Sängerin Tina Turner ist tot
Zürich – Die weltberühmte Rock-Sängerin Tina Turner ist im Alter von 83 Jahren in ihrem Haus in Küsnacht bei Zürich gestorben. Dies bestätigte ihr Sprecher am Mittwochabend. In seinem Statement hiess es dazu unter anderem: «Mit ihr verliert die Welt eine Musiklegende und ein Vorbild.»
Turner begann ihre Karriere in den Fünfzigerjahren, in den Anfangsjahren des Rock’n’Roll, und entwickelte sich zu einem Phänomen.
«Queen of Rock’n’Roll»
Die «Queen of Rock’n’Roll» gewann sechs ihrer acht Grammy Awards in den Achtzigerjahren. In diesem Jahrzehnt landete sie mit einem Dutzend Songs in den Top 40 der US-Charts, darunter »Typical Male«, «The Best», «Private Dancer» und «Better Be Good to Me». Ihre Show 1988 in Rio de Janeiro zog 180’000 Menschen an, was bis heute eines der grössten Konzertpublikumszahlen für einen einzelnen Künstler ist.
Zu diesem Zeitpunkt war Turner bereits seit einem Jahrzehnt von ihrem Ehemann, dem Gitarristen Ike Turner, getrennt.
Der Superstar sprach offen über die Misshandlungen, die sie während ihrer Ehe und musikalischen Partnerschaft in den 1960er und Siebzigerjahren durch ihren ehemaligen Ehemann erlitt. Sie beschrieb geprellte Augen, aufgeplatzte Lippen, einen gebrochenen Kiefer und andere Verletzungen, die sie wiederholt in die Notaufnahme brachten.
«Tinas Geschichte ist nicht die eines Opfers, sondern die eines unglaublichen Triumphs», schrieb die Sängerin Janet Jackson über Turner in einer Ausgabe des Rolling Stone, die Turner auf Platz 63 einer Liste der 100 besten Künstler aller Zeiten setzte.
Die meisten von Turners Hits wurden von anderen geschrieben, aber sie belebte sie mit einer Stimme, die der Musikkritiker der «New York Times», Jon Pareles, als »eines der eigentümlichsten Instrumente im Pop« bezeichnete.
Tina Turner wurde am 26. November 1939 als Anna Mae Bullock in der ländlichen Gemeinde Nutbush in Tennessee geboren. Ihr Vater arbeitete als Aufseher auf einer Farm und ihre Mutter verliess die Familie, als die Sängerin 11 Jahre alt war, wie sie in ihren 2018 erschienenen Memoiren «My Love Story» schreibt. Als Teenager zog sie nach St. Louis, um zu ihrer Mutter zurückzukehren.
Zweite Weltkarriere nach Trennung
Tina Turner startete mit fast 40, nur mit ein paar Cents in der Tasche und als alleinerziehende Mutter zweier Söhne, erneut durch. Sie sang und tanzte zuerst in Clubs und Hotels. Sie habe geputzt, wo sie unterkam, sagte sie: «Lieber jemand anderes Putzfrau als Ike Turners Ehefrau!» Und dann kam 1984. Mit 45 schaffte sie den Durchbruch mit ihrem Album «Private Dancer». Sie gewann vier Grammys. Der Hit «What’s Love Got To Do With It?» klang wie ein selbstironischer, aber auch bitterer Rückblick auf die Ehe mit Ike.
Fortan füllte die Sängerin die grössten Säle und Stadien der Welt. Als sie in Rio de Janeiro 1988 vor mehr als 180 000 Zuschauern sang, kam sie mit dem Riesenpublikum ins Guinness-Buch der Rekorde. Auch für Zehntausende Fans in Deutschland wurden Konzerte zu unvergesslichen Erlebnissen.
Turner und Bach waren seit Mitte der 80er Jahre ein Paar. Zehn Jahre später zogen sie nach Küsnacht am Zürichsee in der Schweiz. Ihr mehr als 5000 Quadratmeter großes Anwesen am See benannte sie nach ihren indianischen Vorfahren «Algonquin». Turner nahm später auch die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Bachs Heiratsanträge wies sie jahrelang zurück, bis sie 2013 endlich Ja sagte – da war Turner 73, er 57. Er nannte sie «Schatzi», wie er der «New York Times» 2019 verriet. In dem Dokumentarfilm erzählte er liebevoll von einer auch nach mehr als 30 gemeinsamen Jahren noch knisternden Beziehung. (mc/ps)
(mc/ps)