Neuseelands Südinsel: Das Backpacker-Paradies wird zum Luxusreiseziel
Spätestens seit «Herr der Ringe» ist Glenorchy ein Touristen-Hotspot. Nun zeigt das abgelegene Dorf zwischen Bergen und Gletschersee, wie die Zukunft der Neuseelandreisen aussehen könnte.
Irgendwo auf der staubigen Paradise Road bremst ein Mietwagen, und die Seitenscheibe surrt nach unten. «Weisst du, wo dieses Herr-der-Ringe-Ding ist?», fragt der Tourist und guckt ebenso ratlos wie seine Frau am Smartphone.
So wie den beiden ergeht es vielen, die nach Glenorchy auf Neuseelands Südinsel kommen. Tag für Tag rumpeln sie durch die Täler im Norden des Dorfs, auf der Suche nach den Drehorten von Isengard, Lothlorien und all den anderen Tolkien’schen Fantasieorten. Auch Szenen der »Narnia«-Filme und des sechsten Teils der »Mission Impossible«-Reihe wurden hier gedreht. Und natürlich Auto-Werbespots, auf der einzigen Strasse nach Glenorchy, die sich so traumschön unter den Bergen entlang des türkisen Lake Wakatipu schlängelt.
Nicht nur Filmfans zieht es in das Dorf mit seinen gut 400 Einwohnern, auch viele Wanderer passieren es auf dem Weg zum beliebten Weitwanderweg Routeburn. Eingerahmt von den Ketten der Humboldt- und Richardson-Berge liegt Glenorchy in einer ebenso spektakulären Landschaft wie Queenstown, das weltberühmte Epizentrum des Adrenalin- und Partytourismus am anderen Ende des Sees. Doch statt Malls und Hotelklötzen stehen hier Holzbungalows mit Wellblechdächern.
An der Hauptstrasse reihen sich einige Restaurants und Cafés aneinander, Läden für Jetboot- und Helikoptertouren sowie eine kleine Brauerei. Was man vergeblich sucht: Backpacker-Hostels, die eigentlich so typisch sind für Neuseeland. Stattdessen befinden sich in und um Glenorchy einige der exklusivsten Lodges des Landes. Die Entwicklung zeigt, wie sich der Tourismus dort spätestens seit der Pandemie ändert: Die Zeiten, in denen Backpacker frei und günstig über Nord- und Südinsel vagabundieren konnten, sind noch nicht vorbei. Es wird aber schwieriger.