Reisebüro-Kunden lassen sich Ferien nicht von Inflation vermiesen
Zürich – Schweizerinnen und Schweizer zieht es nach der Pandemie wieder ins Ausland. Daran ändern auch steigende Preise nichts. Das Gegenteil scheint sogar der Fall zu sein: Luxuriösere Zimmer und längere Reisen sind angesagt.
Reiseveranstalter hätten «wegen der Inflation und der steigenden Energiekosten» ihre Preise erhöht, sagt Andrea Beffa, Geschäftsführerin des Schweizer Reise-Verbands, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. «Die Preise werden ja von den Leistungsträgern wie Hotels, Airlines und so weiter gemacht und so an den Kunden weitergegeben. Diese Preise sind zum Teil deutlich höher als im Vorjahr», sagt auch der Präsident des Verbands Swiss Travel Association, Luc Vuilleumier.
«Aktuell bemerken wir deshalb aber keinen negativen Einfluss auf die Reiselust», so Beffa. Tatsächlich greifen die Kunden für ihre Ferien sogar tiefer in die Tasche. Dies zeigt eine Auswertung des grössten Schweizer Reiseveranstalters Hotelplan. Demnach zahlen Ferienhungrige für eine einwöchige Pauschalreise rund ums Mittelmeer rund 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 seien die Ausgaben im Schnitt gar 6,0 Prozent höher.
«Die höheren Ausgaben pro Kunde sind zu einem gewissen Teil auf die Inflation und die gestiegenen Flugpreise zurückzuführen – aber nicht nur», wird Hotelplan-Chefin Nicole Pfammatter in einer Mitteilung zitiert. Viel mehr liege es daran, dass sich die Kunden, die ihre Ferien in Schweizer Reisebüros buchen, ungeachtet der höheren Preise mehr gönnen als noch vor der Pandemie.
«Sie machen längere Ferien oder leisten sich eine höhere Zimmerkategorie», stellt auch Beffa fest. Gemäss Hotelplan sind «höherwertige Pauschalreisen», zum Beispiel in einem besseren Hotel, gefragt. Gleich klingt es bei der Swiss Travel Association: «Es werden teilweise deutlich teurere Reisen gebucht», so Vuilleumier.
Auslandferien nehmen zu
Nachdem während der Pandemie Ferien in der Schweiz besonders angesagt waren, zieht es die Kunden nun wieder ins Ausland. «Im Frühling sind Ägypten, die Kanarischen Inseln, aber auch fernere Destinationen wie die Malediven, Thailand und Dubai sehr beliebt», sagt Beffa. Im Sommer seien dann die klassischen Badeferien am Mittelmeer hoch im Kurs – also etwa in Griechenland, Zypern, der Türkei oder in Spanien.
«Bis jetzt sind die Buchungseingänge recht erfreulich. Insbesondere das Badeferiengeschäft nähert sich dem Vor-Corona-Niveau», so Beffa. Auch das Geschäft mit Individualreisen entwickle sich sehr positiv.
Noch im letzten Jahr seien Reisen wegen der Unsicherheiten sehr kurzfristig gebucht worden. «Dies hat sich in diesem Jahr schon wieder verändert. Es wird wieder frühzeitig gebucht», sagt Beffa.
Den Reiseveranstaltern mangelt es nach den Entlassungen während der Pandemie aber noch immer an Angestellten. «Es ist im Moment nicht einfach, neues Personal zu finden», sagt Vuilleumier. Beffa sieht den Sektor wegen des Fachkräftemangels vor grosse Herausforderungen gestellt. «Die ganze Reisebranche ist nun gefordert, Nachwuchs zu gewinnen und zu fördern», sagt sie. (awp/mc/ps)