartskunst ganz bewusst als Spiegel von Gefühlswelten zu lesen, die die «neue Realität» der Covid-19Pandemie ausgelöst hat. Zur gesundheitlichen Gefährdung, Krankheit und Todesfällen kommen existenzielle Verunsicherungen: Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und Einkommenseinbussen schaffen neue ökonomische Realitäten, und «social distancing» wird zum Schlagwort der Stunde. Gleichzeitig konnte man insbesondere während des Lockdowns auch stärkere Solidarität, Nachbarschaftshilfe und – aufgrund von «home office» und «home schooling» gezwungenermassen – mehr familiären Austausch erleben.

Die Ausstellung greift diese existenzielle Konfrontation mit neuen Realitäten und die emotionalen Reaktionen darauf auf. Sie betrachtet die Werke der Sammlung Gegenwartskunst nicht nur als Ausdruck eines zeitspezifischen und individuellen Kunstbegriffes, sondern auch als Resonanzraum gesellschaftlicher Erfahrungen. So finden sich in der Kunst der jüngeren Zeit zahlreiche Beispiele von extremen Gefühlslagen, spannungsvollen Konstellationen und starken Krisenerlebnissen. Die Beispiele führen von Verliebtsein und überbordender Lebenslust bis zu einer vertieften Konfrontation mit Vergänglichkeit.

Mit Werken von
Marina Abramović, Luc Andrié. Christian Boltanski, Michael Buthe, Miriam Cahn, Martin Disler, Vidya Gastaldon, Daiga Grantina, David Hominal, Urs Lüthi, Markus Raetz, Jean-Frédéric Schnyder, Francisco Sierra und Hans Stalder.

Ausstellung
12.09.2020 – 14.02.2021

(Kunstmuseum Bern/mc/ps)

Kunstmuseum Bern

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