Museum Tinguely: Robert Breer

Robert Breer, Filmstill aus dem Film "Form Phases IV", 1954  © Robert Breer, courtesy gb agency, Paris

Robert Breer, Composition aux trois lignes, um 1950
© Robert Breer, courtesy gb agency, Paris
Foto: Marc Domage
Früher nannte man sie «Universalgnie» – heute sind sie einfach Künstler, Maler, Filmemacher und Bildhauer.

Robert Breer brachte mit seinen Artefakten die Welt aus der Ausgewogenheit. Und Robert Breer ist heute genauso aktuell, wie er es in den 1950er Jahren war.

Der Beginn einer einzigartigen Laufbahn
Der Sohn eines 3D-Amateurfilmers und leitenden Ingenieurs bei der Chrysler Corporation studierte zunächst Ingenieurwissenschaften in Stanford, bevor er dann zur Malerei überwechselte. In jungen Jahren begeisterte er sich für einen Rennwagen von BMW mit offenem Verdeck aus dem Jahr 1935 sowie für Kunstflugstunden in einem Doppeldecker. Seine erste wirkliche Leidenschaft jedoch war die reduzierte Reinheit von Piet Mondrians abstrakten Gemälden mit ihrer Gitternetzstruktur. Nach seiner Übersiedlung nach Paris entwickelte Breer seine eigene Interpretation der hard edge-abstraction.

Robert Breer, Filmstill aus dem Film «Form Phases IV», 1954
© Robert Breer, courtesy gb agency, Paris

Er sagte sich schon bald von der Ausgeglichenheit und Harmonie von Mondrians Kompositionen los. Zu ruhig und angepasst schienen ihm diese Harmonien. Er führte Dinge in die Bilder ein, die das Gleichgewicht zerstörten –  implizierte Bewegung sowie frei schwebende Linien – sollten es sein. Er schuf so ungleichmässige Formen, die gegeneinander ankämpften und sich in einem permanenten Zustand der Ruhelosigkeit präsentierten.

Als meistgefeiertster Experimentalfilmer in der Geschichte gilt Robert Breer. Die Retrospektive zeigt die Arbeiten Breers von 1950 bis heute.

Vierzehn Gemälde aus den 1950er Jahren, darunter Composition with Three Lines (1950), Time Out (1953) und Three Stage Elevator (1955), sind im MuseumTinguely zu sehen.

Robert Breer, Filmstill aus dem «Film Form Phases IV», 1954
© Robert Breer, courtesy gb agency, Paris

Daumen Kinos
Animationskunst und Bewegung, das waren die Dinge, die ihn interessierten, denn diese ergänzten sich in einer Welt der beginnenden Medialisierung ideal und stellten die Frage nach dem Kunstwerk neu. Er stellte sich den Fragen und war für sehr viele junge Künstler ein Leitmedium, der die weissen Flecken auf der Kusntkarte zu betreten getraute. In seinem ersten Film Form Phases (1952) wurden die Entwürfe seiner Gemälde in Bewegung umgesetzt, wobei sie sich von einem Gegenstand in einen anderen verwandeln und sich in Farbe und filmischem Raum verändern. In Form Phases IV (1954) bewirkt eine tour de force von Bewegung und Instabilität, dass auf jedem Quadratzentimeter des Bildschirms Formen, Farben, Linien und Bewegungen aufbrechen, sich gegenseitig ergänzen und widersprechen. Eine Spannung zwischen dem bewegten und dem unbewegten Bild bestimmt viele dieser frühen Werke: Recreation I (1956–57) verwendet für jedes Einzelbild (bei 24 Einzelbildern pro Sekunde) eine andere Darstellung, verwirft dabei die vermeintliche Realität, welche der herkömmliche Film präsentiert und offenbart Bewegung als blosse Wiederholung statischer Filmzellen.

Forscher der Schwerkraft
Mit fortschreitender Karriere beschäftigte sich Breer immer stärker mit der Wechselwirkung von Abstraktion und Darstellung. Fuji (1974) wechselt von den Filmaufnahmen von Breers Ehefrau durch ein Zugfenster hindurch zu einer rotoskopierten Sequenz eines Fahrkartenschaffners und unzähliger, in die Länge gezogener Darstellungen des Mount Fuji, die alle in die Abstraktion abgleiten und wieder aus dieser heraustreten.
Ein weiterer wichtiger Teil von Breers Werk sind die bewegten Skulpturen oder auch «Floats». Diese einfachen, fast minimalistischen Formen bewegen sich mit einer kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit und nehmen beim Auftreffen auf ein Hindernis einen Richtungswechsel vor.
Im BALTIC Centre for Contemporary Art war die Ausstellung von Juni bis September 2011 zu sehen. Robert Breer war zur Eröffnung dieser Ausstellung in Gateshead und erkrankte nach der Heimkehr. Im August 2011 starb der Künstler.
Robert Breer im Museum Tinguely, Basel: 26.10.2011 – 29.01.2012 0 Robert Breer im Museum Tinguely, Basel: 26.10.2011 – 29.01.2012 0 Robert Breer im Museum Tinguely, Basel: 26.10.2011 – 29.01.2012 0

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