Landesmuseum Zürich erzählt Geschichte der Schweizer Technokultur

Zürich – Die Technokultur prägt seit den 1990er-Jahren nicht nur die Schweizer Musik, sondern auch Mode, Grafik und Tanz. Als Ausdruck gesellschaftlichen Wandels forderte sie Freiräume und veränderte den urbanen Raum. Die Ausstellung TECHNO im Landesmuseum Zürich beleuchtet vom 21.03. – 17.08.2025 diese Bewegung in all ihren Facetten.
Der Ursprung von Techno liegt im Detroit der 1980er-Jahre. Inspiriert von Science-Fiction und angetrieben von den Klängen elektronischer Drumcomputer und Synthesizer, entwickelten afroamerikanische Musiker wie Juan Atkins einen neuen, rhythmusorientierten Sound. Über England und Deutschland fand Techno seinen Weg in die Schweiz, wo er sich rasant verbreitete. In Clubs, leerstehenden Industriebauten oder in der freien Natur entstanden neue Orte des gemeinsamen Tanzens.
Meilenstein Street Parade
Ein Meilenstein für die Schweizer Technokultur war die erste Zürcher Street Parade 1992, inspiriert von der Loveparade in Berlin. Heute ist sie die grösste Techno-Party der Welt und trägt dazu bei, dass die Technokultur als lebendige Tradition der Schweiz gilt.
Techno lebt von der Wechselwirkung verschiedener kreativer Disziplinen. Techniken wie Sampling und Collage prägen nicht nur die Musik, sondern auch Grafikdesign und Mode. Schweizer Designer und Designerinnen beeinflussten mit innovativer Typografie die visuelle Identität der Szene. Im Bereich der Mode verschwammen die Grenzen zwischen Subkultur und High Fashion – so finden sich Elemente der Technokultur auf internationalen Laufstegen wieder. Auch in Bezug auf Toleranz und Diversität setzte Techno Zeichen: Die Szene war und ist ein Raum der Freiheit, der Gemeinschaft und des kulturellen Experimentierens.
Doch die Bewegung stiess auch auf Hindernisse. Um die Nachtruhe zu wahren und um den Alkoholkonsum einzuschränken, galten restriktive Gastgewerbegesetze. Bis Mitte der 1990er-Jahre erschwerten diese die Organisation von Partys und die Gründung neuer Clubs. Als Reaktion darauf veranstaltete die Szene Partys an improvisierten, nicht genehmigten Orten. Teilweise wurden dafür auch Räume illegal besetzt. Mit dem rasanten Wachstum und der Euphorie der Bewegung zeigen sich weitere Schattenseiten: Oft wird die Musik als Störung empfunden, was zu Lärmklagen führt. Auch Kontrollverlust und Ekstase gehören zum Nachtleben dazu, die Folge sind Probleme mit Drogenkonsum. Innovative Präventionsangebote wie das Drug-Checking begegnen dieser Herausforderung.
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit Protagonistinnen und Protagonisten aus der Schweiz entstanden. Sie bietet einen umfassenden Einblick in diese vielschichtige Szene, deren kultur- und gesellschaftspolitischen Einflüsse sowie in die Entstehung einer Jugendbewegung. Ein inszenierter Plattenladen, Video- und Audioinstallationen, wo Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen sowie zahlreiche, erstmals im musealen Kontext gezeigte Exponate, machen die Entwicklung der Technokultur und des gesellschaftlichen Wandels erlebbar – auch für Menschen, die selber nie etwas mit Techno zu tun hatten.
Neben Vermittlungsangeboten für Schulen bietet die Ausstellung ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Begegnungen in und ausserhalb des Museums, Podien und Fokusveranstaltungen sowie eine dreitägige Tanzveranstaltung im Innenhof des Landesmuseums. Erstmals stehen in der Ausstellung auch Texte in leichter Sprache zur Verfügung. (mc/pg)