Nobelpreis für Literatur geht an Annie Ernaux
Stockholm – Die Gewinnerin der renommiertesten literarischen Auszeichnung der Welt steht fest: die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. Die Schwedische Akademie in Stockholm zeichnet sie «für ihren Mut und klinischen Scharfblick» aus.
Annie Ernaux ist die Nobelpreisträgerin für Literatur des Jahres 2022. Die 82-jährige französische Schriftstellerin ist vor allem bekannt für ihre autofiktionale Technik, mit der sie autobiografische Erlebnisse zu grosser Literatur verdichtet. Zuletzt gewann mit Patrick Modiano 2014 ein Autor aus Frankreich die wichtigste Literaturauszeichnung der Welt.
Das Nobelpreiskomittee der Schwedischen Akademie zeichnet Annie Ernaux aus «für ihren Mut und den klinischen Scharfblick, mit denen sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung blosslegt». Ernaux zählte im Vorfeld der Bekanntgabe in den Wettbüros und in Fachkreisen durchaus zum Favoritenkreis – anders als in der vorigen beiden Jahren, als die Akademie mit den Auszeichnungen für den tansanischen Autor Abdulrazak Gurnah und die amerikanische Poetin Louise Glück für Überraschung gesorgt hatte.
Der Nobelpreis für Literatur wird seit 1901 vergeben und ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 920’000 Euro) dotiert. Er gilt als die prestigeträchtigste literarische Auszeichnung der Welt. Auf der sogenannten Longlist für den Preis standen in diesem Jahr 233 Kandidaten – welche Namen darunter sind, wird alljährlich streng geheim gehalten. Man habe Annie Ernaux noch nicht telefonisch erreichen können, sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe der Preisträgerin. (mc/ps)