Kunstmuseum und Dampfzentrale Bern: «République Géniale»
Bern – Gemeinsam rufen das Kunstmuseum Bern und die Dampfzentrale Bern die «République Géniale» aus: Sie vereint die Bereiche LIVE ART, TEACHING & LEARNING und EAT ART mit einer Ausstellung von nationalen und internationalen Kunstkollektiven zu einem interdisziplinären Ereignis. Basierend auf einer Idee des französischen Künstlers Robert Filliou (1926-1987), der eine neue Auffassung von Kunst und Kunstausbildung entwickelte, entsteht ein einzigartiges Gesamtprogramm aus Kunst, Musik, Performance, Tanz und Architektur, um Menschen zusammenzubringen und das Genie eines jeden zu fördern.
Während dreier Monate wird das Kunstmuseum Bern zu einem besonderen Terrain, zwar räumlich begrenzt, aber ideell offen, wo sich das Publikum mit Dar-, Aus- und Herstellenden vermischt, Lehrende sich zu Lernenden wandeln und Hierarchien aufgehoben werden sollen. Die «République Géniale» ist eine Idee des französischen Künstlers Robert Filliou, der – auch geprägt von den gesellschaftlichen Umbrüchen des Jahres 1968 – eine neue Auffassung von Kunst und Kunstausbildung entwickelte: «Ich hatte die Idee, mein eigenes Territorium zu schaffen und natürlich auch allen anderen vorzuschlagen, sich ihr eigenes Territorium zu schaffen; wobei ich mir sagte, dass die Leute, die in diesem Territorium leben, ihre Zeit eher damit verbringen werden, ihr Genie zu entwickeln als ihre Talente.»
Rund 50 Jahre später wird Fillious Republik nun in weitergedachter Form von neuem proklamiert, um interdisziplinär mit künstlerischen Mitteln gesellschaftsrelevante Themen wie Territorium, Klima, Bildung und das Zusammenleben zu verhandeln. Dabei entsteht ein Ort, in dem Kunst, Wissenschaft und Spiel zueinanderfinden, der Zufall einkalkuliert wird und permanente Veränderung als Grundprinzip herrscht. Dem stabilen Werk und dem Streben nach Vollendung stellt sich, wie Filliou sie nannte, die création permanente entgegen.
Deshalb ist die «République Géniale» auch alles andere als eine klassische Ausstellung, ebenfalls kein Festival oder nur der partizipativen Kunst verschrieben. Stattdessen vereint sie unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen, kollaborative Projekte, wissenschaftliche Veranstaltungen und Geniesserisches zu einer übergreifenden Erfahrung. Damit folgt sie Fillious Ansätzen, indem sie die künstlerische Produktion als fortwährenden, interdisziplinären und kreativpotenziellen Vorgang und Funktion des Lebens begreift, sodass es schliesslich keine Rolle mehr spielt, ob etwas bien fait, mal fait oder pas fait – gut gemacht, schlecht gemacht oder nicht gemacht – ist, denn letztlich, so Filliou, sei alles Kunst und jeder ein Künstler.
Angesiedelt wie auf einer Gruppe von Inseln, zwischen denen ein reger Austausch von Ideen und Körpern fliesst, finden die Veranstaltungen bis auf wenige Ausnahmen im Kunstmuseum Bern statt. Der Anspruch, der «République Géniale» zielt jedoch weit über Bern und die Schweiz hinaus. Gerade in der heutigen Zeit, in der viel von Zäunen und Grenzen die Rede ist und ein reaktionärer Diskurs zunehmend salonfähig wird, ist Fillious elementare Vorstellung des Zusammenlebens in einer vielgestaltigen Gemeinschaft hochaktuell. In diesem Sinne soll die «République Géniale», als Ort der Begegnung, auch einen Raum bieten, in dem alle ausnahmslos willkommen sind, um spielerisch mit- und voneinander zu lernen, ein fortschreitendes Genie zu sein.