Museum Rietberg: «Ragamala – Bilder für alle Sinne»

Museum Rietberg: «Ragamala – Bilder für alle Sinne»
Meister der ersten Generation nach Manaku und Nainsukh von Guler, Gambhira Raga, Ausschnitt Folio aus der «Zweiten Guler Ragamala Serie», Pahari-Gebiet, um 1790, Pigmentmalerei auf Papier, 2013.248, Ankauf mit Mitteln von Catharina Dohrn (Bild: © Museum Rietberg)

Zürich – Wie klingt die Sehnsucht – und wie sähe sie aus, wäre sie ein Mensch? Was bedeutet der Ruf des Pfaus im Bild? Welchen Duft verströmt der blühende Baum, unter dem die junge Frau steht und eine Laute spielt?

Die neue Ausstellung im Museum Rietberg widmet sich einem Juwel der indischen Miniaturmalerei: den Ragamala-Bildern. In dieser besonderen Kunstform verbinden sich Musik, Dichtung und Malerei zu einem Erlebnis für alle Sinne. Die Bilder berühren durch ihre Zartheit und grosse Ausdruckskraft. In stimmungsvollen Szenen erzählen sie von Liebe und Schmerz, Melancholie und Verlangen. Sie zeigen Liebende in der Natur, Fürsten in Gemächern, Männer und Frauen im Kampf und verborgene Details, die nur darauf warten, entdeckt und entschlüsselt zu werden. Die Ausstellung «Ragamala – Bilder für alle Sinne» präsentiert fünfzig Meisterwerke der Ragamala-Malerei und lädt erstmals ein, sie im Zusammenspiel von Bild, Musik, Dichtung und Duft zu erleben.

Ab dem 15. Jahrhundert schufen Maler an Indiens Königshöfen Bildserien, die Musik illustrieren sollten. Ragamala – wörtlich «Reihe von Ragas» – kann als «Girlande von Melodien» übersetzt werden, was auf die enge Verknüpfung der Bilder mit der klassischen indischen Musik hinweist. Ragas sind melodische Strukturen, die bestimmte Stimmungen beim Publikum erzeugen. Die Ragamala-Maler übertrugen diese Stimmungen in eine Bildsprache. Dafür griffen sie auf Verse zurück, die musikalische Ragas als menschliche Charaktere beschrieben. So sind die verschiedenen Künste miteinander verwoben. In der Betrachtung verschmelzen Klang- und Bildfarbe, Farbtöne und Tonlagen zu einer einzigen sinnlichen Erfahrung.

Eintauchen in Bilder, Klänge und Düfte
Jedes Bild erzählt eine Geschichte, die durch die Verbindung von Musik, Gedicht und Malerei zum Leben erweckt wird. Die königlichen Auftraggeber betrachteten die Bilder in ihren herrschaftlichen Gemächern gemeinsam mit ausgewählten Gästen. Umgeben von gutem Essen, Getränken und Düften lauschten sie dabei der Musik und den Versen. Das Betrachten von Ragamala-Bildern war ein multimediales Erlebnis für alle Sinne.

Die Ausstellung «Ragamala – Bilder für alle Sinne» bietet erstmals die Möglichkeit, diesen Kunstgenuss in seiner Vielschichtigkeit nachzuempfinden. Präsentiert werden rund 50 Ragamala-Bilder aus der Sammlung des Museums, die zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert entstanden. Die Ausstellung ergänzen zwei zeitgenössische Malereien aus Südasien: In VideoInterviews erklären die beiden Maler Manish Soni und Murad Mumtaz, wie sie beim Herstellen der Bilder vorgegangen sind und wie sie zwei Ragas neu interpretieren.

Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, die Bilder nicht nur genau anzuschauen, sondern auch zu hören und sogar die in ihnen versteckte Düfte zu riechen. Neu arrangierte Musikkompositionen, Parfums und Filme ermöglichen es, in die sinnliche Welt der Ragamala-Malerei einzutauchen. Mit der Musikerin Tara Kini wurden 30 Ragas neu aufgenommen. Die Duftexpertinnen und -experten Bharti Lalwani und Nicolas Roth haben eigens für die Ausstellung neue Düfte kreiert.

Das Ragamala-Projekt
Die Ausstellung ist das Ergebnis des Ragamala-Projekts, das 2021 im Rahmen des GBF-Forschungsprogramms für indische Kunst und Künstlerinnen und Künstler am Museum Rietberg eingerichtet wurde. Die Kuratorin der Ausstellung Sonika Soni untersuchte Hunderte von Ragamala-Bildern in der Sammlung des Museum Rietberg. Mit der Ausstellung macht sie neue Forschungsergebnisse erstmals öffentlich zugänglich. (Museum Rietberg/mc/ps)

Ausstellung vom 20. September 2024 bis 19. Januar 2025
Ausstellungsinformationen

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