Landesmuseum: Weg aus der Schweiz – Auswanderungsgeschichten seit 1848

(zvg)

Zürich – Lange war die Schweiz ein Auswanderungsland. Viele flohen vor der Armut, einige suchten das Abenteuer, andere wurden dazu genötigt. Eine neue Ausstellung im Landesmuseum zeigt vom 7. Januar bis zum 24. April die Wege, welche die Menschen in die weite Welt genommen haben.

Bis ins frühe 20. Jahrhundert flohen Frauen, Männer und Familien vor allem aus wirtschaftlicher Not nach Frankreich, Brasilien oder in die USA. Erst mit dem aufkommenden Wohlstand sank diese Zahl. Trotzdem leben auch heute rund elf Prozent der Schweizerinnen und Schweizer im Ausland. Sie werden auch «Die fünfte Schweiz» genannt und rücken vor allem vor Abstimmungen in ein breiteres Bewusstsein.

Die Ausstellung taucht tief in den Auswanderungsalltag ein. Etwa in jenen der jüdischen Familie Guggenheim, die im 19. Jahrhundert in die USA emigrierte und dort mit Handel zu den reichsten Familien des Landes aufstieg. Oder in jenen der Gebrüder Samuel und Johann Berger, die 1874 nach Russland auswanderten und dort erfolgreich Käse produzierten. Doch viele der Emigrantinnen und Emigranten konnten den Traum vom «Tellerwäscher zum Millionär» nicht verwirklichen und fristeten auch in der neuen Heimat ein tristes Dasein, das oft von Heimweh überschattet wurde. Besonders stark war die Sehnsucht nach der Schweiz wohl bei jenen, die nicht freiwillig weggezogen waren. Nicht selten drängten Gemeinden einen Teil ihrer Einwohnerinnen und Einwohner dazu, auszuwandern. Dafür übernahmen sie die Reisekosten, denn das war für die Kommunalkasse letztlich billiger als eine langandauernde Armenunterstützung.

Es waren jedoch nicht nur die Armen, die aus der Schweiz wegzogen. Die Abenteuerlust und ein wachsender Bedarf an Expertentum lockten ebenfalls viele Personen über die Grenze. Die Freiburgerin Adèle d’Affry beispielsweise wanderte nach dem Tod ihres Mannes nach Paris aus und machte sich dort unter dem männlichen Pseudonym «Marcello» einen Namen. Ihr Atelier wurde im 19. Jahrhundert zum Treffpunkt der vornehmen Pariser Gesellschaft. Am anderen Ende der gesellschaftlichen Skala agierte Beat Richner. Der Zürcher Kinderarzt baute ab den 1990er-Jahren mehrere Kinderspitäler in Kambodscha, welche den Ärmsten eine kostenlose medizinische Versorgung ermöglichten.

Heute leben rund 800’000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland. Die meisten von ihnen, über 60 Prozent, wohnen in Europa. Sie sind stimm- und wahlberechtigt und haben mit der Auslandschweizer-Organisation (ASO) ein Organ, das sie gegenüber Behörden und Parlament vertritt. (mc/pg)

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