Zürich – Was bleibt uns wirklich in Erinnerung? Dieser Frage geht die Fluggesellschaft Swiss International Air Lines im Rahmen eines internationalen Experiments gemeinsam mit dem Neuropsychologen Prof. Dr. Lutz Jäncke nach. Und zeigt auf, warum sich Menschen deutlich besser, intensiver und nachhaltiger an Reisemomente als an alltägliche Begebenheiten erinnern.
Im August lud Swiss 30 Probanden aus sechs Ländern im Alter von 18 bis 80 Jahren nach Zürich ein, an einem Experiment zum Thema Reiseerinnerungen teilzunehmen. Mit wissenschaftlicher Begleitung des Neuropsychologen Prof. Dr. Lutz Jäncke wurden die Probanden zunächst in Einzelinterviews und anschliessend in Paarinterviews zu ihren Reiseerinnerungen befragt. Um die Erinnerungen zu stimulieren, kamen sensorische Trigger wie Gerüche, Bilder und Geräusche zum Einsatz – mit beeindruckender Wirkung.
Als sei es gestern gewesen: Erinnerungen an Reisemomente
Die Interviews zeigten: An Reiseerlebnisse erinnerten sich die Probanden weitaus besser als an alltägliche Begebenheiten. Was es beispielsweise vor drei Tagen zum Abendessen gab, konnten während des Experiments die wenigsten Teilnehmer auf Anhieb beantworten. Ganz anders jedoch sah es aus, als die Probanden zu ihren schönsten Reiseerinnerungen befragt wurden. Diese schilderten die Teilnehmer in einer Detailtiefe, als seien sie gerade gestern aus dem Urlaub zurückgekehrt. Dabei lagen die geschilderten Ereignisse teils schon Jahrzehnte zurück.
„Reiseerinnerungen nehmen einen herausragenden Platz in unserem Gedächtnis ein“, erklärt Neuropsychologe Prof. Dr. Lutz Jäncke. „Im Alltag blenden wir viele Informationen um uns herum aus. Auf Reisen jedoch ist unser Geist vom Ballast der täglichen Sorgen befreit und wir saugen das Fremde, das Neue, mit all seinen Details förmlich in uns auf. Zusätzlich sind wir in den Ferien oft in besonders guter Stimmung. Die positiven Emotionen verankern unsere Erinnerungen an den Moment noch tiefer im Gedächtnis.“
Blitzschnell zurück in den Ferien: Schlüsselreize stimulieren das Gedächtnis
Was das Experiment zudem zeigte: Bestimmte Reize können das Erinnerungsvermögen zusätzlich stimulieren. Besonders intensiv wurden die Erinnerungen immer dann empfunden, wenn die Teilnehmer mit sensorischen Trigger-Reizen konfrontiert wurden, wie zum Beispiel dem Aroma von Curry, Sambaklängen oder landestypischen Skulpturen.
„Der Grund dafür ist, dass Reisen sich uns als multisensorisches Mosaik einprägen“, erläutert Neuropsychologe Prof. Dr. Jäncke. „Deshalb können solche Reize regelrechte Erinnerungsblitze in uns auslösen, die uns prompt zurück in die Ferien versetzen.“ Eine Beobachtung, die sich auch in einer Umfrage zum Thema Reiseerinnerungen bestätigt, die Swiss bei der Gesellschaft für Konsumforschung in Auftrag gegeben hat. Demnach fühlen sich fast 70 Prozent der Schweizer durch Bilder an ihre Reisen erinnert, 47 Prozent durch Begegnungen mit Menschen und mehr als 40 Prozent aufgrund bestimmter Speisen.
Gespräche über Erlebtes schärfen die Erinnerungen
Auch das Teilen von Erlebnissen mit anderen bringt Erinnerungen noch stärker an die Oberfläche. Das zeigte sich im Experiment im Rahmen von Paarinterviews, in denen sich Probanden mit gleichem Reiseziel mittels Impulsfragen zu ihren Reiseerlebnissen austauschten. Mühelos berichteten die Teilnehmer sehr persönlich, emotional und detailreich auch von komplexen und sehr weit zurückliegenden Erlebnissen. „Im Gespräch aktivieren wir unsere Erinnerungen, frischen sie auf und sortieren sie neu bewertet in das Gedächtnis ein“, erklärt Prof. Dr. Jäncke. (mc/pg)
Über „The Memory Experiment“
„The Memory Experiment“ wurde im August 2018 in Zürich mit 30 Probanden im Alter von 18 bis 80 Jahren aus der Schweiz, Deutschland, UK, Frankreich, Italien und USA durchgeführt. Mit wissenschaftlicher Begleitung des Neurowissenschaftlers Prof. Dr. Lutz Jäncke wurden die Probanden zunächst in Einzelinterviews zu ihren Alltagserinnerungen gegenüber ihren Reiseerinnerungen befragt. In einem zweiten Schritt kamen sensorische Trigger – unterschiedliche Schlüsselreize – zum Einsatz, um herauszufinden, inwieweit sie das Erinnerungsvermögen stützen können. In sich anschliessenden Paarinterviews tauschten sich Probanden mit gleichen Reisezielen mittels aktivierender Fragen zu ihren Erinnerungen aus. Die Szenen und Äusserungen der Probanden wurden filmisch dokumentiert und sind nicht gescriptet.