Kuoni-Besitzerin DER Touristik Suisse will 2019 Gewinnzone schaffen
Zürich – Nach einigen Jahren mit happigen Verlusten sieht die Kuoni-Besitzerin DER Touristik Suisse das Ende des Tals der Tränen: Im laufenden Jahr will der Reiseveranstalter die Gewinnschwelle erreichen.
«Wir haben 73 Prozent des Geschäftes für das Gesamtjahr 2019 in den Büchern. Deshalb bin ich zu 73 Prozent zuversichtlich, dass wir dieses Jahr erstmals die Verlustzone verlassen», sagte Firmenchef Dieter Zümpel am Mittwoch vor den Medien in Zürich. «Wir haben den Turnaround geschafft und sind aus der Verlustzone heraus.»
Operativ werde DER Touristik Suisse 2019 einen ganz kleinen Betriebsgewinn vor Amortisationen (EBITA) ausweisen, sagte Zümpel am Rande der Medienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Auch der Umsatz dürfte leicht wachsen.
Schreckensjahre gemeistert
Damit hat das zum deutschen Detailhandelsriesen Rewe gehörende Unternehmen die Schreckensjahre nach der Übernahme von Kuoni Reisen im Jahr 2015 hinter sich. «Vor drei Jahren war das Schiff schwer Leck geschlagen», sagte Zümpel. Das Schweizer Reisegeschäft von Kuoni sei ein Sanierungsfall gewesen und habe 2015 über 25 Millionen Betriebsverlust eingefahren.
In den ersten beiden Jahren habe Kuoni 20 Prozent der Stammkunden und 40 Prozent der Laufkunden wegen der Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens verloren. Wegen der Herauslösung aus der alten Kuoni-Gruppe und der Integration in den deutschen Reisekonzern DER Touristik sei man in den ersten beiden Jahren vor allem mit sich selbst beschäftigt gewesen und habe sich weniger um die Kunden gekümmert, sagte Zümpel.
«Wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen» und die Kosten gedrückt. Als Beispiel nannte Zümpel die Neuaushandlung der Logistik und der Mietverträge oder die Abschaffung von Farbkopierern, Dienstwagen und Papierkörben an den Arbeitsplätzen.
Kein Stellenabbau mehr
Zudem wurden weit über 100 Stellen gestrichen. Mittlerweile hat DER Touristik Suisse noch knapp 1’100 Mitarbeitende, die sich gut 800 Vollzeitstellen teilen. Ein grosser Teil des Abbaus sei über die hohe Fluktuation erfolgt. Nun seien die Einschnitte vorbei. «Wir werden keinen weiteren Personalabbau mehr vornehmen», sagte Zümpel.
Ebenfalls zum Aufschwung beigetragen habe, dass die Reiseveranstaltermarken Kuoni und Helvetic Tours dank der günstigeren Einkaufsbedingungen innerhalb der DER Touristik-Gruppe deutlich bessere Preise und ein grösseres Angebot auf den Markt bringen könnten. «Deshalb sind wir wieder stark gewachsen», sagte Zümpel.
So sei der Betriebsverlust EBITA im vergangenen Jahr auf noch 3 Millionen Franken geschrumpft. Das sei eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr 2017, sagte Zümpel, ohne genaue Zahlen zu nennen. Zudem sei der Umsatz markant auf 653,8 Millionen Franken gewachsen. «Ich glaube, dass wir wieder zu marktstarken Playern gehören», sagte Zümpel.
Zum Vergleich: Konkurrentin Hotelplan Suisse hatte im vergangenen Jahr den Umsatz lediglich um 3,1 Prozent auf 601,2 Millionen Franken gesteigert. Damit dürfte DER Touristik Suisse schätzungsweise wieder der grösste Reiseveranstalter in der Schweiz sein vor Hotelplan Suisse und TUI Suisse.
Mehr erhofft
Für das laufende Jahr hatte sich die Geschäftsleitung eigentlich noch mehr erhofft: Das leichte Wachstum entspreche zwar nicht den eigenen Budgets, sagte Zümpel: «Wir sind dennoch zufrieden.» Denn DER Touristik Suisse liege leicht über dem Markt.
Auf diesem herrscht für die Sommerferienbuchungen eine Nachfrageschwäche. Das Minus dürfte über 5 Prozent betragen, schätzte Zümpel. Es gebe drei Hauptgründe für die Talfahrt. Einen grossen Einfluss habe der Jahrhundertsommer von 2018. Dieser führe dazu, dass die Leute ihre Ferien später buchen würden, weil sie immer noch den tollen Vorjahressommer im eigenen Land in Erinnerung hätten.
Zudem gebe es einen Effekt von Greta Thunberg, welche die weltweite Welle der Schülerstreiks fürs Klima losgetreten hat. Im Rahmen einer Aktion übernehme DER Touristik Suisse für Buchungen bis Ende Juni die Hälfte der freiwilligen Kundenbeträge für CO2-Kompensationen von Flugreisen. Das koste einen relativ hohen fünfstelligen Betrag.
Der Renner ist das allerdings nicht. Die Zahl der Kunden, die für den CO2-Ausstoss ihrer Flüge zahlten, sei noch niedrig, steige aber, sagte Zümpel.
Zukäufe angepeilt
Ein weiterer Grund für die Sommerflaute sei, dass die Leute weniger Pauschalreisen buchen, sondern ihre Ferien selber zusammenstellen würden.
Dennoch: Die abgelaufene Wintersaison habe bisher die Sommerflaute kompensieren können. Und für den kommenden Winter seien die Buchungen deutlich im Plus, sagte Zümpel.
In Zukunft soll es weiter bergauf gehen. Dazu plane DER Touristik Suisse auch Zukäufe im Reisebüro- und Veranstalterbereich. Die Investitionen dafür würden sich im ein- bis zweistelligen Millionenbereich bewegen. Man führe derzeit Kaufgespräche, die gut liefen, sagte Zümpel. Er hoffe, dass es noch dieses Jahr zu einem Deal komme. (awp/mc/pg)