Reisebüros leiden trotz Reiselust unter Umsatzeinbussen
Zürich – Die Schweizer Reisebüros haben im Geschäftsjahr 2015 weniger Umsatz erzielt, obwohl die Reiselust der Bevölkerung leicht zunimmt. Neben negativen Währungseffekten leidet die Branche zudem vermehrt unter der unsicheren geopolitischen Lage in beliebten Reisedestinationen. Dies zeigen zwei Studien der HSG St. Gallen und des Reiseversicherers Allianz Global Assistance im Auftrag des Schweizer Reiseverbands (SRV).
Im Jahr 2015 erzielten die insgesamt 351 befragten Schweizer Reisebüros einen durchschnittlichen Umsatz von rund 3,2 Mio CHF, das sind gut 2% weniger als im Vorjahr. Der Umsatz pro Mitarbeitendem sank sogar um rund 4% auf 980’000 CHF und damit erstmals im gesamten Erhebungszeitraum seit 2006 unter die Schwelle von 1 Mio CHF pro Vollzeitstelle. Nur dank immer höheren Beratungsgebühren konnte die Branche eine Bruttorendite von 15% halten, die Nettorendite sank dagegen um 0,2 Prozentpunkte auf noch 1,2%, so die Studie der HSG.
Mehr kurzfristige Buchungen
Die zweite Studie zu den Aussichten der Branche für das laufende Jahr hält fest, dass die Reisefreude der Schweizer Bevölkerung unvermindert anhält. Die Befragung von knapp über 1’000 Personen durch das LINK Institut im Auftrag der Allianz ergab, dass dieses Jahr im Durchschnitt 2,8 Mal Ferien mit mindestens drei auswärtigen Übernachtungen gebucht wurden. Das sind geringfügig mehr als im Vorjahr, als nur 2,6 Privatreisen gebucht wurden, wie die ebenfalls anlässlich einer Medienkonferenz des Schweizer Reiseverbands am Donnerstag vorgestellte Studie zeigt.
«Herr und Frau Schweizer reisen weiterhin. Sie reisen sogar mehr als im letzten Jahr», sagte der Chef von Allianz Global Assistance (Schweiz), Angelo Eggli. Die Auswirkungen der geopolitischen Unsicherheiten dürfte sich aber im laufenden Jahr noch weiter akzentuieren. «Wir stellen auch einen Rückgang von 4 Prozentpunkten bei Frühbuchern fest, da diese aufgrund der potenziellen Terrorismusgefahr in einzelnen Destinationen vermehrt kurzfristig buchen», so Eggli.
Grosse Verschiebungen innerhalb der Reisedestinationen
Festzumachen sei dies vor allem an Reisezielen wie der Türkei, Tunesien und Ägypten, «aber auch Metropolen wie Paris und London sind weniger beliebt als auch schon», ergänzt Walter Kunz, Geschäftsführer des Reiseverbands. «Dagegen stehen skandinavische Länder sowie Spanien und Italien wieder hoch im Kurs». Diese Destinationen seien in diesem Sommer praktisch ausgebucht gewesen, so Kunz.
Insgesamt zeige sich das Buchungsverhalten zudem «sehr stabil», wie Eggli betont. Zwar bleibe das Internet die klare Nummer 1, wenn es um die Buchung einer Reise gehe, die Bedeutung der persönlichen Beratung in einem Reisebüro nehme aber gerade im Kontext möglicher politischer Konflikte zu. Somit sieht auch eine Mehrheit der Befragten Unruhen und Terror als grösstes Risiko bei einer Ferienreise, tatsächlich benennen sie aber Verspätungen als das dringendste konkrete Problem. (awp/mc/pg)