Samuel Hieronymus Grimm, Haverfordwest (Ausschnitt), 1791, New Haven, Yale Center for British Art, Paul Mellon Collection. (© Kunstmuseum Bern)
Bern – Erstmals wird Samuel Hieronymus Grimm (1733-1794), der als Topograph, Illustrator, Karikaturist und Aquarellist Karriere gemacht hat und vor allem in England grosses Ansehen genoss, eine ausführliche Ausstellung gewidmet.
Grimm wurde in Burgdorf geboren, wo er sich zunächst der Dichtkunst widmete. Um 1760 wandte Grimm sich der Malerei zu und nahm Unterricht bei Johann Ludwig Aberli (1723-1786). 1765 ging er nach Paris, um seine Ausbildung bei Jean-Georges Wille (1715-1808) fortzusetzen, mit dem er auf langen Streifzügen zunächst Landschaftsmalerei betrieb. 1768 übersiedelte er nach London, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Er war sowohl als Illustrator tätig wie auch als Karikaturist.
Carte blanche
Mit bösartigem Witz thematisierte Grimm die britische Gesellschaft, die Mode, die Politik. Um 1773, wurde er von Sir Richard Kaye engagiert, zwei Aquarelle für ihn zu malen. Kaye sollte zu einem seiner treusten Auftraggeber werden, indem er Grimm eine carte blanche erteilte, alles, was er als „merkwürdig“ empfinde, festzuhalten. Kayes Auftraggeberschaft entsprangen über 2‘600 Aquarelle und Zeichnungen zum Britischen Alltag, zu Architektur und Landschaft sowie zum Benehmen, eine wahre bildnerische Enzyklopädie zum georgianischen England des 18. Jahrhunderts. Grimm hatte zahlreiche weitere prominente Auftraggeber, die er auf Ausflügen durch England und Wales begleitete.
Begabter Topograph
Grimms grosse Beliebtheit ist auf die Exaktheit seiner Darstellungen zurückzuführen, seine legendäre Schnelligkeit, seine bescheidenen Preise und seine tadellose Skizzier- und Maltechnik im Freien. Spezialisten zur britischen Kunst zählen Grimm zu den begabtesten Topographen seiner Generation, seine Aquarelle stehen jenen der besten englischen Meister jener Zeit in nichts nach.
Die Ausstellung vereint Beispiele aus jeder Bildgattung von Grimm, und sie wird auch von einem reich illustrierten Katalog – in Deutsch und in Englisch – begleitet. Kurator ist der mit dieser Zeit sehr vertraute Spezialist, Prof. William Hauptman, Lausanne, der 1996 bereits die grosse John Webber-Ausstellung im Kunstmuseum Bern betreut hat. Ko-Kuratorin im Hause ist Dr. Therese Bhattacharya-Stettler.