Die Pandemie treibt zahlreiche kuriose Früchte. Menschen, die sich erregt und gleichzeitig erschöpft täglich die mediale Flut von Todeszahlen, neuen Massnahmen und Schuldzuweisungen antun und in Begegnungen mit anderen vor allem ein Gesundheitsrisiko sehen. Es braucht also mehr denn je Inseln im Alltag, die uns Erholung, Freude, mentale und körperliche Befriedigung und einen neuen Horizont erfahren lassen. Hier der Erfahrungsbericht einer morgendlichen Auszeit mit der Wirkung eines Wochenendurlaubs (mindestens).
Von Helmuth Fuchs
Während die einen lauthals einen sofortigen, rigorosen, Wochen dauernden Lockdown fordern mit dem Ziel, das Coronavirus auszurotten (ZeroCovid), fordern die anderen ebenso vehement eine Öffnung geschlossener Restaurants und Sportstätten. Und beide scheinen zu vergessen, dass es fast unzählige Möglichkeiten gibt, Freiheit neu zu definieren und zu erfahren und die eigene Gesundheit problemlos auch ausserhalb von betreuten Fitnesszentren zu stärken.
Mit diesen Gedanken machen wir uns an den Versuch, in vier Stunden möglichst viel Freiheit zu erleben und etwas für die Gesundheit zu tun.
Vom Bürostuhl in die Berge und zurück
Also den Hintern aus dem Bürostuhl hieven, Rucksack (ist immer bereits gepackt für die nächste Tour) und die Skis in den Wagen schmeissen und vom See (Sihlsee) an den Fuss der nächsten Skiberge fahren (Weglosen, Talstation des Hoch-Ybrigs). Wir parken das Fahrzeug gleich am Beginn der Aufstiegsspur zur Drusberghütte. In wenigen Minuten sind wir startklar, während die Sonne die Bewölkung noch nicht richtig durchbrechen konnte und das Thermometer bei minus 7 Grad stecken bleibt.
Der Beginn der Tour mit dem Ziel Rütistein ist eine einfache Skitour, mit leichten, kaum lawinengefährdeten, dafür weiten, mässig steilen Nordwest- und Westhängen. Kurz: Die ideale Tour für unser limitiertes Zeitbudget. Die offizielle Aufstiegszeit von 2:30 – 3 Stunden lässt sich für uns bei zügigem Gehen und ohne Pause auf 2 Stunden reduzieren.
Der erste kleine Aufstieg gleich zu Beginn mit einigen Spitzkehren, eisigem Untergrund in einem steilen Hangstück ist perfekt, um gleich alle Einstellungen des Materials zu testen. Danach geht es einer immer leicht ansteigenden Strasse entlang durch den verschneiten Chäserenwald, bis an dessen Ende auf 1420 Metern dann der Blick frei wird auf die Drusberghütte. Wir lassen diese links liegen, steigen weiter auf, vorbei an den Pfannenhütten in Richtung Hinterofenhöchi. Dann rechts hoch zum Rücken, der auf den Rütistein führt.
Wenig Zeit, wenig Tee, wenig Schnee
Für einmal sind wir nicht die fotografierenden Bummler, sondern ziehen an Tourengehern vorbei, die vor uns gestartet sind und jetzt unterwegs in kurzen Pausen sich verpflegen, oder die imposante Landschaft auf sich einwirken lassen. Uns bleibt dafür genügend Zeit auf dem Gipfel nach dem Aufstieg über 990 Höhenmetern. Oben angelangt ein kurzer Kleiderwechsel, Demontage der Felle, umrüsten der Skis für die Abfahrt, etwas Tee, Aufsagen der Landschaft, die jetzt im Wechselspiel zwischen Sonne und Wolken eine dramatische und grossartige Kulisse bildet.
Dei Schneeverhältnisse wären eigentlich perfekt, wenn es nur mehr Schnee hätte. So hört man immer wieder das Kratzen der Skis an nur leicht von Schnee bedeckten Steinen (mit bleibenden Spuren, wie ir im Tal dann feststellen). Beim Auto angekommen alles wieder verstauen und zurück ins Heim und Office am See. Nach genau 4 Stunden wieder bereit zur Arbeit.
Unsere Erkenntnis: Ein Morgen kann uns dieselbe Erlebnisdichte und Flut an herzerwärmenden Eindrücken vermitteln, wozu es sonst ein Wochenende braucht. Auch wenn mittlerweile der Eindruck entsteh, das ganze Leben habe sich um Corona zu drehen, gibt es eine Realität, die davon praktisch unberührt ist. In der schneebedeckten Bergwelt ist der Zauber der Natur ungebrochen geniessbar. Das Gehen gibt den Rhythmus für das Atmen. Alles ist konzentriert auf den Fluss der Schritte, die Spur nach oben, den idealen Weg. Die Befreiung am Ziel mit dem Blick in die archaische Felslandschaft geht tief und hält lange an.
Stiefkind Immunsystem
Erstaunlicherweise gehen bei all den Massnahmen zur Bekämpfung des Viruses (Abstand, Hygiene, Meiden von Menschenansammlungen, Masken, wo dies nicht möglich ist) all diejenigen Vorkehrung unter, die wir treffen können, um unser Immunsystem, das eigentlich die wichtigste Barriere für das Virus darstellt, zu stärken: Bewegung, Sport, gesunde Ernährung, bekannte Helfer im Winter wie Vitamin D, Ingwertee, Sonne, kurz alles, was zur körperlichen und mentalen Fitness beiträgt.
Jeder weiss, dass ohne Gesundheit alles andre zweitrangig wird. Gesundheit bedeutet aber nicht nur die Abwesenheit physischer Krankheitssymptome. Sie schliesst die mentale Gesundheit mit ein, unser Gesamtempfinden als soziale Wesen. Wer Massnahmen beschliesst, die einen signifikanten Eingriff in persönliche Freiheiten darstellen, soziale Kontakte massiv einschränken, Netzwerke zerreissen, sollte zumindest mit derselben Vehemenz, wie er die Massnahmen propagiert auch Wege aufzeigen, wie die Menschen ihre eigene körperliche und mentale Fitness steigern können, um die negativen Auswirkungen der Massnahmen erträglicher zu machen.
Von Microferien zu Wochenenden
Uns helfen solche Microferien. Erholt und erfrischt, mit einem Bündel an neuen Eindrücken und Bildern lässt sich der Alltag wieder neu gestalten. Für längere Ausflüge über ein Wochenende steht dann unser Steyr 10S21 bereit, ebenfalls schon mit den wichtigsten Dingen gepackt. Er bietet uns Autarkie (Unabhängigkeit von äusserer Energiezufuhr dank Solarenergie auf dem Dach und Diesel im Tank) und Autonomie. Noch vor Corona geplant und gerade mit derPandemie fertiggestellt, ist er ein Zuhause auf Rädern, wo immer wir ihn parken. Meist fernab von Menschenansammlungen, irgendwo in der Einsamkeit, am Beginn einer Fahrrad-, Wander- oder Skitourenroute. Pandemiekonform und auch lange nach Corona noch die von uns bevorzugte Form des Urlaubs zwischen Micro- und Macroreisen.