Stockholm – Schwedens Akademie ist nach wie vor für Überraschungen gut: Keiner der zuletzt hoch gehandelten Favoriten, sondern der britische Romancier Kazuo Ishiguro ist der Literaturnobelpreisträger 2017.
Der Literaturnoblepreis 2017 geht nicht an den Japaner Haruki Murakami und nicht an den Kenianer Ngũgĩ wa Thiong’o. Die Favoriten sind aus dem Rennen: Den Preis erhält diesmal der Engländer Kazuo Ishiguro. Der legt, so die Begründung der Jury, «in Romanen von starker emotionaler Wirkung die Abgründe unserer unserer vermeintlichen Verbundenheit bloss».
Booker Preis für «Was vom Tage übrigblieb»
Der 62-jährige Ishiguro, der in Japan geboren wurde und in England aufwuchs, wurde mit Romanen wie «Damals in Nagasaki», «Was vom Tage übrigblieb», «Als wir Waisen waren», «Alles, was wir geben mussten» und zuletzt «Der begrabene Riese» bekannt. Für «Was vom Tage übrigblieb» erhielt er 1989 den renommierten Booker Preis. James Ivory verfilmte den Roman 1993 mit Emma Thompson und Anthony Hopkins.
Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestages Stifters Alfred Nobel. Im vergangenen Jahr hatte überraschend der Musiker Bob Dylan den Nobelpreis zuerkannt bekommen. Mit Ishiguros Kür schlägt die Akademie nun wieder einen klassischeren Pfad ein. Er schreibe «das vielleicht schönste Englisch der Gegenwart» so ein Kritiker über den Autor. Die Sprecherin der Schwedischen Akademie, Sara Danius, beschrieb Ishiguros Literatur als»eine Mischung aus Jane Austen und Franz Kafka».
Überraschend ist seine Wahl, weil nach dem Preis für Bob Dylan im Vorjahr als nächster Preisträger weithin ein Autor aus Asien oder Afrika erwartet worden war. Oder gar eine Autorin – immerhin haben erst 14 Frauen die Auszeichnung erhalten. (mc/ps)