Religion und Spiritualität in der Schweiz im Wandel

Religion und Spiritualität in der Schweiz im Wandel
(Photo by Stefan Kunze on Unsplash)

Neuenburg – 2019 gaben über 70% der Bevölkerung in der Schweiz an, einer Religion anzugehören. Ein Viertel der Bevölkerung nimmt mehr als fünfmal pro Jahr an einem Gottesdienst teil und eine Mehrheit betet mindestens einmal pro Jahr. Gut 8% waren gemäss eigenen Angaben Opfer von Diskriminierung aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit. Im Vergleich zu 2014 hat die Bedeutung von Religion und Spiritualität bei der Erziehung der Kinder abgenommen. Dies sind einige Ergebnisse der zweiten Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur des Bundesamtes für Statistik (BFS).

Der Wandel der Religionslandschaft hat sich in den letzten Jahren beschleunigt. Vor 50 Jahren war nahezu die gesamte Bevölkerung der Schweiz entweder protestantisch (49%) oder katholisch (47%). Die Anteile dieser beiden Religionen sind auf 23% bzw. 35% gesunken, während der Anteil der Personen ohne Religionszugehörigkeit von 1% auf über ein Viertel (28%) gewachsen ist. Der Anteil der anderen christlichen oder evangelikalen Gemeinschaften sowie der übrigen Religionen beläuft sich auf 7,1%, jener der muslimischen Gemeinschaften auf 5,3%.

Teilnahme an Gottesdiensten und Häufigkeit des Betens
2019 wohnte gut ein Viertel der Bevölkerung (26%) mehr als fünfmal pro Jahr einem Gottesdienst bei. 40% nahmen ein- bis fünfmal pro Jahr teil. Letztere taten dies zu 87% aus sozialen Gründen, beispielsweise für Hochzeiten oder Beerdigungen.

Die Mehrheit der Bevölkerung (55%) betet mindestens einmal pro Jahr. In der protestantischen Gemeinschaft ist der Anteil Personen, die in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung nie gebetet haben, höher (38%) als bei den muslimischen (31%) und katholischen Gemeinschaften (30%). Mitglieder der anderen evangelikalen Gemeinden beten häufiger: 30% mehrmals täglich und 54% täglich oder fast. Rund jede fünfte Person (19%), die angab, keiner Religion anzugehören, betet mindestens einmal pro Jahr.

Der Glaube an einen einzigen Gott bleibt am stärksten verbreitet
Der Anteil Personen, die angaben, an einen einzigen Gott zu glauben, hat sich seit der letzten Erhebung von 2014 stark verändert. Es handelt sich zwar nach wie vor um die am stärksten verbreitete Glaubensform, doch der Anteil ist rückläufig (2014: 46%; 2019: 40%). Ein Viertel der Bevölkerung glaubt weder an einen einzigen, noch an mehrere Götter, sondern vielmehr an eine höhere Macht. Dieser Anteil ist seit 2014 unverändert. Der Anteil atheistischer Personen ist von 12% auf 15% angestiegen, jener der Agnostikerinnen und Agnostiker, d.h. der Personen, die nicht sicher sind, ob es einen oder mehrere Götter gibt, hat im gleichen Zeitraum von 17% auf 18% zugenommen.

Nahezu ein Viertel der Bevölkerung (24%) hat in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung eine spirituelle Bewegungs- oder Atmungstechnik wie Yoga, Tai-Chi oder Qigong ausgeübt (2014: 19%) und 23% haben sich mit der Persönlichkeitsentwicklung befasst (2014: 21%).

Erziehung der Kinder: Religion und Spiritualität wichtig, aber rückläufig
2019 gehörte nahezu ein Drittel der Kinder unter 15 Jahren keiner Religion an, 2014 war es ein Viertel. Für 42% der Bevölkerung (2014: 47%) spielt die Religion oder die Spiritualität bei der Erziehung der Kinder dennoch eine eher oder sehr wichtige Rolle. Über ein Fünftel der Eltern (22%) empfindet es als wichtig, ihre Kinder unter 18 Jahren nach den Prinzipien ihrer Religion zu erziehen. 15% möchten ihnen spirituelle Werte vermitteln und 44% ziehen andere Werte vor, die weder religiös noch spirituell sind.

Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit
8,2% der Bevölkerung gaben 2019 an, aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit Opfer von Diskriminierung geworden zu sein. Besonders betroffen sind Musliminnen und Muslime: 35% waren mindestens in einer konkreten Situation in der Schweiz Opfer von Diskriminierung aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit. Darauf folgen die Personen aus anderen Religionen (26%) sowie den anderen evangelikalen Gemeinden (17%).

Diskriminierung kann in verschiedenen Lebensbereichen auftreten (Arbeit, Schule oder Ausbildung, Wohnungssuche usw.). Von den Personen, die gemäss eigenen Angaben Diskriminierung erfahren haben, wurden 50% im Rahmen von Gesprächen diskriminiert. (BFS/mc/ps)

BFS

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