Zürich – Anlässlich der Ausstellung «Osiris – Das versunkene Geheimnis Ägyptens» im Museum Rietberg in Zürich berichtet der Fotograf Christoph Gerigk, einer der weltweit renommiertesten Unterwasserfotografen, am 31. Mai 2017 über seine Zusammenarbeit mit Franck Goddio, den er seit zwei Jahrzehnten auf dessen Expeditionen begleitet. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr und liefert spannende Einblicke in die archäologische sowie fotografische Welt unter Wasser.
Wenn es geht, wartet Christoph Gerigk auf klare Momente. Davon gibt es vor der Küste Nordägyptens allerdings nicht viele. Unter Wasser beträgt die Sichtweite oft nur einen halben Meter. Schuld daran sind unter anderem die Abwässer der Mineralölindustrie, aber auch der Nil lädt gelben Schlamm, Schwermetalle und organische Stoffe ab.
Sichteinschränkung als Stilelement
Umso beeindruckender sind die hervorragenden Fotos, die Gerigk immer wieder gelingen. Er hat sich auf die widrigen Umstände eingestellt und fotografiert zum Beispiel Münzen bei entsprechender Beleuchtung aus nur wenigen Zentimetern Entfernung, grössere Objekte heben sich dagegen geheimnisvoll vor einer grünen, undurchschaubaren Wasserwelt ab. «Irgendwann habe ich die Sichteinschränkung ausgenutzt und als Stilelement eingesetzt. Unterwasserfotografie ist immer ein Spiel mit dem Medium Wasser, das die Lichtstrahlen von Sonne, Blitz und Lampen bricht und diese mit zunehmender Distanz farblich filtert», erklärt der 51-Jährige.
Ein- bis zweimal pro Jahr nimmt Gerigk für einige Wochen teil an Goddios Ausgrabungskampagnen, die von der Liechtensteiner Hilti Foundation unterstützt werden. Während dieser Zeit geht er jeden Tag für einige Stunden unter Wasser und begleitet die Arbeit der Archäologen mit der Kamera. Wird irgendwo ein interessantes Objekt entdeckt, ist er schnell vor Ort – entweder per Beiboot, mit dem Unterwasserscooter oder bei geringen Entfernungen auch «zu Fuss» – vom Forschungsschiff «Princess Duda» aus.
Gefahren unter Wasser
Die Tauchtiefe beträgt in der Bucht von Alexandria und Abukir nur zwischen fünf und zehn Meter. Trotzdem ist das Goddio-Team Gefahren ausgesetzt. «Unser Albtraum sind Schleppnetzkutter, die manchmal die Sicherheitsabstände nicht respektieren und mit hoher Geschwindigkeit durch unser Tauchgebiet rauschen. Wegen der schnelleren Schallübertragung unter Wasser können wir die Geräusche leider nicht orten», beschreibt Gerigk ein Risiko, das viele Taucher fürchten.
Wie lange er sich unter Wasser aufhalten muss, um ein sehr gutes oder sogar hervorragendes Foto zu schiessen, weiss allerdings auch der erfahrene Unterwasserfotograf nicht vorher. Manche Bilder gelingen ihm im Vorbeischwimmen, andere sind das Ergebnis von Entwürfen und mühsamen Vorbereitungen, die er dann wie geplant ausarbeitet. «In Alexandria», so der Deutsche, «habe ich einmal drei Tage lang auf einen Fisch gewartet, der im Bild noch fehlte.»
Der Vortrag «Abenteuer Unterwasserfotografie» von Christoph Gerigk findet am 31. Mai 2017 um 19:00 Uhr im Museum Rietberg Zürich statt. Der Eintritt ist frei.
Ausgezeichneter Fotograf
Christoph Gerigk, 1965 in Oldenburg geboren, studierte Fotografie in Bielefeld und arbeitet seit 1998 mit dem französischen Unterwasserarchäologen Franck Goddio zusammen. Für seine Bilder von Ägyptens versunkenen Städten wurde Gerigk zweimal beim Wettbewerb World Press Photo ausgezeichnet. Er fotografiert z.B. für GEO, National Geographic, Spiegel und Stern.