Still aus Vampyroteuthis, 2014 (Kunstmuseum Bern, Schenkung der Credit Suisse)
Bern – 2012 wurde der Credit Suisse Förderpreis Videokunst zum ersten Mal an den nationalen Fachhochschulen ausgeschrieben. Waren es damals noch 32, so reichten bei der aktuellen, vierten Ausschreibung 64 Personen ihre Bewerbung ein. Die Jury entschied sich einstimmig für das Video des 26-jährigen André Mayr. Sein innovativer und eigenwilliger Experimentalfilm «Vampyroteuthis» setzt surreale visuelle Elemente und klassische Animationstechniken ein, um die menschliche Wahrnehmung der tierischen gegenüberzustellen.
Ein Tintenfisch in der Stadt
André Mayrs Gewinnerwerk «Vampyroteuthis» (2014, HD-Video, Farbe, Ton, 8:03 Min.) ist ein eigenwilliger Experimentalfilm, der sich an den gleichnamigen philosophischen Essay von Vilém Flusser anlehnt. Der Künstler stellt die menschliche Wahrnehmung der tierischen gegenüber, indem er einerseits eine junge Frau zeigt, die sich durch menschenleere städtische Nischen bewegt, um in einer Flusslandschaft auf surreale skulpturale Gebilde zu treffen. Andererseits sehen wir im Film ein Fabelwesen – einen Vampyroteuthis oder Vampirtintenfisch –, dessen andersartige Wahrnehmung von farbigen geometrischen und organischen Einsprengseln geprägt ist und der genauso geheimnisvoll am Anfang des Filmes auftaucht, wie er am Ende wieder verschwindet. Hinter dem Werk steht die Sehnsucht, von der anthropozentrischen Weltsicht wegzukommen und einen unvoreingenommenen Blick auf die Welt zu finden. Ein Thema, das André Mayr mit surrealen visuellen Elementen und klassischen Animationstechniken innovativ und eigenwillig als Video umsetzt.
André Mayr
André Mayr, geboren 1989 in Österreich, beschäftigte sich bereits während des Studiums «MultiMediaArt» an der FH Salzburg neben experimentellem Design vorwiegend mit dem Medium des Videos. 2010 hat er sich gemeinsam mit Marlene Hirtreiter (1983, Deutschland) zum Kollektiv «Dekonstrukt» (www.dekonstrukt.at) zusammengeschlossen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entwickeln sie multimediale Arbeiten, die sich vor allem mit Synergien zwischen bewegtem Bild und Klang auseinandersetzen. Seit 2013 studiert André Mayr an der Hochschule der Künste Bern (Contemporary Arts & Practice, MA) und beschäftigt sich im Kontext der zeitgenössischen Kunst mit der Disziplin des fiktionalen Films.
Der Credit Suisse Förderpreis Videokunst ging 2011 aus der langjährigen Partnerschaft zwischen dem Kunstmuseum Bern und der Credit Suisse hervor und soll die Karriere von jungen Videokunstschaffenden beflügeln. Der mit CHF 8’000 und einem Platz in der Sammlung des Kunstmuseums Bern dotierte Preis richtet sich an Studierende an Schweizer Fachhochschulen sowie der F+F-Schule in Zürich, die mit dem Medium Video arbeiten. Der Wettbewerb stösst auf wachsendes Interesse und verzeichnete in seiner vierten Auflage eine weitere Zunahme auf insgesamt 64 teilnehmende Studentinnen und Studenten.
Quantitative und qualitative Steigerung
Nicht nur die Zahl der Einreichungen, sondern auch deren Qualität wurde in diesem Jahr gesteigert. Das machte die Arbeit für die Jury nicht leichter und führte dazu, dass die Shortlist aus acht und nicht wie bisher aus sechs Videos bestand. Die Werke deckten dabei die ganze Spannweite filmischen Schaffens ab: vom Selbstporträt über das dokumentarische Videoessay bis hin zur Videoperformance. Bei der Auswahl der Werke legt die Jury besonderes Augenmerk auf eine eigenständige stilistische Position, einen präzisen Einsatz der filmischen Mittel, ein zeitgenössisches Thema und erzählerische bzw. darstellerische Prägnanz. Das Gewinnerwerk hat die Jury in all diesen Punkten überzeugt.
Präsentation des Gewinners und der Shortlist
Um André Mayrs «Vampyroteuthis» einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wird es im Fenster zur Gegenwart des Kunstmuseums Bern im PROGR/Stadtgalerie vom 5. März bis zum 4. April 2015 präsentiert. Der Gewinnerbeitrag und die Werke der Shortlist werden am 20. März 2015 von 18.00 bis 2.00 Uhr in der Credit Suisse Geschäftsstelle am Bundesplatz 2 anlässlich der Museumsnacht Bern gezeigt. (Kunstmuseum Bern/mc/pg)