Reise durch die Bildwelten eines Museumsfotografen
Galápagos-Seelöwen auf der Insel Champion bringen ein nachmittägliches Ständchen dar. (Bild: Jürg Stauffer)
Zürich – Fotografien von exotischen Tieren und überwältigenden Landschaften. Kurzfilme über Feldforschung, eine Multimediashow über Ausserirdische, auch eine uralte Tonbildschau über Insekten: Wie zufällig Angeschwemmtes präsentiert sich die neue Sonderausstellung am Zoologischen Museum der Universität Zürich. «Strandgut» nennt der Fotograf Jürg Stauffer denn auch die ausgestellten Eindrücke aus 40 Jahren seines Berufslebens am Museum.
Das faszinierend-schaurige Portrait eines Meerleguans lockt in die skurrile Tierwelt. Phantasievolle Fabeltiere und eindrückliche Aufnahmen lebender Tiere ziehen die Blicke auf sich. Ebenfalls überraschend und manchmal gar futuristisch anmutend sind die Bilder, die die Wandlung des Zoologischen Museums in den letzten Jahrzehnten dokumentieren. Panoramen von Kakteenwüsten auf den Galápagos-Inseln sowie von Schweizer Gletschern wecken Fernweh und die plakatgrossen Bilder von Tierpräparaten aus den Sammlungen lassen einen staunen. Diese enorme Vielfalt an Fotografien entstand bei Produktionen für das Zoologische Museums.
Die aktuelle Sonderausstellung «Strandgut» widerspiegelt die Arbeitswelt des Museumsfotografen Jürg Stauffer. Er arbeitete angestellt und freiberuflich rund 40 Jahre für das Zoologische Museum der Universität Zürich. Anlässlich seiner Pensionierung gibt der Multimedia-Allrounder Einblick in seine sich stetig wandelnde Berufswelt.
Als Museumsfotograf auf Reisen
Den präparierten Schimpansen «Jacky» gut in Szene setzen, aber auch bei Expeditionen dabei sein – das Reisen gehört ebenfalls zur Arbeit des Museumsfotografen. Jürg Stauffer begleitete Forscherinnen und Forscher des Paläontologischen Instituts mit Studierenden nach Marokko, wo er deren Arbeit für die Ausstellung «Massenaussterben und Evolution» dokumentierte. Auf den Galápagos-Inseln entstand eine Reportage über die Forschung des Instituts für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften für eine Sonderausstellung und ein Buch. Romantisch waren die Reisen kaum, sie waren viel mehr Abenteuer, wie die Ausstellung zeigt, verbunden mit vielen technischen Tücken. Jürg Stauffer erinnert sich lebhaft an das anstrengende Herumklettern auf den Galápagos-Inseln, «ausgerüstet mit Kameras für Video-, Klein- und Mittelformatbildaufnahmen, natürlich sowohl für analoge wie digitale Bilder und samt Spezialkopf für Panoramen – eine riesige Materialschlacht».
Die Kamera hat Jürg Stauffer stets dabei, wenn er unterwegs ist: Auf der täglichen Fahrt vom Wohnort am Jurasüdfuss nach Zürich entstand eine Bildserie über Pendlerinnen und Pendler, die ebenfalls ausgestellt sind. Auf seinen Strandspaziergängen machte der Fotograf schliesslich kunstvoll und bizarr wirkende Aufnahmen von Strandgut, was seiner Ausstellung den Namen gibt.
Hinter Kameras und an Computern
Verzaubert von Bildern und Filmen, vergisst sich leicht die komplexe Technik, die dahinter steckt: Jürg Stauffer verbrachte den Hauptteil seiner Arbeitszeit nämlich nicht hinter Kameras, sondern an Computern. Mit besten Erinnerungen an die analoge Fotografie sah Jürg Stauffer von Beginn weg Vorteile in der digitalen Entwicklung: «Sie bedeutet weniger Arbeit mit giftigen Lösungen in der Dunkelkammer und erlaubt die Kontrolle der Bildqualität auf dem Display der Fotokamera.»
Auch die Entwicklung der Präsentationsformen in den Museen wird in der Ausstellung gezeigt: Die Tonbildschauen mit in Drehkarussellen ratternden Dias aus den 1970er Jahren stehen für das damals postulierte «audiovisuelle Zeitalter». Den Bogen zur digitalen Vorführung schlägt eine Multimedia-Animation von 2011 über ausserirdisches Leben. Mit dem rasanten technischen Fortschritt entwickelte sich der Fotograf auch zum Multimedia-Allrounder. «Von der Fotografie zu Multimedia» heisst denn auch der Untertitel der Sonderausstellung «Strandgut» von Jürg Stauffer. Mit diesem Geschenk ans Museum geht er in Pensionierung. Zumindest offiziell: Als selbstständiger Fotograf wird Jürg Stauffer weiterhin an Projekten arbeiten – etwa als gestalterischer Leiter einer Ausstellung über Archäologie für das «Archäologische Museum Kanton Solothurn» in Olten. (Universität Zürich/mc/pg)
Programm «STRANDGUT – Jürg Stauffer: von der Fotografie zu Multimedia»
Öffnungszeiten:
18. März 2014 bis 22. Juni 2014
Dienstag bis Freitag: 9 – 17 Uhr,
Samstag und Sonntag: 10 – 17 Uhr,
Montag geschlossen
Eintritt und öffentliche Veranstaltungen sind gratis.
Führungen mit Jürg Stauffer:
Sonntage 30.3. und 27.4.2014 um 11:30 Uhr
Gruppenführungen auf Anfrage: [email protected]