Rijksmuseum ändert rassistische Gemäldenamen

Name geändert: Simon Willem Maris; Portrait of a Young Black Woman. (Foto: Rijksmuseum)

Amsterdam / Wien – Weil zahlreiche Namen von bedeutenden Kunstwerken heute rassistisch anmuten, hat das Rijksmuseum in Amsterdam nun Bildtitel mit Wörtern wie «Negro», «Indian», «Dwarf» und «Mohammedan» rigoros abgeändert. Die Kritik über das eigenwillige Vorgehen der Museumsleitung liess nicht lange auf sich warten. Eine globale Welle der Empörung war die Folge.

Politische Korrektheit
Das Rijksmuseum besitzt etwa 1,1 Mio. Ausstellungsstücke, deren Namen nun einer Neuerung unterzogen werden. Das Werk «Young Negro Girl» von Simon Willem Maris (Abbildung) aus dem 19. Jahrhundert beispielsweise wird künftig etwa nur noch unter dem Titel «Young Girl Holding A Fan» veröffentlicht. Auch die Untertitel werden einer Begutachtung unterzogen. So ändert man beim Werk von Maris den beschriebenen «negro servant» in einen «black servant».

«Sprache ist ein Machtmittel. Weil es aber den einzig guten, wahren und schönen Sprachgebrauch nicht gibt, ist die Diskussion von Sprache als Machtmittel eine ständige Aufgabe. Anderen vorzuschreiben, wie sie zu sprechen haben, ist dabei problematisch. Galeristen, die Titel von Werken eigenmächtig verändern, schreiben den Künstern aber vor, wie diese zu sprechen haben. So eine Vorschrift ist auch im Falle von Kinderbüchern kaum zu legitimieren», so Medienpsychologe Christian Swertz auf pressetext-Nachfrage.

Zensur auf Kunstebene
Es ist das erste Mal, dass ein europäisches Museum so viel Aufwand betreibt, um die Titel der Werke abzuändern. Die Betreiber des Museums sehen darin die Ursache für die starke Kritik, die sie nun erreicht. «Manche Leute sind richtig wütend auf uns. Sie sagen, dass wir unbedingt versuchen wollen, politisch korrekt zu sein. Wir wissen aber, dass allein in den Niederlanden Millionen Menschen mit kolonialen Wurzeln leben. Allein deshalb sind die Änderungen wichtig», verteidigt Martine Gosselink, Projekt-Initiatorin des Rijksmuseums, die Vorgehensweise.

Experten stufen die umfassende Redigierung durch das Museum jedoch als Form der Zensur ein. «Ich finde, dass es absolut falsch ist, Wörter wie ’negro› oder sogar ’nigger› aus historischen Texten zu entfernen. Es wäre unehrlich, denn die Ausführenden schreiben die Geschichte neu. Zum anderen ist es Zensur auf künstlerischer Ebene», bemängelt der Historiker Julian Spalding in einem Bericht der «Times». (pte/mc/ps)

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