Manor Kunstpreis 2022 zeichnet fünf Schweizer Künstlerinnen und Künstler aus
Basel – Im Jahr 2022 geht der Manor Kunstpreis an Dominic Michel (Aargau), Gil Pellaton (Bern), Claudia Kübler (Luzern), Lucas Herzig (Tessin), Sarah Margnetti (Waadt).
Der Manor Kunstpreis fördert seit 40 Jahren junge Schweizer Künstlerinnen und Künstler im Bereich der visuellen Kunst: Malerei, Skulptur, Fotografie, Videokunst und Installationen. Auch in diesem Jahr können die Preisträgerinnen und Preisträger ihre Arbeiten an Ausstellungen in Aarau, Biel, Luzern, Lugano und Lausanne präsentieren.
Seit dem 28. Januar und noch bis 27. März 2022 präsentiert das Kunsthaus Pasquart in Biel Hennissement von Gil Pellaton. Die Erzählungen von dem Künstler handeln von seltsamen und disparaten Begebenheiten. Für seine Objekte und Installationen verwendet er oft organische Materialien wie Tigerbalsam und Koriander oder eine Mischung aus Kurkuma und Knochenleim. Das eigenständige künstlerische Vokabular Pellatons wird von der Kulturgeschichte sowie der symbolischen Aufladung der Materialien und ihrer Umdeutung im Kunstkontext inspiriert. Hennissement ist die Fortsetzung einer fortlaufenden Arbeit, die versucht, ein von den vorherrschenden Bezugssystemen unabhängiges Universum zu entwickeln. Die köstlich geheimnisvollen Werke entwickeln Erzählungen, die unvollständig bleiben und eine Welt der Poesie eröffnen, in der die Gefühle endlos improvisieren können.
Vom 29. Januar bis 24. April 2022 zeigt Dominic Michel im Aargauer Kunsthaus seine neusten Arbeiten in Form von Objekten, Videos und Installationen. Dominic Michel interessiert sich in seinem künstlerischen Schaffen für Objekte und Orte sowie für deren soziokulturelle Bedeutung. «Objekte sind Träger, Protagonisten und gleichzeitig die Sprache einer Geschichte, die sich fortlaufend verändert und umgeschrieben wird», sagt Michel. Er verfolgt zeitgenössische Narrative entlang gesellschaftlicher, ökonomischer oder privater Kreisläufe. Dabei hinterfragt er die symbolische Aufladung von Gegenständen und Lokalitäten und ermöglicht neue Sichtweisen. Original und Kopie, Wiederholung und Unterscheidung, öffentlicher und privater Raum: Diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung.
Vom 30. September 2022 bis zum 8. Januar 2023 werden im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne die Werke von Sarah Margnetti ausgestellt. Die Künstlerin meistert die Technik des Trompe-l’oeil und hat einen Stil entwickelt, der optische Illusionen mit abstrakten Formen verbindet. In monumentalen Wandgemälden, teilweise auf Leinwand, stellen diese Muster Körperfragmente dar, meist weibliche, deren Funktion manchmal umgedeutet (ein Ohr wird zu einem Körper, ein Körper zu einem Gehirn usw.) oder vervielfacht wird. Sie tauchen auf oder verschwinden in Architektur- oder Einrichtungselementen, die aus der Theaterwelt stammen (Vorhänge, Balustraden, Sessel usw.). Unter den Sinnesorganen ist das Ohr ein wiederkehrendes Motiv. Die Künstlerin setzt in ihrer Praxis eher auf das Hören als auf das Sprechen oder Sehen und spielt mit traditionellen Motiven der Kunstgeschichte, insbesondere mit dem weiblichen Körper.
Vom 23. Oktober 2022 bis 29. Januar 2023 zeigt das MASI Palazzo Reali in Lugano die Arbeit von Lucas Herzig. Der Künstler erforscht die Identität und die potenzielle Verdinglichung der Geschichte. Er arbeitet mit Skulpturen, Rauminstallationen und Zeichnungen, die oft aus fiktiven Welten zu stammen scheinen und sich mit Themen wie Archäologie, Architektur, Geologie, Utopien und Dystopien befassen. Herzig kombiniert oft Objekte und Reliefs, meist aus Pappmaché und anderen Rohmaterialien, um Kompositionen zu schaffen, die in und mit dem Raum in einen Dialog treten, wobei sie dem Ausstellungskontext besondere Aufmerksamkeit schenkt. Der Künstler beschäftigt sich mit Fragen zu hybriden Identitäten, Zugehörigkeit, Kategorisierung und Stigmen. Seine Arbeit deutet auf neue Mythen und Rituale für eine Realität hin, in der Fragen nach Kategorien und Definitionen oft keine eindeutigen und definitiven Antworten finden.
Vom 3. Dezember 2022 bis 5. Februar 2023 stellt das Kunstmuseum Luzern die Werke von Claudia Kübler aus. Die Künstlerin interessiert sich für geologische Prozesse, den Ursprung der Menschheit und insbesondere für die Zeit, ihre Messbarkeit, Elastizität und Visualisierung. Drei Sekunden vor Mitternacht handelt davon, wo wir uns verorten und wie sich unser Handeln auswirkt. So kann sich unter anderem Küblers Werk durch unseren Besuch verändern. Offen bleibt, wann es fertig ist. Zu Beginn der Ausstellung oder erst an deren Ende? Existiert es danach weiter? Die Künstlerin arbeitet bevorzugt mit haptischen Materialen, denen Vergänglichkeit eingeschrieben ist, beispielsweise mit Gipsplatten oder Sand. So sind ihre Arbeiten oft dem Prozess verpflichtet, prekär und flüchtig.
Ein Engagement für die junge Schweizer Kunstszene
Der Manor Kunstpreis ist einer der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz. Er wurde 1982 von Philippe Nordmann ins Leben gerufen, um jungen Schweizer Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Er wird jedes Jahr von einer Fachjury alternierend in den Städten Aarau, Basel, Biel, Chur, Genf, Lausanne, Luzern, Lugano, Schaffhausen, Sitten, St. Gallen und Winterthur vergeben. (Manor/mc/pg)