Olten – Die SBB haben den Fahrplan 2021 vorgestellt. Er bringt laut dem Bahnunternehmen nach einer vorübergehenden Durststrecke Verbesserungen für den Personen- und Güterverkehr. Vorerst fallen allerdings wegen Lokführermangels an Werktagen rund 200 Züge aus.
Die SBB können zwar den Grossteil des geplanten Angebots am 13. Dezember umsetzen, einzelne Teile werden wegen der Auswirkungen der Pandemie aber nur verzögert eingeführt. So komme es wegen Lokführermangels vom 7. September bis zum Fahrplanwechsel zu diversen Angebotseinschränkungen, wie Michel Berchtold, Leiter SBB Region Mitte, am Mittwoch vor den Medien sagte.
Verzögerung bei der Lokführer-Ausbildung
Derzeit fehlten den SBB 210 Lokführerinnen und Lokführer, da sich wegen des Coronavirus die Ausbildung verzögert habe. Durchschnittlich fallen laut Berchtold an den Werktagen von den über 9000 verkehrenden Zügen rund 200 aus, dies entspreche 2,2 Prozent. Teilweise müssten Bahnersatzbusse eingesetzt werden, dadurch komme es zu verlängerten Reisezeiten. Laut Berchtold soll bis zum Fahrplanwechsel das Angebot wieder voll verfügbar sein, mit Ausnahme der Romandie.
Auch temporäre Baustellenstopps wegen des Coronavirus hätten Auswirkungen auf den Start des neuen Fahrplans. Der Rückstand beim Bau des Ceneri-Basistunnels konnte jedoch aufgeholt werden. Damit werde nach dem Lötschberg und dem Gotthard-Basistunnel das letzte grosse Neat-Bauwerk nach 28 Jahren fertiggestellt, sagte Werner Schurter, Leiter Regionalverkehr. «Die Hardware ist nun gebaut, das Angebot wird nun schrittweise hochgefahren», erklärte Schurter. «Die Zukunft beginnt heute.»
Häufiger und schneller in den Süden
Die Flachbahn durch die Alpen ermöglicht laut den Angaben neue Angebote im nationalen und internationalen Güter- und Personenverkehr, darunter häufigere und schnellere Verbindungen auf der Nord-Süd-Achse.
Zusammen mit der Fertigstellung der Arbeiten am Ostufer des Zugersees werden im Personenverkehr die Kapazitäten für nationale und internationale Verbindungen erhöht und die Fahrzeiten in den Süden verkürzt. So dauert die Zugfahrt von Zürich nach Lugano weniger als zwei Stunden, diejenige nach Mailand nur noch drei Stunden.
Das Angebot von Zürich nach Mailand wird auf täglich zehn Direktverbindungen ausgebaut. Ab Basel gibt es neu fünf Direktverbindungen pro Tag nach Mailand. Die Eröffnung des Ceneri-Basistunnels verkürzt auch die Reisezeit zwischen der französischsprachigen Schweiz und dem Tessin.
Ziel sei es auch, die Ostschweiz und die Romandie zu verbinden, denn die Ost-West-Achse sei die Lebensader der Schweiz, sagte Schurter weiter. Der Einsatz des modernen Doppelstockzugs FV-Dosto zwischen Genf und St. Gallen via Freiburg und Bern soll mehr Kapazitäten und Komfort bringen.
Verbesserungen bringe der neue Fahrplan auch bei der Verbindung von Zürich nach München – das Angebot wird verdoppelt, die Fahrzeit verkürzt sich um 45 Minuten. Weiter wird es mehr Verbindungen von Zürich nach Chur geben sowie schnellere Verbindungen von Zürich nach St. Gallen. Auch die Wiedereinführung des Gotthard-Panoramazuges nach Locarno ist geplant.
Kritik aus den Regionen
In mehreren Regionen wurde Kritik an der vorübergehenden Ausdünnung des Fahrplans laut. So zeigte sich die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (Igöv) Nordwestschweiz in einer Stellungnahme enttäuscht. Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) reagierte verärgert über die Ausdünnung des Angebots der S-Bahn-Kurse bis zum Fahrplanwechsel.
Auch im Kanton Aargau hat der Lokführermangel Auswirkungen. Der Regierungsrat intervenierte deswegen bereits vor zwei Wochen bei der Leitung der SBB. Immerhin geht in dieser Region nach einer Bauzeit von fünf Jahren der Eppenbergtunnel auf der SBB-Strecke Olten-Aarau mit dem Fahrplanwechsel in Betrieb. Der zweispurige und 3,1 Kilometer lange Eppenbergtunnel ist das Herzstück des Vierspurausbaus der SBB-Strecke Olten-Aarau, der die Kapazität auf der Ost-West-Achse erhöht und auch der Region mehr Verbindungen bringt.
Für das Tessin wird der neue Fahrplan aufgrund von Verzögerungen durch die Coronavirus-Pandemie erst per 5. April vollständig umgesetzt. Ab dem 13. Dezember gilt im Südkanton deshalb ein Übergangsfahrplan.
Insgesamt werden mit dem neuen Fahrplan rund 1,4 Prozent mehr Züge im Regional- und Fernverkehr unterwegs sein, wie Berchtold sagte. (awp/mc/pg)