Museum Franz Gertsch: Heinz Egger – Mein lautloses Getriebe
Heinz Egger, o. T. (Ausschnitt), 2012, Gouache auf Karton, 14.5 x 19.5 cm, © Heinz Egger)
Burgdorf – Jeden Morgen, wenn Heinz Egger das Atelier betritt, wendet er sich seinem Tagebuch zu. Das Datum wird gestempelt, einige Eindrücke werden mit Bleistift notiert. Es können Bemerkungen zum Wetter oder zur Tagesform sein, aber auch Zitate, Gedanken, Beobachtungen. Eine Zeichnung mit Bleistift oder Kohle, eine Pinselskizze kommt hinzu. Etwas wird eingeklebt.
So verfährt Egger seit Jahren. Die Tagebücher dienen ihm als Kosmos seiner Vergangenheit und Gedankenwelt, sind aber auch Fundus für die Gegenwart und die Zukunft. In der Kabinettausstellung erlaubt der Künstler uns einen ausführlichen Blick in diese morgendlichen Notizen.
Aktuelle Ölgemälde, Arbeiten mit Gouache auf Karton und Tiefdrucke
Rund um die lange Reihe dieser vierundzwanzig Bände aus den vergangenen vierundzwanzig Jahren (1989–2012) sind aktuelle Ölgemälde, Arbeiten mit Gouache auf Karton und Tiefdrucke komponiert, die einen Eindruck von der leisen – aber den Besucher nie kaltlassenden – Bildwelt Eggers ermöglichen und aufzeigen, welchen Weg ein Werk von einer Skizze aus nehmen könnte. Die Landschaften und Räume Heinz Eggers erschliessen sich meist nicht auf den ersten Blick. Man muss in die stillen Farbflächen und Pinselstriche eintauchen um dann allmählich eine mögliche Darstellung zu erkennen – manches bleibt auch offen, ist nicht genau zu entziffern. Aus der Ruhe schält sich bei der Betrachtung durchaus auch Dramatisches hervor. Eggers Arbeiten basieren oft auf einem kleinen „unbewachten“ kreativen Moment, dessen Emotionalität dann aber bei der Ausführung vom Künstler ins Geistige übertragen wird. Dem unbewussten Anfang im Bewusstsein seiner Vergänglichkeit folgt eine Entwicklung in vielen malerischen Schichten, deren Schlusspunkt vom Künstler kontrolliert wird. Bei der Reihe von Zustandsdrucken seiner Pinselätzungen lässt der Künstler jedoch auch den Zufall mit ins Spiel kommen.