Christian Gerhaher, Opernsänger (Bariton) (Bild: Sony Music).
Zürich -Die erste Premiere der neuen Saison ist Alban Bergs Oper»Wozzeck». Christian Gerhaher gibt in der Titelrolle ein doppeltes Debüt: Er singt nicht nur erstmals die anspruchsvolle Partie, sondern auch erstmals in einer szenischen Produktion am Opernhaus Zürich.
Irrlichternd hetzt der Soldat Wozzeck durch eine Welt, die er nicht zu enträtseln vermag. Vom Doktor wird er mit absurden medizinischen Experimenten gequält, vom Hauptmann gedemütigt und verhöhnt. Und seine Geliebte Marie, mit der er ein Kind hat, betrügt ihn mit dem Tambourmajor. Wozzeck wird zum Mörder und ersticht Marie.
Erbarmungslose Fallstudie über soziales Unrecht und menschliches Leid
Georg Büchners Dramenfragment, das Alban Berg als Vorlage für seine erste Oper nahm, ist eine erbarmungslose Fallstudie über soziales Unrecht und menschliches Leid. Aber es ist auch eine Groteske, die von der Überzeichnung lebt; das Abgründige und das Lächerliche liegen ganz nahe beieinander. In diesem Panoptikum erscheinen die Figuren wie Marionetten, die letztendlich alle durch dieselbe existentielle Angst zum Zappeln gebracht werden.
Meilenstein der Operngeschichte
Alban Bergs Wozzeck, 1925 uraufgeführt und rund hundert Jahre nach Georg Büchners Drama entstanden, gehört zu den Gipfelwerken der Operngeschichte. Bergs expressionistischer Tonfall ist formal genial gefasst. Seine Partitur, so schrieb der Musikwissenschaftler Alfred Einstein, gleiche einem Nervenbündel: «Man meint zuerst, es seien nur wirre Drähte, aber es ist ein lebendiger Organismus. Die Vorgänge sind traumhaft; sie sind verzerrt wie in einem wüsten Traum. Auch alles Volksliedhafte ist verzerrt, selbst das Geräusch wird Ausdruck, und der Naturalismus wird Stil.»
Bergs Wozzeck darf im Repertoire keines Opernhauses fehlen. In Zürich nehmen sich Regisseur Andreas Homoki und Generalmusikdirektor Fabio Luisi der Jahrhundertoper an. Der charismatische deutsche Bariton Christian Gerhaher gibt sein Rollendebüt als Wozzeck. (OZ/mc/hfu)