Manor Kunstpreis St.Gallen 2017 geht an Georg Gatsas
Georg Gatsas, Manor Kunstpreisträger St.Gallen 2017,geboren in Grabs 1978, lebt und arbeitet in Waldstatt/AR und Zürich. (Foto: Juliette Uzor)
St. Gallen – Der St.Galler Künstler Georg Gatsas erhält den Manor Kunstpreis St.Gallen 2017. Der mit CHF 15’000 dotierte Preis wird alle zwei Jahre in St.Gallen verliehen. Begleitet wird er von einer Einzelausstellung im Kunstmuseum St.Gallen, zu der eine eigene Publikation erscheint. Zudem erwirbt die Stifterfirma ein Werk des Künstlers.
Wie bereits für frühere Preisträger – Peter Kamm, Alex Hanimann, Pipilotti Rist, Marcus Geiger, Patrick Rohner, Christoph Büchel, Lutz/Guggisberg, Caro Niederer, Yves Mettler, Christian Vetter, Alexandra Maurer, Francisco Sierra und Beni Bischof – ermöglicht das Kunstmuseum St.Gallen auch Georg Gatsas seine erste Einzelausstellung in einem Kunstmuseum. Die Mitglieder der Jury des Manor Kunstpreises – Pierre-André Maus und Chantal Prod’hom als Vertreter der Stifterfirma sowie die externen Fachleute Dr. Theodora Vischer, Senior Curator Fondation Beyeler in Basel, Bernard Tagwerker, Künstler aus St.Gallen, und Hansruedi Voser, Präsident der Stiftung Kunstmuseum St.Gallen – bestimmten Georg Gatsas zum Preisträger 2017.
In Gatsas’ Werk stehen zunehmend menschliche Interaktionen im Mittelpunkt. Er nutzt soziale Medien und audiovisuelle Kommunikationstechnologien zur Information, digitalen Feldforschung, Kontaktaufnahme und Interaktion. Er sieht in ihnen die Möglichkeit, das menschliche Sensorium und Vorstellungsvermögen unmittelbarer und umfassender zugänglich zu machen. Das expressive Potenzial von Fotografien, die Zusammenarbeit mit JournalistInnen und GeisteswissenschaftlerInnen, eigene Texte für Magazine und Zeitungen sowie interaktive, audiovisuelle und materielle Forschungs- und Repräsentationsmethoden macht er für einen transkulturellen Dialog und für eine kritische Kuturanalyse nutzbar.
Musik und Kunst sowie deren historische und soziologische Bezüge
Gatsas› Fotografien zugrunde. Selbst Nomade in einer globalisierten Welt, pendelt Georg Gatsas zwischen urbanen Landschaften und fängt in seinen Porträts gleichermassen das Individuum wie die umgebende Welt ein. Dabei sind „Global Cities“ wie New York und London wichtige Fixpunkte in Georg Gatsas› Leben und Arbeiten. Die subkulturelle Musik- und Kunstszenen dienen als Stimmungsträger und vermitteln den Blick auf die Jetztzeit.
Zurzeit arbeitet Georg Gatsas an einem Fotografieprojekt zur „Post-Migration“ in der Schweiz. Er untersucht gesellschaftliche Realitäten, die durch Migrationserfahrungen geprägt sind: „Wie sehen unsere post-migrantischen Lebenswelten, Situationen und Kontexte in der digital beeinflussten Gegenwart aus, in denen sich Menschen mit vielfältiger Herkunft eingerichtet haben?“ Dieser und anderen Fragen geht der St.Galler Künstler in der Serie nach.
In den letzten Jahren wurde das Schaffen von Georg Gatsas in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, u.a. in der Kunst Halle St.Gallen, 2003, im Swiss Institute in New York, 2007, in der Coalmine Galerie in Winterthur, 2010, in den Gruppenausstellungen „Dark“ im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, 2006.Weitere Präsentationen folgten inter dem Titel „Shifting Identities“ im Kunsthaus Zürich, 2008, und im Contemporary Art Centre in Vilnius, 2009, „Welt-Bilder 4 / World Images 4“ im Helmhaus Zürich und „Junge Kunst“ im Kunsthaus Zürich, 2011, „Blick – Artists work with Ringier image archive“ im Aargauer Kunsthaus, 2012 oder „Hôtel Dunkerque“ im FRAC Nord–Pas De Calais, 2015. Die Präsentation im Kunstmuseum St.Gallen ist seine erste Einzelausstellung in einem Schweizer Kunstmuseum.
Ein Engagement für die junge Schweizer Kunstszene
Der Manor Kunstpreis, einer der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz, wurde 1982 von Philippe Nordmann ins Leben gerufen, um jungen Schweizer Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Er wird jährlich von einer Fachjury verliehen. Ein Blick auf die Liste der Preisträger zeigt, dass der Manor Kunstpreis zum internationalen Durchbruch einer ganzen Reihe von Künstlern, wie zum Beispiel Luciano Castelli (Kunstpreis Luzern 1984), Marie José Burki (Kunstpreis Genf 1993), Pipilotti Rist (Kunstpreis St. Gallen 1994) oder Lena Maria Thüring (Kunstpreis Basel 2013) beigetragen hat. (mc/pg)