Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk zu Gast im Zentrum Paul Klee
Bern – Am Dienstag, 5. Dezember 2023, findet im Zentrum Paul Klee um 18 Uhr ein
Gespräch mit Lesung mit der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk über ihr neuestes Werk Empusion statt. Der hochgelobte Roman vereint in mystisch-skurriler Weise Literatur- und europäische Geistesgeschichte, Zeitgeschichte und Feminismus. Die Veranstaltung findet in Polnisch statt und wird auf Deutsch übersetzt. Sie markiert den Höhepunkt des diesjährigen Literaturprogramms im Zentrum Paul Klee.
Olga Tokarczuks neuer Roman mutet an wie das zeitgenössische Gegenstück zu Thomas Manns Zauberberg: Im September 1913 reist der an Tuberkulose erkrankte Ingenieurstudent Mieczysław Wojnicz nach Görbersdorf, zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Luftkurorte Europas. Im «Gästehaus für Herren» von Wilhelm Opitz nimmt er zwischen kuriosen Charakteren Quartier.
Der Titel des Romans ist ein Kunstwort und leitet sich ab von «Empusa» und «Symposion»: Erstere eine Schreckgestalt aus der griechischen Mythologie, letzteres ein geselliges Zusammensein, bei dem getrunken und diskutiert wird. Beides findet sich in Görbersdorf: Die Männerrunde um Mieczysław Wojnicz philosophiert unermüdlich – mit Vorliebe bei einem Gläschen Likör mit dem klingenden Namen «Schwärmerei» – über drängende Fragen: Wird es Krieg geben in Europa? Welche Staatsform ist die beste? Existieren Dämonen und merkt man einem Text an, wer ihn verfasst hat – eine Frau oder ein Mann? Besonders gern befasst sich die Herrenriege mit der «Frauenfrage».
Die misogynen Kommentare, die Tokarczuk ihren Protagonisten dabei in den Mund legt, sind historisch verbürgt und ihre Urheber im Nachwort aufgeführt.
Neben dem Kuralltag ereignen sich im beschaulichen Görbersdorf unerklärliche und makabre Todesfälle: Am Tag nach Mieczysławs Ankunft begeht die Frau des Pensionswirts Selbstmord, und jedes Jahr im Herbst wird ein Mann im Wald zerfetzt aufgefunden. Hier mischen sich in die realistisch erzählte Geschichte die für Tokarczuk typischen magischen und mythischen Elemente. Es entfaltet sich eine fesselnde Schauergeschichte von verblüffender Aktualität.
Die Lesung wird von Isabelle Vonlanthen moderiert. Die gesamte Veranstaltung wird auf Deutsch übersetzt. Die deutschen Auszüge aus Empusion liest Nina Zimmer.
Tickets sind ab sofort erhältlich auf kulturticket.ch oder an der Museumskasse. (ZPK/mc/ps)